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Fundort Jannowitzbrücke

Fundort Jannowitzbrücke

Titel: Fundort Jannowitzbrücke
Autoren: Stefan Holtkötter
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insgeheim wieder einem Ziel gefolgt war. Als er schließlich in der Kollwitzstraße landete, versuchte er erst gar nicht, sich etwas vorzumachen. Seine Selbstachtung war ohnehin angeschlagen. Also konnte er auch direkt bis zu dem Haus vorfahren, in dem Elisabeth wohnte.
    Langsam rollte er über die gepflasterte Straße, auf der am Tage stets geschäftiges Treiben herrschte. Jetzt waren die Cafes jedoch geschlossen und der Park verwaist, nirgendwo brannte Licht. Er fühlte sich wie ein Eindringling, als sollte der Ort für Nachtgestalten verschlossen bleiben.
    Die Räume hinter den wuchtigen Säulen lagen im Dunkeln. Auch dort schliefen alle, von Elisabeth war nichts zu sehen. Michael starrte zu der Wohnung hoch.
    Er fragte sich, wie es wäre, wenn er dort schlafen würde. Mit Elisabeth in seinem Arm und den beiden Kindern im Zimmer nebenan. Er wäre der Familienvater in diesem hübschen Haus, in dem nachts alles so ruhig war. Wie wäre so ein Leben? Er versuchte ein Gefühl dafür zu bekommen, doch er hatte letztlich keine Vorstellung, wie sich solch ein Leben anfühlen konnte. Die Fenster blieben still und schwarz, wie lange er auch zu ihnen hinaufstarrte.
    Er wußte, daß er niemals dazugehören würde. Genauso wie Elisabeth es wußte. Sie überließ es ihm, den Zeitpunkt zu bestimmen, an dem er gehen würde. Sie hielt zu ihm, das wußte er. Und sie ließ ihm die Zeit, die er brauchte. Doch eines Tages, das wußten sie beide, würde er gehen müssen. Vielleicht suchte sie sich dann einen anderen Mann, dieses Mal einen, der das gleiche suchte wie sie.
    Es dauerte ewig, bis es ihm schließlich gelang, sich loszureißen. Es war dumm, nachts vor dem Fenster seiner Geliebten zu lauern. Er hatte dort nichts zu suchen. Vorsichtig startete er seinen Wagen, dann legte er den Gang ein und fuhr davon. Er würde sie morgen wieder anrufen.
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