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Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet
Autoren: Emma Hamberg
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schlimm,
dich mit deinem Liebeskummer zu sehen.
    Vorsichtig streichelt Maja Alex’ Rücken. Sie spürt seine
angespannten Muskeln unter dem Pullover und merkt, wie sich sein Körper
verkrampft, weil er nicht loslassen kann.
    »Soll ich dir ein Bootstaxi bestellen, damit du nach Hause fahren
kannst?«
    »Warum das denn?«
    Alex blinzelt immer noch den Tisch an, und Maja sieht ihn fragend
an.
    »Na ja, damit du nicht mehr in meiner Nähe sein musst, und ich würde
wirklich verstehen, wenn du nicht an Pelles . . .«
    Jetzt sieht er auf. Er hebt den Blick vom Tisch und sieht Maja
geradewegs in die Augen.
    »Ich habe nicht vor, nach Hause zu fahren. Ich will auch in Stein
hauen.«
    »Wie . . .«
    »Ich muss in Stein hauen, und zwar wie blöd. Ich werde einen
riesigen verdammten Stuhl aus dem Granit hauen. Aber wenn ich arbeite, will ich
dafür bezahlt werden.«
    »Einen riesigen verdammten Stuhl? Das klingt gut. Klar wirst du
bezahlt, keine Frage.«
    »In ein paar Wochen werde ich durchs Mittelmeer segeln, und da
brauche ich Geld.«
    »Keine Frage. Wenn du arbeitest, kriegst du Lohn. Punkt.«
    Alex wirft Maja einen trotzigen Blick zu. Und dann kann er doch
nicht umhin, ein bisschen zu lächeln. Maja lächelt vorsichtig zurück.
    Und dann steht Maja auf und umarmt Alex ganz fest. Er umarmt sie ein
wenig lockerer. Dann küsst sie ihn sanft auf die Wange.
    »Komm, Alex, dann hauen wir mal drauflos.«
     
    Alfons steht an den Granittisch gelehnt da. Seine starken,
sehnigen Arme leuchten braun in dem blauen Jeanshemd. Er hat rot gelocktes
Haar, rote Augenbrauen und Wimpern, und seine hellbraunen Augen betrachten
zusammengekniffen die fünf frischgebackenen Steinmetzlehrlinge. Klar wird er
das hier für Pelle machen. Als Maja anrief, stand er sofort parat. Allzeit
bereit! Für Pelle, der ihm sein Herz und sein Atelier geöffnet hat und den
Brunnen seines Wissens über Alfons ausgeschüttet hat, der damals alles gierig
aufgesogen hat. Alfons, dieser schüchterne, ängstliche Mensch mit einem Kopf
voller Visionen, die er nicht umzusetzen vermochte. Damals hat er all die Angst
aus sich herausgehauen. Wenn man Granit zähmen kann, dann zähmt man auch sich
selbst. Und so steht er jetzt auf Hjortholmen und hat die große Ehre, Pelle aus
der Not seines Lebens zu retten.
    »Okay. Jemand dabei, der ein wenig Erfahrung mit Steinmetzarbeit
hat?«
    Karin hebt zögernd die Hand.
    »Na ja, ich habe viele Werke gesehen und auch diesen Skulpturenpark
bei Lyon besucht, aber mehr nicht. Ich glaube, ich weiß, wenn etwas stimmt, ich
kann sehen, wenn es sich richtig anfühlt.«
    Maja macht einen Knopf ihres großen Hemdes auf, es wird allmählich
wieder warm.
    »Ich habe Pelle ziemlich viel geholfen, als er mit Granit gearbeitet
hat. Das war, als wir hergezogen sind. Aber ich habe vor allem das Werkzeug
geschliffen, mehr eigentlich nicht. Und ich habe geholfen, den Block aus dem
Steinbruch im Wäldchen hierher zu transportieren.«
    Alfons hört zu und nickt. Er legt die Hände auf die Tischkante und
hievt sich hinauf, setzt sich auf dem Tisch zurecht und schluckt.
    »Also, Pelle hat alle Ausrüstung, die wir brauchen, in seinem Atelier
und einen Teil im Seitenflügel. Er hat Schleifsteine und Kompressoren. So weit,
so gut. Aber man muss ziemlich stark sein, um damit umzugehen. Also, wenn man
gut drauf ist, dann kann man nicht länger als höchstens drei Stunden am Tag
arbeiten.«
    »Ich schaffe mehr«, meldet sich Alex zu Wort.
    »Wir können uns mit dem Arbeiten und dem Ausruhen auch abwechseln.«
    Jens sieht zu Alex, und der nickt als Antwort.
    Alfons denkt weiter nach.
    »Gut, aber wenn wir es schaffen wollen . . . Wie viele Stühle, hast
du gesagt, Maja?«
    »Sieben.«
    »Also, wenn wir es schaffen wollen, sieben Stühle zu machen, dann
müssen wir es schlau anstellen. Und wir müssen schnell sein. Die Blöcke holen
wir aus dem Steinbruch. Funktionieren die Bahnschienen noch?«
    »Eigentlich schon. Wir müssten nur das Unkraut beseitigen, aber dann
dürfte es kein Problem sein.«
    »Gut!« Alfons springt vom Tisch herunter, landet schwer mit den
Füßen im Kies und klatscht in die Hände. »Okay. Ich glaube, ich weiß, wie wir
es machen. Du heißt Josefin, oder?«
    Josefin nickt.
    »Josefin, du solltest dich erst mal in die Küche stellen, für die
ganze Woche vorkochen und die Sachen einfrieren. Hinterher kannst du natürlich
auch bei uns voll mitarbeiten. Damit fangen wir an: Josefin bunkert Essen, und
wir anderen befreien die Schienen vom
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