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Fundort Jannowitzbrücke

Fundort Jannowitzbrücke

Titel: Fundort Jannowitzbrücke
Autoren: Stefan Holtkötter
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nicht, daß du den Einsatz gefährdest, ist das klar! Du kannst den Ereignisort absichern. Alles andere übernimmt das SEK.«
    Ohne ein weiteres Wort beendete Wolfgang das Gespräch.
    Michael warf das Handy zurück in das Handschuhfach. Nachdenklich betrachtete er das Haus. Hinter dem erleuchteten Fenster im Hochparterre brannte Licht. Dort, im Inneren der Wohnung, hatte Michael an diesem Morgen noch gesessen und mit Tobias Wink geredet.
    Er machte sich Vorwürfe, nichts geahnt zu haben. Doch er hatte diesen Jungen nur als Opfer seiner Umgebung gesehen, nicht aber als Täter.
    Michael betrachtete die Straße durch den Rückspiegel. Sie lag völlig ausgestorben in der Nacht, nirgends war eine Menschenseele zu sehen. Er öffnete die Tür und stieg lautlos aus. Er fand schnell einen sicheren Platz im Schatten eines Baumes, von wo aus er das Haus beobachtete.
    Michael zögerte, dann näherte er sich langsam dem Eingang. Zaghaft drückte er gegen das Tor, das gleich nachgab und den Weg zum Hinterhof freimachte.
    Er würde nur nachsehen, sagte er sich. Vielleicht konnte er von dort aus die Wohnung einsehen und sich einen Überblick verschaffen. Er blieb im Schatten der Mauer und drückte sich an den Mülltonnen vorbei. Winks geräumige Küche war hell erleuchtet. Die Balkontür stand einen Spalt offen. Michael stellte sich auf die Zehenspitzen und sah durch die Gitterstäbe der Balkonbrüstung. Da endlich sah er ihn. Tobias Wink rutschte auf allen vieren über den Boden. Offenbar suchte er etwas. Er schob den Kühlschrank zur Seite und tastete den Boden ab. Michael atmete erleichtert auf. Barbara war also nicht in der Wohnung. Sie war nirgends zu sehen.
    Er beschloß, zum Auto zurückzugehen und auf die Verstärkung zu warten. Vorsichtig schlich er sich wieder zu der Hofeinfahrt. Noch einmal sah er zur Brüstung, dann wandte er sich ab, um zu verschwinden. Doch in diesem Moment schrak er zusammen. Durch den Innenhof drang der laute Schrei einer Frau.
    Barbara mußte nicht lange schreien. Wink schien sofort zu bemerken, daß das Badfenster offen stand und der Schrei durch den Innenhof hallte. Er wußte, daß es nicht lange dauern würde, bis die Nachbarn aufmerksam wurden.
    Ihr Plan ging auf. Er mußte die Tür frei machen, um sie zum Schweigen zu bringen. Er mußte es tun, auch wenn er die Waffe noch nicht gefunden hatte. Und tatsächlich hörte sie schon nach wenigen Sekunden, wie Wink auf der anderen Seite den Stuhl wegzog. Er drückte die Klinke hinunter und riß die Tür auf. Erst als er sie sah, erstarrte er in der Bewegung.
    Barbara ließ den Badezimmerspiegel mit voller Wucht auf ihn niedersausen. Ihm blieb keine Zeit zu reagieren. Der Spiegel traf ihn mitten auf dem Kopf. Sie hörte einen dumpfen Aufprall, dann zerbrach er in unzählige Scherben. Wink jaulte schmerzerfüllt auf und brach vor der Tür zusammen. Wimmernd zog er den Kopf ein und hielt schützend seine Hände darüber. Splitter übersäten sein Gesicht. Er blutete aus zahllosen kleinen Schnittwunden.
    Barbara zögerte nur kurz. Dann nahm sie Anlauf und sprang über seinen gekrümmten Körper hinweg ins Freie. Die Pistole lag unter dem Vorhang an der Balkontür, sie würde nur unter den Stoff fassen und zugreifen müssen. Doch im selben Moment spürte sie einen Widerstand. Wink hatte im Sprung nach ihrem Knöchel gefaßt und zog sie zu sich herunter. Sie verlor das Gleichgewicht. Sein Griff war eisern, er ließ ihr keinen Spielraum. Barbara kippte zur Seite weg und landete krachend auf dem Fußboden.
    Sie versuchte sich zu befreien, trat mit dem freien Fuß wild auf ihn ein. Doch sein Griff blieb eisern. Er wandte seine ganze Kraft auf, um sie zu sich hinüberzuziehen. Barbara änderte ihre Strategie. Sie robbte, so weit es ging, nach vorn. Mit der Hand erreichte sie den Vorhang, sie konnte den Lauf der Pistole bereits sehen.
    Es waren nur noch Zentimeter. Wink zog weiter an ihrem Fuß. Doch sie nahm ein letztes Mal ihre gesamten Kräfte zusammen und rutschte zum Vorhang. Ihre Finger ertasteten bereits den Lauf der Waffe, da fand Wink seine ursprüngliche Kraft wieder. Er kniete sich auf die Holzdielen und zog sie mit Leichtigkeit unter dem Vorhang hinweg.
    Doch sie hatte die Pistole zu fassen bekommen. Blitzschnell drehte sie den Lauf in ihrer Hand und richtete ihn auf Tobias Wink. Es dauerte nur eine Sekunde, bis er die veränderte Situation erfaßte. Sofort ließ er sie los. Er starrte sie mit seinem blutüberströmten Gesicht an.
    Barbara rutschte
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