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Galaxis Science Fiction Bd. 02

Galaxis Science Fiction Bd. 02

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 02
Autoren: Lothar Heinecke
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seinen Magnetschuhen abgestoßen hatte und jetzt mitten im Raum schwebte. Cicarelli tastete mit den Fingern nach den Zeigern des Chronometers, um die korrekte Zeit festzustellen. Wenn er jetzt wirklich schwebt, so dachte Lorch, lügt das Licht nicht. War also das Bild, das er vor einem Augenblick gesehen hatte, ein Abbild des Jetzt, das er empfangen hatte, bevor es gesendet worden war?
    Sie warteten, während die Terra II die verwickelte Kurve beschrieb, die im Riemannschen Raum als eine gerade Linie gilt. Angespannt zählte der Erste seine Pulsschläge.
    Dann: »Volle Kraft! Rohr eins, vier, fünf!« Das Schiff warf und schüttelte sich wie ein Tier.
    Und dann war es vorbei, und sie waren aus dem Hyperraum heraus, wieder inmitten des normalen Raum-Zeit-Rahmens, der auch ihre Sonne und ihren Planeten umspannte. Sie hatten, so genau sie konnten, ihren alten Kurs zurückverfolgt. Und sie waren wieder draußen.
    Schweigend starrten sie die Sterne an, bis der Kapitän die Stille unterbrach: »Stellen Sie unsere Position fest, Mr. Cicarelli.«
    Unten im Schiffslazarett zog Conboy, der jetzt wieder seinen Augen trauen konnte, mit fiebernden Händen eine neue Spritze auf. Aber als er sich seinem Patienten zuwandte, sah er, daß sie nicht mehr nötig war. Groden, der wahrend des Sprunges unaufhörlich gemurmelt und geschrieen hatte, lag wieder in tiefer Ohnmacht.
    CICARELLI legte seinen Rechenschieber beiseite.
    »Keine Position, Sir«, sagte er. »Wir haben alles bis herunter auf die Sterne dritter Große nachgeprüft.
    Die Gestalt des Alten straffte sich trotzig. »In Ordnung«, sagte er. »Machen Sie weiter.«
    »Wir werden es versuchen«, versprach Cicarelli. »Wir fangen sofort mit den schwächeren Sternen an.«
    Der Kapitän nickte kurz und ging.
    An seiner Stelle trat Commander Broderick, der Schiffsarzt, ein. Er blickte einen Augenblick dem Kapitän nach, während er in der Tür zum Kartenhaus stand.
    »Wenn ich der Alte wäre«, sagte er langsam, »wäre ich bestimmt noch hier.«
    »Vielleicht sind Sie deshalb nicht der Alte,« Cicarelli lehnte sich müde über die Schulter seines Helfers, um in einer Tabelle etwas nachzusehen.
    »Vielleicht«, stimmte ihm Broderick zu. »Trotzdem – was hat er jetzt auf der Brücke verloren? Will er es etwa noch einmal versuchen? Noch einmal ein Sprung, um zu sehen, wo wir dann herauskommen? Ich will nicht abstreiten, daß er damit Erfolg haben könnte. Mit unbegrenzter Zeit und unbegrenzten Vorräten an Treibstoff, Luft und Nahrungsmitteln werden wir auf diese Weise früher oder später mitten auf dem Brooklyn-Raumhafen landen.«
    »Sagen Sie ihm das«, sagte Cicarelli kurz angebunden. »Wie geht es Groden?«
    »Er lebt und wird leben bleiben. Das heißt, wenn wir ebenfalls am Leben bleiben.«
    »Damit allerdings«, sagte Cicarelli und nahm seinem Helfer eine soeben beendete Tabelle ab, »können Sie recht haben.«
    Der Kapitän würde Cicarellis Worte nicht übertrieben gefunden haben. Mit weitausholenden, federnden Schritten eilte er das Gewirr der Gänge zur Brücke hinauf. Sein Gehirn arbeitete dabei ununterbrochen. Noch einmal ging er die einzelnen Möglichkeiten einer Rettung durch, vergaß allerdings dabei nicht, auch ein kritisches Auge auf den Zustand seiner Umgebung zu werfen.
    Treibstoff und Lebensmittel würden viel länger reichen als die Luft; und Brodericks Lazarett war ein einziger Schweinestall. Ohne den Atlas oder zumindest Groden als Navigator würde sie nur ein Wunder retten können; und Raummann Kerkam hatte seine Uniform unordentlich zugeknöpft.
    Der Fußboden der Frauenabteilung müßte dringend geputzt werden; und der Verstand eines dreidimensionalen Lebewesens konnte einfach nicht die Eigenschaften des Riemannschen Raumes begreifen. Man mußte es eben wieder und wieder versuchen und sich durch das Ergebnis überraschen lassen. Ja, das war die Navigation im Hyperraum – eine erbärmliche Art, ein Raumschiff zu führen.
    PROTOKOLLMAAT Eklund seufzte erleichtert auf, als sie die Tür ihrer Kabine hinter sich geschlossen hatte. Sie hatte gerade noch hineinschlüpfen können, bevor der Kapitän sie erblickt hatte.
    »Gott sei Dank«, sagte sie, »ich dachte schon, er würde hierher kommen.«
    »Haben sie dir arg mitgespielt auf der Brücke?« fragte ihre Kabinengenossin mitfühlend.
    »Nein, das nicht. Aber er ist ein richtiger Fisch. Ich bin froh, wenn ich ihn nicht sehen muß. Die ganze Zeit stand er unbeweglich neben mir, ohne sich das Geringste anmerken
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