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Funkelnd

Funkelnd

Titel: Funkelnd
Autoren: Emma Green
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liebe es, deine Augen funkeln zu sehen. Welches gefällt dir?"
    Flüsternd antworte ich ihm.
    "Ich weiß nicht, alle. Ich würde es nicht wagen, sie anzuprobieren."
    "Ich könnte sie dir alle kaufen, damit du nach Hause fahren und sie in deinem winzigen Badezimmer ganz alleine anprobierst, doch das würde mir die Freude verderben. Ich will keine einzige Sekunde verpassen, wenn du sie anprobierst."
    Auch er flüstert, als er mir diese Worte zuhaucht, was mir Mut macht. Ein sehr eleganter Verkäufer lateinamerikanischer Herkunft ist uns bei unserer Auswahl behilflich und führt uns schließlich in einen Anproberaum, der mindestens zweimal so groß ist wie meine Wohnung. Während Gabriel es sich in einem Fauteuil gemütlich macht, der scheinbar aus dem 18. Jahrhundert stammt, finde ich mich in einer gigantischen Ankleidekabine wieder, in die mich der schöne junge Pablo begleitet hat, der nun zu meinen Diensten steht. Er hilft mir in ein nudefarbenes Kleid mit dünnen Trägern und einem opulenten Ballettröckchen, in das ich mich total verliebt habe. Pablo hebt den Vorhang und ich trete barfuß und mit zerzausten Haaren vor Gabriel, der mich amüsiert ansieht. Schlechte Wahl. Ich sehe mich im großen Spiegel und kann mich selbst vor Lachen kaum halten, so lächerlich sehe ich aus. Wie ein kleines Kind, dass seine erste Ballettstunde hat. Gabriel signalisiert Pablo, dass ich das nächste Kleid anprobieren soll. Mein "Ankleideherr" hält es nicht einmal für nötig, den Vorhang zu schließen, und hilft mir mit einem Augenzwinkern aus dem Kleid. In Unterwäsche stehe ich nun vor einem Unbekannten und Gabriel, der sich nach vorne lehnt und das Schauspiel lächelnd verfolgt.
    Zwei Kleider später beginne ich langsam, ungeduldig zu werden. Natürlich könnte ich mich einen ganzen Tag lang daran erfreuen, diese Kleider anzuprobieren, aber Gabriels missbilligender Blick und Pablos Vertrautheit gehen mir allmählich auf die Nerven. Ich hätte nicht gedacht, dass die Verkäufer von Haut-Couture-Mode so gerne auf Tuchfühlung gehen. Ich zweifle nicht daran, dass er es gewohnt ist, dutzende halb nackte Models während ihrer Modeschauen an- und auszuziehen, aber ich bin eben ein wenig prüder. Mir wäre lieber, er würde gehen und Gabriel Hand anlegen lassen. Doch die Anprobe geht weiter und Pablo kehrt mit einer "Empfehlung" zurück, die ich anprobieren sollte. Mit seinem charmanten spanischen Akzent präsentiert er mir ein Argument nach dem anderen, die mich allesamt überzeugen sollen: "Ein langes, hautenges Etuikleid, das meine Taille betont und dessen nachtblaue Farbe die Silhouette schmaler erscheinen lässt und perfekt zu einer so blassen Haut wie meiner passt." – Wenn Blicke töten könnten …
    "Wenn ich mir erlauben darf, Mademoiselle, aber unter dem Bustier können Sie keinen BH tragen."
    "Ja, ja, ich werde die Träger abnehmen."
    "Da muss ich Ihnen leider widersprechen, aber ein BH zerstört das gesamte Erscheinungsbild der Kreation."
    Ich gebe schließlich seufzend auf und mache mich daran, meinen BH zu öffnen. Mit meinen zittrigen Fingern und meiner Nervosität will der Verschluss allerdings nicht aufgehen, und zu meinem Entsetzten tritt auch noch Pablo hinter mich, um mir zu helfen. Ich versuche Gabriels Blick zu erhaschen, damit er mich aus dieser misslichen Lage befreit, doch was ich in seinen Augen lese, ähnelt vielmehr einer fieberhaften Lust, die ich nur allzu gut kenne. Er nickt mit dem Kopf, um mir zu signalisieren, dass ich mir helfen lassen soll.
    Pablo streift mir die Haare aus dem Nacken, öffnet meinen BH und lässt ihn über meine Arme nach unten gleiten. Schließlich kniet er vor mir nieder, das Gesicht vor meinem Schambereich, um mir beim Anziehen des engen Kleides behilflich zu sein. Mein Unbehagen wächst, als er langsam meine Schenkel entlang fährt. Ich fühle, wie seine Finger ein wenig zu eifrig meine Haut streicheln. Und seine Sinnlichkeit berührt mich ein wenig zu sehr. Das enge Kleid hindert mich daran, mich zu bewegen, und ich muss mich an seinen Schultern anhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Er starrt mich mit einem mehr oder weniger schelmischen Lächeln an, worauf ich mich umdrehe und Gabriels Blick kreuze. Glasige Augen. Augenbrauen leicht gerunzelt. Kopf leicht geneigt, zwischen Neugier und Irritation. Vielleicht auch eine Spur von Eifersucht. Die mich zutiefst berührt. Am liebsten würde ich mir das Kleid vom Leib reißen und ihn hier und jetzt vernaschen. Doch Pablo
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