Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet
Autoren: Emma Hamberg
Vom Netzwerk:
sie sieht genau,
was gemacht werden muss, was stimmt, sie findet die schönsten Blöcke, als
würden sie aus ihren tiefsten Verstecken nach ihr rufen. Hallo, Maja, hier
liege ich, ein kleiner Schaukelstuhl in spe! Come and take me away!
    Ihr Gehirn läuft auf Hochtouren. Ideen graben sich wie kleine
Druckluftbohrer in ihren Kopf. Sie ist angefacht.
     
    Josefin hält sich den Bauch und rutscht tiefer in ihren
Stuhl, bis sie den Nacken gegen die Rückenlehne stützen kann. In ihren
erschöpften Knochen piekst und zuckt es. Die Teller sind leer, die aufgetaute
Lasagne aufgegessen.
    »Meine Güte, bin ich satt. Und müde!«
    »Ich glaube, ich habe noch nie so geschuftet. Glaubst du, dass es
gut wird, Maja?«
    Jens streckt die Beine auf dem Rokokosofa aus und sieht Maja fragend
an, die ihren Kaffee schlürft.
    »Ich glaube, es wird phantastisch.«
    Maja grinst breit und glücklich. Sie sitzen alle zusammen in der
Bibliothek. Im offenen Kamin prasselt ein gemütliches Feuer, die Abendwinde
rütteln ein wenig an den Fenstern, und ein paar große Kerzen erhellen den
düsteren Saal. Auf dem Fußboden liegen noch ein paar Zimtwecken, eine Kanne mit
Kaffee und ein paar Tassen, die nicht zusammenpassen. Dessert in der
Bibliothek. Karin liegt auf dem Fußboden und hat die Füße auf Jens’ Schoß. Sie
sieht Maja fragend an.
    »Wann kommt Pelle zurück?«
    »Er kommt nicht zurück.« Maja wird ernst und fährt fort: »Wir werden
wegziehen.«
    »Ehrlich?«, rufen alle wie aus einem Mund.
    Maja stellt ihre Kaffeetasse auf den Boden und erklärt: »Na ja, ich
werde nach Italien gehen. Nach Carrara. Ich weiß nicht, aber irgendetwas ist in
der letzten Woche mit mir passiert. Da gibt es so ein Steinmetzatelier, und
wenn ich Glück habe, kriege ich zum Herbst einen Platz dort. Ich stehe auf
Platz fünf der Warteliste, und vor ein paar Tagen habe ich ihnen Bilder von
unseren Stühlen gemailt und habe sofort eine Antwort bekommen.«
    Maja lächelt mit verlegenem Stolz.
    »Dank eurer Hilfe.«
    Ein kleiner Applaus ist von den frischgebackenen Steinmetzen zu
hören.
    Maja fährt fort: »Selbst wenn ich nicht in die Schule reinkommen
sollte, werde ich dorthin ziehen und als Lehrling irgendwo arbeiten, denn die
haben noch andere große Steinmetzbetriebe.«
    Alfons nickt zustimmend. »Carrara ist phantastisch. Es wird dir da
bestimmt gefallen.«
    »Und was ist mit Pelle?« Josefin beißt von ihrer Zimtschnecke ab.
    »Er kann machen, was er will. Ich gehe nach Carrara, das steht fest.
Er ist herzlich eingeladen, mich dort zu besuchen, aber . . . Wir müssen mal
sehen, wie das alles für uns weitergeht, also, für uns als Paar. Aber das ist
die einzige Lösung. Ich muss mich jetzt mal auf mich selbst konzentrieren, und
Pelle kann mitkommen, wenn er kann und will.«
    »Und was geschieht mit Hjortholmen?« Karin sieht sich in der schönen
Bibliothek um, in der sie sitzen, und macht eine ausladende Geste. »Ihr werdet
das hier doch nicht verkaufen?«
    Maja lehnt sich an eines der Kissen auf dem Fußboden und streckt
ihre müden Füße vor dem Feuer aus.
    »Wir wissen noch nicht so ganz, was wir machen werden. Das Feuer hat
Spuren hinterlassen, und außerdem ist da noch dieser große . . . Klumpen in
Pelles Atelier. Wahrscheinlich werden wir es billig verkaufen müssen. Mitsamt
dem Klumpen und dem Ruß.«
    Karin setzt sich auf.
    »Nein, tut das nicht. Bitte.«
    »Aber wir müssen etwas Geld rausschlagen.«
    »Bitte verkauft das Schloss nicht. Näher kann man dem Paradies nicht
kommen, finde ich.«
    »Das finde ich nicht. Ganz im Gegenteil.«
     
    Karins Kopf ruht auf Jens’ Arm. Sie liegen voll bekleidet
nebeneinander auf der Tagesdecke in seinem Bett. Schon ganz lange liegen sie da
und lassen ihre Gedanken ein wenig umherwandern. Ihre Körper sind schwer und
erschöpft von der Arbeit. Durch die bleischwere Müdigkeit schaffen sie es nicht
einmal, sich auszuziehen und ins Bett zu kriechen. Sie können nur noch auf der
Tagesdecke liegen und nachdenken.
    Doch dann gelingt es Karin, sich aufzurichten. Sie sieht Jens mit
entschiedenem Blick an.
    »Du. Ich habe eine Idee.«
    »Echt?«
    »Ja, und die ist perfekt.«
    »Da bin ich mal gespannt.«
    Jens kriecht näher an Karin heran, er verspürt immer noch eine
gewisse Scheu, obwohl er sicher ist, dass er ihr nahe kommen darf. Karin legt
sich auf die Seite und streicht Jens eine von seinen widerspenstigen braunen
Locken aus der Stirn.
    »Wir ziehen hierher.«
    »Was?«
    Jetzt richtet Jens sich auch auf.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher