Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galaxis Science Fiction Bd. 02

Galaxis Science Fiction Bd. 02

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 02
Autoren: Lothar Heinecke
Vom Netzwerk:
Hyperraum, so überlegte er, vielleicht eine Reise von ein paar Minuten. Außerhalb der drei Dimensionen, in denen die Menschen lebten, waren stellare Entfernungen die Angelegenheit einer kosmischen Laune. Aldebaran und Beteigeuze können sich im Hyperraum fast berühren, Erde und Luna können Ewigkeiten voneinander entfernt sein.
    Geistesabwesend sah er auf seine Karten und fuhr sich mit der Zunge nervös über seine trockenen Lippen. Sie waren nur ein paar wenige Stunden im Hyperraum herumgefahren, bevor der Meteor sie getroffen hatte. Und waren nur rund tausend Lichtjahre von der Erde entfernt herausgekommen. Dann hatten sie ihren Kurs so genau wie möglich zurückverfolgt – und ihre neue Position war über ein dutzendmal so weit weg.
    Das war die Eigenart des Hyperraums. Eine Gerade A-B in Newtons Universum konnte länger sein als dieselbe Gerade im Riemannschen Raum, länger oder kürzer, aber niemals dieselbe. Und die Entfernungen, dachte Lorch mit umwölkter Stirn, entsprachen sich ebenfalls nie. A-B plus C-D brauchte nicht dasselbe zu sein wie C-D plus A-B. Und sehr wahrscheinlich war es das auch nicht. Das war der Grund, warum der Atlas mit den in ihm aufgespeicherten unzähligen Kontrollpunkten und Positionen so unersetzlich war.
    »Spiele endlich aus«, sagte jemand ungeduldig.
    Lorch schüttelte sich. »Entschuldigung«, sagte er und wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Karten zu. »Mein Gott, es wird heiß, nicht wahr?« Niemand antwortete ihm.
    Warum auch, dachte sich Commander Broderick und trank einen Schluck seines kalten Kaffees. Heiß. Natürlich war es heiß. Nicht Hunger, nicht Durst, nicht der Erstickungstod – Hitze. Das war der eigentliche Feind des Raumfahrers, und die Hitze war es auch, die sie alle umbringen würde.
    JEDESMAL wenn ein Mitglied der Besatzung einatmete, wurde Kohlenstoff in seinem Körper oxydiert, und Hitze wurde frei. Jedesmal wenn die Raketenmotoren aufheulten, sickerte Hitze aus ihren Rohren in das Schiff. Jedesmal wenn die Diesel, die die nukleophoretischen Generatoren antrieben, angestellt wurden, oder die Köche ein Ei brieten, oder ein Raummann sich eine Zigarette anzündete, wurde Hitze frei.
    Nimm einen glühenden Feuerhaken, meditierte Broderick. Du kannst sehen, wie er glüht und allmählich dunkler wird und dadurch Hitze verliert – das ist Abstrahlung. Du kannst ihn in der Luft umherwedeln und es der Luft überlassen, die Hitze wegzutragen – das ist Konvektion. Oder du kannst seine Glut in einem Eimer mit Wasser löschen – – das ist Konduktion. Und das sind die einzigen drei Möglichkeiten – in Newtons Raum oder im Riemannschen Raum – die Hitze eines Körpers auf einen anderen Körper zu übertragen. Aber im Vakuum des Weltraums gab es nur die erste Möglichkeit, denn das Vakuum ist materiefrei.
    Abstrahlung allerdings, dachte Broderick, Abstrahlung funktioniert. Nur schade, daß wir nicht von vornherein glühend heiß sind.
    Besäßen sie eine Eigentemperatur von ein paar tausend Grad, würden sie sehr schnell merkbar abgekühlt werden. Aber bei einer Durchschnittstemperatur von rund 25 Grad, die innerhalb des Schiffes herrschte, war die Abstrahlung so gering, daß der Wärmeverlust mehr als wettgemacht wurde durch die Wärmequellen innerhalb des Schiffes. Und so stieg die Hitze im Schiff von Stunde zu Stunde an.
    Es war schon lange her, sann Broderick nach, daß er das Zischen abgeblasener Luft gehört hatte. Das war die einzige Möglichkeit, der Hitze zu begegnen. Aus den unter Druck stehenden Teilen des Schiffes wurde Luft abgelassen und damit Hitze. Die fehlende Luft wurde mit kühler irdischer Luft aus den Ersatztanks ersetzt. Und in diesen Tanks befand sich in der Regel mehr als genug Luft für jede nur vorstellbare Hyperraumreise, da schließlich auch die längste nicht länger als ein paar Wochen dauern konnte.
    »Sir!« sagte eine Stimme neben ihm, und Broderick wurde sich bewußt, daß die Stimme das nicht zum ersten Male gesagt hatte. Es war ein Melder, der respektvoll salutierte.
    »Was ist los?« knurrte Broderick verstimmt.
    »Sanitätsmaat Conboy bittet Sie, ins Lazarett zu kommen. Leutnant Groden ist wieder unruhig geworden.«
    »In Ordnung, danke«, sagte Broderick und bedeutete dem Melder, abzutreten. Groden, dachte er. Warum soll ich mir über Groden noch den Kopf zerbrechen? Er wird wie alle anderen gebraten werden auf dieser so netten abenteuerlichen Hyperraumreise, die nach der Dienstvorschrift nicht länger als ein paar
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher