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Gaelen Foley - Amantea - 01

Gaelen Foley - Amantea - 01

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 01
Autoren: Der Herrscher von Amantea
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warmen Nachtluft zu genießen.
    Ihr hingebungsvoller Ausdruck ließ das Verlangen in ihm erwachen.
    Halte dich fern von ihr, warnte eine innere Stimme ihn. Doch er hörte nicht darauf, sondern neigte den Kopf zur Seite und betrachtete sie mit zunehmender Faszination.
    Ungefähr in diesem Moment begann sie zu spüren, dass sie verfolgt wurde.
    Mein Gott, sie ist so leicht zu durchschauen, dachte er belustigt. Ihre plötzliche Unruhe zeigte sich in der Weise, wie sie innehielt und sich wachsam umblickte.
    Lazar verbarg sich im Schatten des Verkaufsstandes ei- nes Weinhändlers, als Allegra einen besorgten Blick über die Schulter warf. Dann wandte sie sich der Musik zu, die am Rand der Piazza gespielt wurde. Sie schritt zu dem Feuer, wo ein Gitarrenspieler alte Balladen zum Besten gab.
    Lazar folgte ihr und genoss die Aufregung, die diese Jagd für ihn bedeutete.
    Bauern standen herum und tranken aus Flaschen Land- wein, scherzten miteinander und erzählten sich anrüchige Geschichten. Währenddessen machte der dicke Barde eine Pause, um die wenigen Münzen, die ihm in seine Mütze geworfen worden waren, zu zählen.
    Als Allegra Monteverdi zum Feuer trat, kam auch Lazar ganz langsam nach. Eine seltsame Neugier hatte ihn er- griffen, ihr Gesicht genau im Licht zu sehen – das Gesicht dieser Unschuldigen, deren Leben er auslöschen wollte. Ihr Tod würde ihn unwiderruflich zu einem schlechten Menschen machen.
    Der heruntergekommene Barde forderte die wartende Menge auf, wieder leise zu sein, und begann ein neues Lied auf der Gitarre zu zupfen.
    Nachdenklich blickte Allegra in die Flammen, während Lazar um die kleine Gruppe herumging, um die junge Frau von allen Seiten betrachten zu können. Dann stellte er sich neben einige Leuten direkt ihr gegenüber, wobei nur das Feuer noch zwischen ihnen war.
    Er sah, wie ihr Haar im Schein der Flammen wie Kupfer glänzte und ihre sonst elfenbeinfarbene Haut rosig schim- merte – ähnlich dem Erröten einer Frau während des Lie-

besspiels. Als die leichte Brise ihr den Rock an den Körper presste, sah er mit geübtem Blick, dass sie lange, schöne Beine und sanft gerundete Hüften hatte.
    Welch eine Verschwendung, dachte er traurig. Und eine Jungfrau ist sie gewiss auch.
    Allegra Monteverdi hatte winzige Sommersprossen und große, ausdrucksvolle braune Augen, deren Wimpernspit- zen in Gold getaucht zu sein schienen. Seine Spione hatten ihm mitgeteilt, dass sie im anrüchigen Paris erzogen wor- den war. Doch in der Klosterschule schien man alle Ver- lockungen von ihr fern gehalten zu haben. Die Reinheit, die sie ausstrahlte, rührte an etwas Dunkles in ihm.
    In ihrer Haltung lag eine Empfindsamkeit, die Beschüt- zergefühle in ihm weckte und den Wunsch, sie in die Arme zu nehmen. Eine wahrhafte Grazie ließ sie von innen he- raus leuchten, und er wusste schon jetzt nicht, wie er abfeuern sollte, wenn die Zeit gekommen war.
    Er wusste nur, dass er es tun würde. Vor fünfzehn Jah- ren hatte er seine Familie im Stich gelassen, doch diesmal würde er es nicht tun.
    Einige Leute, die um das Feuer herumstanden, entfern- ten sich. Diese Bewegung ließ sie aufmerksam werden, und noch bevor Lazar sich abwenden konnte, bemerkte sie ihn.
    Sie starrte ihn an.
    Jetzt blinzelte sie, als würde sie ihren Augen nicht trauen. Dann riss sie sie auf. Sie holte Luft, und ihre Lip- pen öffneten sich leicht. Jetzt sah sie seine Waffen, seinen kaum verhüllten Oberkörper und sein Gesicht.
    Lazar bewegte sich nicht.
    Er war sich auch nicht sicher, ob er es konnte, selbst wenn er es gewollt hätte. Denn er schaute in ihr schönes Antlitz, das von dem goldenen Schein des Feuers erhellt wurde und nun auch mit einem inneren, stärkeren Licht zu strahlen schien – ihrem Geist.
    Allegras Ausdruck veränderte sich. Sie war so leicht zu durchschauen. Zuerst gefiel ihr anscheinend, was sie sah, doch gleich darauf verspürte sie Angst, und sie wich einen Schritt zurück, den Blick unverwandt auf ihn gerichtet, als würde sie seine Absichten spüren.
    Lazar rührte sich nicht vom Fleck.
    Jetzt wich Allegra noch einen Schritt zurück, wirbelte herum und floh.

2. KAPITEL
    Noch lange, nachdem Allegra verschwunden war, ver- harrte Lazar am Feuer.
    Er senkte den Kopf und rieb sich das Kinn. Dann rückte er das schwarze Seidentuch zurecht, das er um den Kopf geschlungen hatte, um das Aussehen eines verwegenen Banditen zu vervollkommnen. Er hatte dieses Erschei- nungsbild über die Jahre hinweg kultiviert, um
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