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Gaelen Foley - Amantea - 01

Gaelen Foley - Amantea - 01

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 01
Autoren: Der Herrscher von Amantea
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seine Op- fer richtig erschrecken zu können. Bei Allegra Monteverdi hatte es auf jeden Fall gewirkt.
    Folge ihr nicht.
    Diese Augen. Mein Gott, diese Augen.
    Er ließ sich am Feuer nieder, da er nicht wusste, wie er nun weitermachen sollte. Dann holte er seine Taschen- flasche heraus, achtete nicht auf die neugierigen Blicke der Leute und trank einen langen, tiefen Schluck. Das Bild ihres Gesichts ließ sich nicht aus seinem Gedächtnis löschen.
    Er würde sie töten. Zumindest sollte es schmerzlos für sie sein. Auf einmal wurde ihm übel, was er auf den Rum zurückführte.
    Als er wieder hochsah, blickte ihn ein alter, gebrech- licher Bauer von der anderen Seite des Feuers her an. Er machte ein nachdenkliches Gesicht, dann runzelte er die Stirn, als versuchte er, sich an etwas zu erinnern. Lazar wurde es bei diesem aufmerksamen Blick äußerst unwohl.
    „Du, paesano“, sagte einer der Bauern und zwinkerte ihm zu. „Hat dir die Tochter des Gouverneurs gefallen?“
    Lazar schwieg.
    „Hol sie dir!“
    „Wer will schon an den Galgen“, erklärte ein anderer lachend.
    „Sie ist ein reizendes Geschöpf“, sagte ein dünner Mann.

Er sah die anderen verschlagen an. „Vielleicht sollten wir Monteverdi heute Nacht eine Nachricht schicken.“
    „Da würde ich auch gern mitmachen“, murmelte ein weiterer.
    „Seid ihr verrückt? Dafür zieht er euch die Hälse lang“, gab ein kräftig aussehender Fischer zurück.
    „Na und? Er wird uns sowieso früher oder später aufknüpfen“, erwiderte der Erste.
    Weitere Männer traten hinzu.
    „Auf mich könnt ihr rechnen.“
    Lazar wusste genau, wovon sie sprachen, und es gefiel ihm ganz und gar nicht. Allegra Monteverdi spielte eine wichtige Rolle in seinem Racheplan, und er würde es nicht zulassen, dass diese Burschen mit den kalt blickenden Au- gen ihm dazwischenkamen. Er erhob sich. Gespielt bei- läufig legte er eine Hand an den Griff seines Degens und die andere auf seine Pistole.
    Sie starrten ihn an, als erwarteten sie jeden Moment, dass er sich als ihr Anführer vorstellen wollte.
    „Das halte ich für keinen guten Einfall, Männer“, sagte er mit einer freundlichen, ruhigen Stimme.
    „Warum nicht?“ wollte einer der Leute wissen.
    Lazar schüttelte den Kopf.
    „Wir tun Frauen auf dieser Insel keine Gewalt an“, sagte er herausfordernd.
    „Seit wann?“ rief jemand aus.
    „Sie ist eine Genueserin.“
    „Und wer glaubst du, dass du bist?“ höhnte ein Gewitz- ter. „König Alphonso, von den Toten auferstanden?“
    Noch bevor der Mann wusste, wie ihm geschah, lag er flach auf dem Rücken, und Lazar hielt ihm die Degenspitze unter das Kinn.
    Um das Feuer wurde es totenstill.
    „Du wirst Allegra Monteverdi in Ruhe lassen“, befahl er gefährlich leise.
    Auf einmal sprach der alte Bauer: „Er sieht wie König Alphonso aus.“
    Lazar erstarrte. Rasch musterte er den alten Mann und sah ihm einen Moment lang wild in die Augen.
    „Santa Maria“, flüsterte eine Bäuerin mittleren Alters, die in der Nähe stand und sich bekreuzigte, während sie Lazar anstarrte.

„Der legendäre König“, wisperte der Gitarrenspieler und gaffte ihn mit offenem Mund an. „Es ist wahr, er ist ...“
    „Nein“, fuhr Lazar entschieden dazwischen.
    „Aber ...“
    „Ihr seid blind“, erklärte er kalt. „Lasst mich in Ruhe.“ Er steckte seinen Degen in die Scheide und ging steifen Schrittes davon, um seinem Opfer zu folgen. Sein Herz klopfte stürmisch.
    Hastig durchsuchte er die immer kleiner werdende Men- schenansammlung und versuchte, das Pochen seines Her- zens nicht zu beachten. Er bemühte sich, nicht daran zu denken, wie entblößt er sich auf einmal gefühlt hatte, als ihn der alte Mann mit seinem Prophetenblick angeschaut und diese närrische Bemerkung von sich gegeben hatte. Er sah überhaupt nicht wie sein Vater aus. In nichts glich er ihm. Er besaß nicht eine einzige edle, opferbereite Ader – und er war verdammt froh darüber.
    Törichtes Mädchen, dachte er, als er nun verärgert die Piazza absuchte. Warum, zum Teufel, war sie zu diesen Menschen hinuntergekommen? Wo waren ihre Leibwäch- ter?
    Lazar entdeckte Allegra beim Brunnen in der Mitte der Piazza und folgte ihr. Nun war er entschlossen, sie so rasch wie möglich zu fangen, da er nach der Unterhal- tung am Feuer nicht voraussagen konnte, was diese leicht entflammbaren Männer noch alles anstellen würden.
    Er konzentrierte sich ganz auf den eleganten Hüft- schwung, den sie beim Gehen zeigte.
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