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Für Sloane ging sie durchs Feuer

Für Sloane ging sie durchs Feuer

Titel: Für Sloane ging sie durchs Feuer
Autoren: Jack Slade
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verließ, galt sein letzter Blick der emsig tippenden Miss Marbury. Allerdings war Starkeys Assistentin so sehr in ihre Schreibarbeit vertieft, dass sie seinem Weggang keine Bedeutung beizumessen schien.
    Doch der Schein trog.
    ***
    Belinda McDermott war zutiefst aufgewühlt. Was ihr da eben zu Ohren gekommen war, war einfach ungeheuerlich – der Albtraum schlechthin.
    John, dieser verhurte Saukerl, hatte noch ein Eisen im Feuer, von dem sie bis heute nichts gewusst hatte!
    Nicht ein Sterbenswort hatte der alte Lustmolch ihr von diesem Wechselbalg in Texas erzählt. Irgendwann auf seinen vielen Dienstreisen hatte er ein Flittchen in San Carlos flachgelegt und ihr einen Braten in die Röhre geschoben. Und, was das Schlimmste war, kurz bevor ihn Teufel holte, hatte er sich an seinen Seitensprung erinnert und wollte den Bastard an seinem Erbe beteiligen.
    Belinda begann zu zittern. Er wollte die Frucht seiner Untreue auf eine Stufe mit ihr und Angela stellen. Was für ein Hohn! Belindas Finger waren völlig verkrampft, als sie den Vorhang vor das Fenster raffte.
    Durch einen Spalt blickte sie ihrer Informantin hinterher, die gerade im Dunkeln einer Seitenstraße untertauchte. Diese Miss Marbury muss ich mir warmhalten , dachte sie. Die Frau ist jeden verdammten Dollar wert.
    Belinda trat zu dem Vertiko, öffnete die linke Tür und brachte eine angebrochene Flasche Gin zutage. Ohne den Umweg über ein Glas nahm sie einen gleich einen Zug aus der Flasche.
    Der Alkohol brannte ihr angenehm in der Kehle.
    Nachdem sie sich einen zweiten Schluck gegönnt hatte, stellte sie den Gin in den Schrank zurück. Ihre Gedanken kreisten um die Stieftochter, die wohl bald in San Francisco auftauchen und mit texanischer Großmäuligkeit auf ihrem Erbe bestehen würde. Miss Marbury hatte gesagt, Starkey hätte bereits einen Mann beauftragt, der das kleine Miststück aus dem Dornröschenschlaf wecken sollte.
    »Nicht einen Penny kriegst du«, fauchte Belinda. »Null-Komma-Nichts. Nada !«
    Sie setzte sich auf die Recamiere vor dem kalten Kamin und starrte auf die Holzscheite, die der Hausdiener auf den Rost geschichtet hatte. Mit Schaudern dachte sie an den Skandal, der das Totenzeremoniell für den plötzlich verstorbenen Senator zur Nebensache machen würde. Die Reporter würden sich wie die Geier auf diese texanische Hurenbrut stürzen und jedes Wort, was sie von sich gab, in dicken Lettern in ihre Zeitungen schmieren.
    Schon bei der bloßen Vorstellung daran kroch Belinda eine Gänsehaut über den Rücken. Mein Gott, so weit durfte es nicht kommen! Niemals!
    Mit einem Ruck stemmte sie sich aus den Polstern. Sie griff nach der Handglocke und läutete.
    Kurz darauf öffnete sich eine Seitentür des Salons, und Joseph, der englische Butler, erschien.
    In einem Anflug von Größenwahn hatte John den Mann auf einer Großbritannien-Reise einem Grafen abspenstig gemacht und mit über den Großen Teich genommen, damit er in ihrem Haus in Telegraph Hill seinen Dienst versah. Belinda hatte den Engländer unter ihre Fittiche genommen. Rasch avancierte der diskrete Lakai zu ihrem engsten Vertrauten.
    »Mylady haben geläutet«, näselte er beflissen.
    Sie sah ihn prüfend an. An für sich mochte sie es, wenn er sie »Mylady« nannte, aber nicht heute. Joseph war ein kleiner, spargeldünner Mann, mit licht werdendem, aschfarbenen Haar. Er trug einen Frack, der ihm wie eine zweite Haut anhaftete. Seine Hände steckten in weißen Glacéhandschuhen.
    »Du musst mir einen Dienst erweisen«, sagte sie.
    Er neigte ehrerbietig den Kopf. »Wie’s beliebt, Mylady. Wie lauten Ihre Befehle?«
    Das Gefühl, einen uneigennützigen Verbündeten an ihrer Seite zu wissen, besänftigte sie ein wenig. Sie trat ans Vertiko, zog die oberste Schublade auf und nahm das perlenbesetzte Schmucketui heraus. Mit dem Fingernagel löste sie die Sperre, sodass der Deckel emporschnellte. Unter einem Gewirr von Goldringen, Broschen und Halsketten lag ein winziger, mehrfach gefalteter Zettel in dem Behältnis.
    Sie pflückte ihn heraus und übergab ihn dem Butler. »Geh zu dieser Adresse und sage dem Mann, der dir die Tür öffnet, er möge unverzüglich zu mir kommen.«
    Für einen Moment glitt der Anflug eines Zweifels über Josephs Stirn. Es war nach zehn Uhr abends. Draußen war es längst dunkel geworden. Um diese Zeit empfingen Damen keinen Herrenbesuch mehr, schon gar nicht die Witwen von hochrangigen Politikern.
    Doch Joseph widersprach nicht. »Sehr wohl, Mylady«,
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