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Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet
Autoren: Emma Hamberg
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aufgewärmt, hat mit
Leinenservietten und dem besten Channa-Porzellan gedeckt und ein paar Kerzen
angezündet.
    Draußen hat es aufgeklart, die dunklen Wolken sind verflogen und
haben einen bestechend klaren, blauen Himmel über Hjortholmen hinterlassen.
Blumen, Blätter, Tiere und Gräser richten sich wieder auf. Man kann richtig
hören, wie es vor den geöffneten Terrassentüren knackt, zufrieden wächst und
blubbert. Die kleinen Vögel singen wie verrückt, und die Damhirsche knabbern
fröhlich die saftigen Grashalme.
    Aus der oberen Etage hört man ein leichtes Knarren, da werden Türen
geöffnet und geschlossen, man spricht leise. Auch aus Josefins Kammer sind
Stimmen zu hören. Jetzt gilt es. Maja holt tief Luft und setzt sich auf einen
der Stühle, die um den überreichlich gedeckten Tisch im Speisesaal stehen.
     
    Die Teller sind sauber leer gegessen, nur noch ein paar einsame
Brötchen und etwas Bacon stehen unberührt auf dem Tisch. Die hohen Fenster zum
Vänersee stehen offen, und die durchsichtigen Gardinen flattern romantisch,
während die Sonne ganz sanft die breiten Fußbodendielen erwärmt. Maja hat
während des Frühstücks ausführlich von Pelles Operation berichtet, dass alles
gut gegangen ist und dass er es war, der versucht hat, das Schloss anzuzünden,
und warum er es gemacht hat. Keine Lügen, keine Beschönigungen, nichts als die
Wahrheit. Wie ein offenes Buch, in das jeder hineinschauen darf.
    Jens, Karin und Josefin haben aufmerksam zugehört, Alex, der immer
noch Pelles Maurerhemd anhat, war mehr damit beschäftigt, sich unter wehmütigem
Schweigen den Bacon einzuverleiben. Jetzt wickelt Maja ihren dünnen Schal ein
weiteres Mal um den Hals, schlägt die Beine übereinander und nimmt noch einen
Schluck Kaffee.
    »Wie ihr euch wahrscheinlich denken könnt, ist der Schwimmkurs aus
aktuellem Anlass beendet. Karin, es tut mir furchtbar leid, du wirst dein Geld
natürlich zurückbekommen. Alex selbstverständlich auch. Ihr könnt alle euer
Geld zurückbekommen.«
    Es herrscht Schweigen um den Tisch, nur Alex ist zu hören, der zähen
Bacon kaut. Dann sieht Karin auf.
    »Ich will das Geld nicht zurückhaben. Nicht, dass ich schwimmen
gelernt hätte, aber . . . ich habe andere Sachen gelernt.«
    »Geht mir genauso.«
    Jens legt seine Hand auf die von Karin und lächelt Maja breit an,
die erstaunt die Augenbrauen hochzieht. Verlegen blickt Jens auf die
Tischplatte. Majas Blick geht zwischen einer verlegenen Karin und einem ebenso
verlegenen Jens hin und her.
    »Seid ihr jetzt Freunde, oder was?«
    Karin lacht leise. »Ja, das könnte man sagen.«
    Jens, den Blick immer noch auf den Tisch gerichtet, nickt glücklich.
Maja strahlt.
    »Wie mich das freut! Wirklich. Das sind wunderbare Neuigkeiten.«
    Alex kaut Bacon und tut so, als würde er zu allem nicht so richtig
dazugehören. Maja sieht fragend zu ihm hinüber, versucht Blickkontakt
aufzunehmen, aber Alex starrt nur auf seinen Bacon. Da steht Josefin resolut
auf und fängt an, die leeren Tassen zusammenzuräumen.
    »Seid ihr alle fertig mit dem Essen, dann kann ich ja . . .«
    »Moment noch.«
    Maja hebt die Hand und bittet Josefin, sich wieder zu setzen.
    »Also. Ich bräuchte eure Hilfe. Das ist natürlich kein Zwang, wenn
ihr nicht wollt, ist das völlig in Ordnung, aber ich könnte wirklich alle Kraft
und Energie, die ihr habt, gebrauchen. Und es ist eilig. Wahnsinnig eilig, um
ehrlich zu sein.«
    Die Gruppe hört zu, Alex seufzt fast lautlos.
    »Wie ihr wisst, hat Pelle aus München einen Vorschuss über
dreihunderttausend Euro bekommen, die er zurückzahlen muss, wenn das Kunstwerk
nicht geliefert wird. Nun gut . . . das Kunstwerk wird in einer Woche abgeholt.
München hat anscheinend schon einen Frachtdienst gebucht, und in sieben Tagen
kommt ein Boot, um etwas zu holen, das es nicht gibt.«
    »In einer Woche!«
    Karin lässt die Kaffeetasse so weit sinken, bis sie mit einem
Krachen auf den Tisch schlägt.
    »Wie wollt ihr sein Riesenwerk eigentlich aus dem Atelier schaffen?
Das geht doch gar nicht.«
    Maja zuckt resigniert die Achseln.
    »Nein, das geht nicht. Und Pelle will es auch nicht. Er hasst diese
Skulptur, und ich kann ihn ehrlich gesagt verstehen. Sie ist nicht . . . nicht
gut.«
    Wieder kehrt Schweigen ein. Der Bacon ist alle, und Alex trommelt
mit den Fingern an die Tischkante.
    »Aber ich habe eine andere Idee.«
    Maja erhebt sich vom Esstisch und geht zu den Terrassentüren, macht
sie weit auf und zeigt auf den langen,
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