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Galaxis Ahoi

Galaxis Ahoi

Titel: Galaxis Ahoi
Autoren: Jesco von Puttkamer
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eigentlich nicht mehr sagen konnte, als daß sie schwarz und reines Nichts war.
    Ich bin zwar von Natur aus nicht besonders schlau, aber ich weiß doch ebensogut, wie jeder andere auch, daß jener rote Knopf die Y-Ladung freigesetzt hatte. Sie war aus ihren Spezialspeicheraggregaten hervorgebrochen und hatte augenblicklich jedes einzelne der polarisierten Atome in ein Bündel kosmischer Strahlen umgewandelt. Wir jagten jetzt also in Form eines ganzen Komplexes von kosmischen Strahlenbündeln mit nicht ganz Lichtgeschwindigkeit durch das All und fielen nur deshalb nicht in unsere Einzelteile auseinander, weil die Bündel dank ihrer vorherigen Polarisation genau parallel liefen.
    Das S-Y-Aggregat hatte eine fünfzehnhundertstel Sekunde vor unserem Blitzstart eine dreißig Wellen tiefe Front horizontal polarisierten Lichts auf die Reise geschickt. Zweihundert Kilometer vor der Schiffsnase raste diese Front vor uns her und traf nach wenigen Minuten auf die Planetenmasse der Venus. Sie wurde von dort reflektiert und kam zu uns zurückgeeilt. Die Lichtfront wirkte wie ein Annäherungszünder, der uns augenblicklich in unseren natürlichen Zustand zurückverwandelte, als sie auf uns traf.
    Wir materialisierten hundert Kilometer über der Oberfläche der Venus, und der Umwandlungsprozeß zehrte unsere Bewegungsenergie auf, so daß wir nahezu reglos verharrten.
    Zach setzte die Atomantriebsaggregate in Tätigkeit und schwang die Yacht in großen Schleifen zur Oberfläche hinunter. Wir machten die Pfahlbausiedlung Venusberg ausfindig und bumsten nach einigen Minuten auf unserem üblichen Landeplatz im schlammigen Urwald auf.
    Mit einem Ächzen erhob ich mich aus meinem Flegelstuhl, trat in den Zwischengang und wandte mich meinen Schäflein zu. Acht von ihnen starrten aus den Sichtluken und drückten sich ihre Nasen an dem Quarzglas platt.
    Zwei von ihnen hatten jedoch anderes zu tun.
    Betty Van’t Hoff und Hans Jenner, jener forsche Reporter, kümmerten sich nicht sehr um die Aussicht. Sie hatten sich auf ihren Sitzen um 90 Grad gedreht und unterhielten sich angeregt. Damit noch nicht genug: sie hielten sogar Händchen!
     
2. Kapitel
     
    Venusberg war die größte Siedlung, die der Mensch auf der Venus errichtet hatte. Mit einigem guten Willen konnte man sie sogar eine Stadt nennen, denn sie protzte mit allen Charakteristiken einer solchen. In ihrem Umkreis machten sich niedrige Wohnhäuser breit, zwischen denen sich ein paar Baulichkeiten eingenistet hatten, die sich Hotels nannten.
    Venusberg brüstete sich ferner mit seinen unzähligen Vergnügungslokalen, die im ganzen Sonnensystem als die übelsten Lasterhöhlen verschrien waren.
    Natürlich besaß Venusberg nicht nur Wohnquartiere, Hotelimitationen und Lasterhöhlen. Einige wissenschaftliche Institute waren vorhanden, die sich mit der Untersuchung von Flora und Fauna befaßten. Es gab einige kleinere Zellstoff-Fabriken, ein Elektrizitätswerk, ein Telefonnetz, mehrere Kindergärten, eine Faktorei, die den Fallenstellern gegen ihre Häute und Pelze vom Schlammtreter bis zum Hosenknopf alles lieferte, was ihr Herz erfreute, – ferner einen Sargmacher, eine Schnapsbrennerei, mehrere Geistliche, eine städtische Planungskommission, ein 3D-Kino und einige öffentliche Bedürfnisanstalten. Wie Sie sehen: alles, was eine Stadt zu einer Stadt macht.
    Unser Vertragshotel war das Hilton, – ein Jammerladen, wie alle anderen auch, von denen es sich allerdings dadurch unterschied, daß es einen Schlammtreter besaß.
    Der Schlammtreter erwartete uns bereits am Landeplatz. Es gab nur drei derartige Omnibusse auf der ganzen Venus, – und er war einer davon. Ein vierundzwanzigplätziger Hispano Suiza mit einem Rolls Royce-Motor in spezieller Tropenausführung. Baujahr 2171. Ein mächtiges, schwimmfähiges, spindelförmiges Ding mit einem Kriechgang und sechs übermannshohen Ballonwalzen, die alle getrennt voneinander gelenkt werden konnten und dadurch auch den verschlungensten Knüppeldämmen durch den Urwald zu folgen vermochten.
    Als meine Leute schön geordnet und gesittet im Schlammtreter saßen, war auch Zach mit dem Verladen des Gepäcks fertig. Ich kletterte neben den Fahrer des Vehikels, der gleichzeitig Geschäftsführer, Portier, Buchhalter, Heizer, Rausschmeißer, Oberkellner und Gepäckträger des Hilton war, und nickte ihm zu. Er setzte das Ungetüm in Bewegung.
    Die TELLUS war am frühen Vormittag des Venustages gelandet, der einige Stunden länger dauerte als ein
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