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Galaxis Ahoi

Galaxis Ahoi

Titel: Galaxis Ahoi
Autoren: Jesco von Puttkamer
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Politik.
    Auf Anhieb tippte ich darauf, daß Klein Betty diese Reise als Geburtstagsgeschenk erhalten hatte. Oder meinetwegen zu ihrer Volljährigkeit.
    Der weißhaarige Herr mit dem Spitzbart und dem altmodischen Kneifer auf der Nase, der hinter Betty Van’t Hoff saß, mußte Professor Randolph sein, der Leiter der Mount-Everest-Sternwarte in Nepal-Tibet. Er war mir auf Anhieb sympathisch.
    Als ich das Mädchen neben ihm sah, blieb mir für einen Augenblick die Spucke weg, und das will bei mir etwas heißen! Stellen Sie sich vor: Langes, seidiges, braunes Haar, ein atemberaubend modelliertes Gesicht mit großen, warmen Augen, einer feinen Nase und einem vollen, breiten Mund, und eine Figur, die aus einem Bilderbuch der Götter stammen konnte. Ein leichtes, vergnügtes Lächeln lag auf ihrem Antlitz, und sie lehnte sich mit der Schulter sanft an ihren Vater, mit einer feingliedrigen Hand seine braune, behaarte Pfote umschließend. Denn sie war zweifellos Anne Randolph, des Professors Töchterlein.
    Dan, bleibe hart! sagte ich mir und wandte meine Aufmerksamkeit mühsam dem Paar zu, das hinter den Randolphs saß. Ein alter Herr von rund siebzig Jahren, mit einem ungeheuren weißen Haarschopf, durchdringenden Augen und einem dicken, pausbäckigen Gesicht. Das konnte nur Travis Pendleton sein, der berühmte Autor. Er fixierte mich mit jenem zynischen Grinsen, das ich von vornherein bei ihm erwartet hatte.
    Die hagere Tante mit dem Vogelgesicht und dem Knoten im Nacken war ohne Zweifel die Lehrerin, Miss Stanton. Ihrem Aussehen nach eine Jungfer aus reichem Haus, die ihren Beruf aus Liebhaberei ausübte, da sie sonst nichts zum Liebhaben hatte.
    Das also war die Reisegruppe, mit der ich mich in den nächsten vierzehn Tagen abgeben müßte. Sie hätte mieser sein können, zugegeben, – aber ich war trotzdem nicht zufrieden.
    „Meine Damen und Herren, ich sehe, daß mir Mr. Polk bereits Zeichen gibt. Das bedeutet, daß wir am Ende der ersten Stufe unseres Fluges angelangt sind und nun den S-Y-Antrieb in Betrieb nehmen werden. Ich darf Sie bitten, während des folgenden Fluges auf ihren Plätzen sitzen zu bleiben.“ Ich schloß: „Natürlich werden Sie in den nächsten Minuten im freien Weltraum draußen nichts sehen können. Der Zustand, in dem wir uns befinden werden, macht unsere Sinne für äußere Reize und Eindrücke unempfänglich. Überdies wird unsere Geschwindigkeit jegliche Wahrnehmung von Lichtstrahlen ausschalten. Die Vorgänge im Inneren der TELLUS werden Sie jedoch wie bisher erkennen können.“
    Ich grinste noch einmal väterlich-warm und zog mich dann eilig in meinen Lottersitz zurück.
    „Ich warte schon seit einer Minute“, knurrte Zach ärgerlich und warf mir einen bitterbösen Blick zu. „Herr Kapitän, Pünktlichkeit ist …“
    „Ich weiß!“ unterbrach ich ihn. „Paragraph 5, Abschnitt 3 der Dienstvorschrift für Reiseleiter. Und wenn du mich noch mal Herr Kapitän nennst, dann passiert was! Eh? Worauf wartest du eigentlich noch? Gib ihr Saures!“
    „Venus ahoi?“
    „Venus ahoi!“ nickte ich. Das Orgeln der Rückstoßdüsen und das Schrillen der Y-Generatoren und Van-de-Graaffs war schon vor einiger Zeit verstummt. Tiefe Stille herrschte im Schiff.
    Der Schneebiegl/Yamashida-Antrieb war zwar schon seit mehreren Jahren nichts Neues mehr, aber ich wußte aus Erfahrung, daß die meisten meiner Passagiere zum erstenmal in ihrem Leben mit ihm flogen. Kein Wunder, daß sie beklommenes Stillschweigen bewahrten.
    Da ich keine Lust verspürte, meine Daumen zu drehen, sah ich Zach Polk zu, wie er mit gesammelter Konzentration durch sein S-Teleskop peilte und die TELLUS mit kleinen Stößen der Rückdüsen sorgfältig einsteuerte.
    Dann preßte er den grünen Knopf des Schneebiegl-Feldes. Wir merkten natürlich nichts von den Auswirkungen dieses eigenartigen Kraftfeldes, aber ich wußte, daß in diesem Augenblick sämtliche Atome der TELLUS und ihres Inhalts in Richtung unseres Ziels polarisiert wurden, das unbeweglich im Fadenkreuz des S-Teleskops stand. Zach wartete einen Moment, wie ein Sperber die Borduhr beäugend. Dann mußte es seiner Meinung nach soweit sein. Er langte mit einem dünnen Arm aus und drückte auf den feuerroten Knopf des Yamashida-Aggregats.
    Im gleichen Augenblick wurden die Bildschirme und Sichtluken der Yacht schwarz. Die Schwärze des Weltraums mit ihren zigtausend Sternen verschwand abrupt und machte einer anderen, tieferen, vollkommenen Schwärze Platz, von der man
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