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Galaxis Ahoi

Galaxis Ahoi

Titel: Galaxis Ahoi
Autoren: Jesco von Puttkamer
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Erdtag. Man hatte ihn jedoch ebenfalls in zweimal zwölf Stunden eingeteilt, um nicht mit einer jahrhundertelangen Gewohnheit zu brechen. Die zwölfte Stunde bezeichnete auch hier den Augenblick, in dem die Sonne im Zenit stand. Dies mochte zwar sehr sinnig sein, war aber meiner Meinung nach höchst fehl am Platz, da man die Sonne niemals sah. Sie blieb während des ganzen Tages hinter der dichten, trüben Wolkenschicht des Planeten verborgen und erzielte damit zweierlei Effekte, die – gelinde gesagt – alt überaus unerwünscht bezeichnet werden konnten. Zum einen tauchte sie den Planeten während des Tages in ein düsteres Dämmerlicht, und zum anderen verwandelte sie die Oberfläche der Venus in ein wahres Kohlenoxyd-Treibhaus.
    Oglethorp, der Hilton-Mann, lenkte sein urzeitliches Gefährt auf den breiten Knüppeldamm aus Metallrohren, der durch den Urwald nach Venusberg führte.
    Ich nahm das Bordmikrophon zur Hand und wandte mich nach meinen Leutchen um. Wie ich es nicht anders erwartet hatte, amüsierten sie sich samt und sonders damit, durch das Plastikdach des Schlammtreters in die Umwelt hinauszustarren. Als ich versuchshalber in das Mikrophon pustete, wandten sich mir alle Gesichter zu.
    „Meine Damen und Herren, damit haben wir die erste Etappe unserer Reise erreicht. Sie befinden sich mitten im Urwald der Venus, der fünfzig Prozent ihrer Oberfläche einnimmt. Die andere Hälfte wird von seichten Ozeanen und versumpften Süßwasserseen bedeckt. Beachten Sie jetzt zunächst bitte die Vegetation, die hier gedeiht. Sie werden sehen, daß die Gewächse auf der Venus alle sehr hoch wachsen; der Durchschnitt beträgt zwanzig Meter. Wir finden hier Pflanzen, die auch in den Steinkohlenwäldern der Erde zu Hause waren, wie zum Beispiel Riesenfarne mit anmutiger Palmenkrone, Schachtelhalme, Bärlappgewächse und Zypressen. Dort drüben zum Beispiel“ – die Köpfe reckten sich – „sehen Sie ein gewaltiges Gewächs dieser Art, die Sequoia, die es unter dem Namen Rotholzbaum auch bei uns gibt. Wir finden zudem Bäume, die unserer Ginkgo gleichen, ferner Cykaden und Koniferen. Aber die Venusvegetation hat auch Gewächse hervorgebracht, für die es auf unserer Erde keine Parallelen gibt. Am berühmtesten von ihnen ist wohl der sogenannte Teufelskelch, – eine fleischfressende Pflanze, deren tiefe, gefräßige Fangblüten größere Tiere, – ja, selbst Menschen verschlucken können.“
    Wie üblich geisterte an dieser Stelle ein schauderndes Raunen durch die Reihen meiner Zuhörer. Sollten sie sich nur ein wenig gruseln! Das würde ihnen die Reise nur noch interessanter machen.
    Ich brachte mein Kolleg zum Abschluß.
    „Wir werden nun in wenigen Minuten in Venusberg eintreffen und uns zunächst zu unserem Hotel begeben. Sie werden Ihre Zimmer zugewiesen erhalten und Gelegenheit haben, einen kleinen Imbiß einzunehmen, bevor wir zu unserem Ausflug in den Urwald aufbrechen. Bitte, vergessen Sie nicht, sich wasserdichte Kleidung anzuziehen. Das ist alles für jetzt.“
    Die riesigen Ballonwalzen des Schlammtreters rollten über den Knüppeldamm, der sich in großen Windungen durch den Urwald schlängelte. Nach einer Weile lichtete sich die Vegetation vor uns, und dann schob sich Venusberg hinter der nächsten Biegung hervor.
    Die Pfahlbaustadt war über eine Betonrampe zu erreichen, an deren Fuß der Knüppeldamm endete. Die Siedlung erstreckte sich auf einer großflächigen Plattform, die auf starken Betonpfeilern sechs Meter über dem Schlammboden lag.
    Der Schlammtreter kroch die Rampe hinauf, rollte durch das Tor auf die Plattform und wälzte sich durch die Straßen von Venusberg zum Hotel.
    Das Hilton besaß zwei Stockwerke, die wie ein Bienenstock in eine Unzahl winziger Zimmerchen aufgeteilt waren.
    Während Oglethorp alle Hände voll zu tun hatte, den Leuten das Gepäck auf die Zimmer zu schleppen, ihnen einen kleinen Imbiß zusammenzubrauen und sie mit den heißersehnten Ansichtspostkarten zu versehen, schlenderte ich aus dem Hotel auf die Straße hinaus. Schräg gegenüber dem Hilton hatte ein unternehmungslustiger spanischer Auswanderer, Juan Jiménez mit Namen, vor einigen Jahren sein kleines Cafe de Madrid in die Häuserfront geklemmt und zu einem gutgehenden, betriebsamen Laden aufgezogen.
    Als ich die Spelunke betrat, brüllte mir Juan mit seiner Stentorstimme schon von weitem entgegen:
    „Hola, amigo! Hast dich lange nicht hier blicken lassen. Que es de tu vida, chico? Has resucitado de entre
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