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Gaelen Foley - Amantea - 01

Gaelen Foley - Amantea - 01

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 01
Autoren: Der Herrscher von Amantea
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kommen war, steckte er einen Daumen vorn in seinen schwarzen Gürtel und schlenderte scheinbar ziellos zur Stadtmauer.
    Die zwei eckigen Türme ragten wuchtig und riesig em- por. Sie bestanden aus großen Steinblöcken und wiesen wenige glaslose Fensteröffnungen auf. Zwischen ihnen lag das große Stadttor, das breit und aus beinahe zwei Fuß dickem, mit Eisen beschlagenem Holz war.

Monteverdi war um seine Sicherheit offenbar sehr be- sorgt – auch wenn es ihm bald nichts mehr nützen sollte.
    Lazar zählte zwölf Soldaten, die draußen standen, und Gott allein wusste, wie viele sich drinnen befanden. Er überlegte sich, ob er auf den Baum klettern und von dort in eines der Turmfenster steigen sollte, um dort ein Feuer zu legen, so dass die Truppe sogleich herbeistürzen und sich um den Aufruhr kümmern würde. Es mochte natürlich auch ganz amüsant sein, einfach an das nicht bewachte Seitentor zu klopfen und um Einlass zu bitten. Er würde dann vielleicht fünfzehn oder zwanzig Männern gegen- überstehen. Es war schon eine Weile her, seitdem er so et- was gewagt hatte. Vielleicht sollte er seine alte Fertigkeit wieder etwas beleben.
    Wie zufällig verharrte er bei einer streunenden Katze und streichelte sie, während er aufmerksam das Seitentor beobachtete. Mit einem Mal fiel ihm auf, dass sich einer der Soldaten ihm näherte und ihn streitlustig anblickte.
    „Du da! Was machst du hier?“
    Lazar richtete sich auf und sah ihn mit unschuldiger Miene an, als der stämmige Wachposten auf ihn zumar- schierte. Mit einem Blick entdeckte Lazar den großen Schlüsselbund, der am Gürtel des Mannes hing.
    Einer der Schlüssel würde sicher die Türen öffnen, die in die Türme führten.
    Der rotgesichtige Soldat blieb schwer atmend vor Lazar stehen und sah zu ihm hoch. „Heute Nacht dürfen keine Waffen innerhalb der Stadtmauern zu sehen sein. Befehl des Gouverneurs!“
    „Ich bitte um Verzeihung“, erwiderte Lazar höflich. Er beugte sich hinunter, hob die schnurrende Katze hoch und kraulte sie unter dem Kinn. Dabei wich er unmerklich in den Schatten des Baumes in der Nähe des Seitentors zurück.
    Argwöhnisch musterte der Wachposten ihn. „Du kommst mit mir. Ich muss dir einige Fragen stellen.“
    Als er einige Schritte auf ihn zuging und nach Lazars Waffen greifen wollte, schlug er ihm mit dem Ellbogen ins Gesicht.
    Fast mit Bedauern sah Lazar auf den bewusstlosen Mann herab, der rücklings auf den Boden gefallen war. Lazar

wusste, dass auch dieser nur ein Werkzeug des korrupten Staatsrats war und er es dem Soldaten nicht vorwerfen konnte, unter Monteverdi zu dienen. Schließlich musste auch er seinen Lebensunterhalt bestreiten. Wenn ein Mann hungrig war, diente er jedem Herren. Das wusste er selbst nur zu gut.
    Die Katze sprang aus seinen Armen und verschwand in einer dunklen Gasse. Lazar beugte sich nach unten und nahm den Schlüsselbund des Wachpostens. Daraufhin schlenderte Lazar zum Marktplatz zurück, einen Daumen in den Gürtel geschoben.
    Da er noch Zeit hatte, beobachtete er das Treiben auf- merksam. Vor allem fielen ihm die berittenen Wachen auf, ein Dutzend etwa, die am Rand der Piazza auf und ab patrouillierten. Ein Soldat ritt auf einem großen Rappen, der die Nähe der Menge überhaupt nicht schätzte. Viel- leicht könnte ich das Tier erschrecken, dachte Lazar. Das würde zumindest einige Leute in die Flucht schlagen und ihm so die Möglichkeit eröffnen, allmählich die Menschen vom Platz zu vertreiben.
    Lieber nicht, dachte er.
    Er spielte mit den Schlüsseln am erbeuteten Schlüssel- bund, als ihm auf einmal klar wurde, dass es ganz sinnlos gewesen war, ihn an sich zu nehmen. Die Soldaten würde ihn mit Blei durchlöchern, bevor er noch Zeit hatte, heraus- zufinden, welcher Schlüssel ins Schloss passte. Er muss- te einen anderen Weg finden, seinen Plan durchzuführen. Dennoch behielt er die Schlüssel für den Fall, dass sie noch einmal nützlich werden sollten. Ohne Eile streifte er herum und hielt nach etwas Ausschau, das er gefahrlos in Brand setzen konnte.
    Währenddessen dachte er über Monteverdi nach. Der Gouverneur lebte offensichtlich in Angst und Schrecken. Weshalb waren so viele Soldaten und Gewehre nötig, um harmlose Menschen in Schach zu halten, die zur Hälfte aus alten Frauen bestanden – zum Beispiel die beiden, die so aufreizend langsam vor ihm dahinspazierten.
    Mit einem Mal bemerkte er, dass sich Unruhe unter dem Volk ausbreitete. Die Menschen schienen plötzlich aufge-
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