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Gaelen Foley - Amantea - 01

Gaelen Foley - Amantea - 01

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 01
Autoren: Der Herrscher von Amantea
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hätte mich ins Gefängnis werfen lassen, wenn ich nicht seine Tochter wäre, dachte sie, während sie ihren Vater beobachtete, wie er mit den Leuten plauderte.
    Selbstzufrieden sah Domenico sie an, als wollte er ihr bedeuten, dass er sie ja gewarnt habe.
    Sie wandte sich mit finsterer Miene von ihm ab. „Ich gehe auf mein Zimmer. Denn ich muss meine Schärpe wechseln“, sagte sie zornig. Keinesfalls jedoch wollte sie die königlichen Farben der Fiori verbrennen.
    „Allegra.“ Domenico fasste sie sanft am Arm.
    Sie sah zu ihm auf und stellte fest, dass er sie aufmerk- sam anschaute. Seine grünen Augen blickten ernst.
    „Ihr Vater hat Recht. Vielleicht mag er im Gegensatz zu mir nichts für Ihre Klugheit und Ihren Geist übrig haben. Aber ich stimme mit ihm überein, dass Ihr jugendliches Feuer ... nun, dass es fehl am Platz ist. Löschen Sie es jetzt, bevor wir heiraten. Denn auch ich werde es nicht tolerieren.“
    Sie verkniff sich eine scharfe Antwort. Wenn sie wirklich ihrem Land dienen wollte, musste sie Domenico heiraten. Sie konnte sich mit seiner Geliebten, seiner herablassen- den Art und seiner Verachtung für ihre Auffassungen ab-

finden. Deshalb rang sie sich ein unterwürfiges Lächeln ab, schwor sich aber, dass sie ihm Respekt beibringen würde, sobald sie verheiratet wären.
    „Wie Sie wünschen, Domenico.“
    Dankbar blickte er sie an.
    „Gehen Sie nach oben, schöne Allegra“, flüsterte er und strich ihr erneut über den bloßen Arm, obgleich ihr Vater ganz in der Nähe stand.
    Sie errötete und schaute zu dem Gouverneur hinüber, um zu sehen, ob er etwas bemerkt hatte. Dann wandte sie sich wieder Domenico zu.
    „Gehen Sie jetzt“, drängte er sie sanft. In seinem Blick lag etwas Raubtierartiges, als er mit dem Kopf zur Tür wies.
    Sie runzelte die Stirn, drehte sich um und verließ ihn in Gedanken versunken. Sie dachte über sein hochmütiges Verhalten nach. Jugendliches Feuer ist fehl am Platz. Im Geist ahmte sie seinen herablassenden Ton nach.
    Sie blieb einen Moment stehen, um sich das Kammeror- chester, das in einer Ecke platziert war, anzuschauen. Die Musiker machten gerade eine Pause und stimmten ihre In- strumente. Allegra lobte sie für ihre Vorführung und er- innerte sie freundlich daran, dass sie etwas essen sollten, bevor der Ball vorüber war.
    In der Eingangshalle atmete sie erleichtert auf. Anstatt sogleich in ihr Zimmer zu gehen, schlug sie den Weg durch den schwach erleuchteten Gang für die Bediensteten ein, der zu den Küchen führte. In den Öfen war das Feuer inzwischen ausgegangen, doch der vertraute Duft nach Knoblauch, der in Olivenöl gebraten war, hing noch in der Luft.
    Sie bat die erschöpften Bediensteten, die Essensreste für die Armenhäuser einzupacken. Dann befahl sie, auch einige Päckchen für das Gefängnis herzurichten, obgleich sie wusste, dass ihr Vater zornig sein würde, wenn er davon erfuhr.
    Allegra wollte gerade gehen, da ließ sie etwas innehal- ten. Dann eilte sie durch die Küche zu einer großen Tür, die nur angelehnt war, und öffnete sie weit, um die kühle Nachtluft hereinzulassen.
    Ihr Seidenkleid bauschte sich leicht in der sanften Brise, als sie am Eingang stehen blieb. Sehnsüchtig schaute sie

auf den Marktplatz des Ortes hinab. Das Fest, das sie für die restliche Bevölkerung veranstalten ließ, näherte sich ebenfalls seinem Ende.
    Wie sehr sie sich danach sehnte, dort unten mit ih- ren Landsleuten zu feiern! Sie wollte mit den rauen, freundlichen Leuten zusammen sein. Vielleicht sind sie grobschlächtig, dachte sie, aber sie sind ehrlich.
    Die Leute von Amantea wurden für gefährlicher als die unruhigen Korsen angesehen, doch Allegra erlebte sie als warmherzig, leidenschaftlich und äußerst romantisch, wenn sie einander die alten Geschichten über das große Geschlecht der Fiori erzählten. Allegra liebte dieses Volk. Genauso, wie sie die zerstrittene, verarmte Insel, die wie ein Haufen Dung im Meer vor dem Stiefel von Italien lag, in ihr Herz geschlossen hatte.
    Mochte der alteingesessene Adel gegen Reformen sein, sie jedenfalls hatte vor, ihre Stellung als Tochter des Gou- verneurs und Gattin des zukünftigen Gouverneurs dazu zu nutzen, ihrem Land Gutes zu tun – ganz gleich, ob die beiden Männer dafür waren oder nicht.
    Vielleicht würde eines Tages, dachte sie, Amantea zu heilen beginnen und den Verlust der königlichen Familie allmählich überwinden. Vor allem das Fehlen von König Alphonso stellte eine Wunde dar, von
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