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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts
Autoren: Nadine Kühnemann
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Kleids gesteckt.
    Ohne viele Worte zu wechseln, legten wir uns auf den glatten Boden und versuchten, eine einigermaßen angenehme Schlafposition zu finden. Arc blieb neben Norrizz sitzen, ich spürte seine Anwesenheit. Es dauerte nicht lange, bis sowohl Ylenia als auch Norrizz eingeschlafen waren, ich hörte es an ihren tiefen und gleichmäßigen Atemzügen. Das Gefühl, hellwach zu sein, während der Befehlshaber über den eigenen Körper tief und fest schlief, ist mit Worten kaum zu beschreiben. Ich verspürte keine Müdigkeit, nicht einmal Erschöpfung. Derlei Empfindungen waren eng an einen Körper gebunden, den ich de facto nicht mehr besaß. Also grübelte ich weiter. Es grenzte an Folter, ohne jegliche Sinneseindrücke in ein Gefängnis aus Fleisch gesperrt zu werden.
    Irgendwann kam ich auf eine Idee. Ich hatte freilich genügend Gelegenheit, sie mir zurechtzulegen und ihre Umsetzung zu planen. Mir blieb nur eine einzige Chance, doch allein die Aussicht auf ein Gelingen meines Plans ließ mein – nicht vorhandenes – Herz höherschlagen. Ich setzte all meine Hoffnungen in diesen einen Versuch.
    Vorsichtig spürte ich nach Norrizz. Sein Bewusstsein entzog sich mir, er schlief. Ich griff tiefer, wühlte und tastete mich vor. Es fällt schwer, zu beschreiben, wie sich der Prozess genau vollzog, doch mit jeder Sekunde erlangte ich mehr und mehr die Kontrolle über meinen Körper zurück. Behutsam schob ich Norrizz beiseite, ohne ihn zu wecken. Ich befahl meinen Fingern, sich zu bewegen. Sie gehorchten mir wieder. Ich hätte vor Freude gern geschrien, was mir sicherlich möglich gewesen wäre, doch ich biss mir auf die Zunge. Niemals hätte ich gedacht, dass es so einfach war, Norrizz wieder loszuwerden. Hatte er die Gefahr unterschätzt? Besaß er dieselben Möglichkeiten? Ich bezweifelte es, denn in all den Jahren war es nur wenige Male vorgekommen, dass er sich meines Körpers bemächtigt hatte. Vielleicht waren wir doch nicht ebenbürtig. Ich klammerte mich an diese Hoffnung, als ich Norrizz in den hintersten Teil meines Ichs drängte und eine Art Tür hinter ihm schloss. Es mag sich seltsam anhören, aber ein besserer Vergleich fällt mir nicht ein. Er war verschwunden, ich wieder allein. Erleichterung durchflutete mich. Für den Moment hatte ich sogar die unangenehme Situation vergessen, in der ich mich befand. Doch in demselben Maß, wie sich die Euphorie über meinen einstweiligen Sieg milderte, kehrte auch meine Angst zurück.
    Ich hievte mich auf die Knie und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Die Müdigkeit, die man verspürte, wenn man jäh aus dem Tiefschlaf gerissen wurde, schlug mit aller Härte zu. Ich sah mich um, aber mehr aus Gewohnheit als aus einem tieferen Sinn heraus, denn in der völligen Dunkelheit war ich nicht einmal in der Lage, meine Hand zu sehen, wenn ich sie mir direkt vor die Augen hielt.
    »Bist du wach?«, fragte Arc, der die ganze Zeit stumm neben mir gesessen hatte.
    »Ja.« Es war ein wunderbares Gefühl, wieder Herr über sich selbst zu sein. Ich wagte nicht, in meinem Inneren nach Norrizz zu suchen. Zu froh war ich, dass er aus meinem Kopf verschwunden war.
    »Kannst du nicht schlafen? Wir sind weit gegangen.«
    Ich schüttelte den Kopf, bis mir einfiel, dass Arc mich nicht sehen konnte. »Nein. Und ich werde mit Sicherheit nicht tatenlos hier herumsitzen.«
    Arc erwiderte nichts. Ich kroch auf allen vieren in die Richtung, aus der Ylenias kaum wahrnehmbare Atemgeräusche kamen. Die Schwärze dämpfte jeden Ton, doch meine Sinne waren scharf. Ich bekam ihren Fuß zu fassen und zog unsanft daran. »Wach auf!« Ich bemühte mich nicht um einen sanften Tonfall.
    Ylenia fuhr zusammen und stöhnte verschlafen. »Was ist denn los?«
    Ich schlang meine Arme um ihren Oberkörper und hielt sie mit eisernem Griff fest, so wollte ich verhindern, dass sie floh oder nach mir schlug. Es kostete mich einen Großteil meiner Selbstbeherrschung, sie nicht zu erwürgen. »Wir kehren um. Sofort.«
    Ylenia biss mir in den Arm und wand sich wie ein Aal, doch der Schlaf steckte ihr noch immer in den Gliedern. Sie bewegte sich träge. »Was soll denn das? Hast du den Verstand verloren? Was ist los mit dir?«
    »Ich habe es mir anders überlegt«, zischte ich ihr ins Ohr. Ich hatte nicht die Muße, ihr die Umstände meiner sonderbaren Verwandlung zu erklären. »Nimm deinen blöden Kompass und führe uns zurück nach Calanien, oder ich zwinge dich dazu.«
    Ich spürte einen Schlag, als hätte
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