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Für Sloane ging sie durchs Feuer

Für Sloane ging sie durchs Feuer

Titel: Für Sloane ging sie durchs Feuer
Autoren: Jack Slade
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»Ich kann es noch immer nicht fassen. Wie konnte sich Martha Coffins nur zu dieser Bluttat hinreißen lassen?!«
    »Eine enttäuschte Frau ist zu vielen Dingen fähig«, versetzte Brown salbungsvoll. »Ich kenne Martha, und ich kannte diesen Schürzenjäger Duke Sloane. Das dumme Ding wäre für den Kerl durchs Feuer gegangen. Dabei passten die beiden überhaupt nicht zusammen, und das ist nicht nur meine Meinung. Ein Kuscheltier und eine Klapperschlange, zusammen in einen Käfig gesperrt. Das Unglück war vorprogrammiert. Eines Tages musste es so weit kommen.«
    Lassiter schüttelte den Kopf. »Komisch. Hatte Martha denn keine Freunde? Keine Ratgeber, die sie vor diesem Hahnrei warnen konnten?«
    Brown setzte sich neben ihn und fuhr sich durch den Kinnbart. »Doch, so viel mir bekannt ist, gab’s da eine Freundin, die ihr ziemlich nahe stand: Katy Warlock, sie betreibt eine kleine Schneiderei in der Nähe des Livery Stables, wo Martha Stallgehilfin war. Wenn jemand etwas über Martha weiß, dann Katy.«
    »Katy Warlock«, wiederholte Lassiter leise. Dann sah er auf. »Und was ist mit Marthas Mutter?«
    »Rosy?« Brown grinste freudlos. »Sie ist schon lange weg aus San Carlos. Nach Illinois ist sie gegangen. Chicago oder Peoria, weiß nicht genau. Rosy hat meinen besten Linienkutscher geheiratet und inzwischen sogar noch ein Kind bekommen, wenn ich mich nicht irre.«
    Trübe Aussichten! Lassiter zerbrach sich den Kopf darüber, was er als Nächstes tun sollte. Wahrscheinlich war es das Beste, wenn er Starkey, seinem Kontaktmann, umgehend von der neuen Sachlage in Kenntnis setzte. Martha Coffins hatte einen Menschen getötet und musste eine langjährige Haftstrafe absitzen.
    Lassiter wurmte es, seine Mission erfolglos abzubrechen. Das war nicht seine Art. Doch in diesem besonderen Fall gab es wohl keine Alternative.
    Brown legte ihm seine Pranke auf die Schulter. »Lassen Sie sich keine grauen Haare wachsen, Mr. Lassiter. Sie können ja nichts dafür. – Hm, warum sind Sie eigentlich so scharf darauf, Martha zu treffen?«
    Lassiter zögerte. »Es gibt da jemanden in Frisco, der ein altes Unrecht wiedergutmachen will«, sagte er dann.
    »Zu spät, wie es aussieht«, meinte Brown. Plötzlich straffte sich seine Gestalt. »Nun ja, vielleicht doch noch nicht ganz zu spät. Wenn dieser Jemand Einfluss hat, könnte er womöglich dafür sorgen, dass Marthas Prozess noch einmal aufgerollt wird. In Texas gibt es einige exzellente Strafverteidiger. Unter gewissen Umständen könnten sie eine mildere Strafe für Martha herauspauken. Das Mädel stand unter wahnsinnigem Stress, als sie diesen Sloane aus den Stiefeln gepustet hat.«
    Lassiter nickte müde. »Ja, da ist was dran. Vielleicht gibt es tatsächlich noch den Zipfel einer Chance für Martha.«
    Aus Richtung Corral nahte ein Stallbursche, der zwei ausgeruhte Pferde an der Kandare führte. Brown stand auf, klopfte Lassiter noch einmal gutmütig die Schulter und half, die beiden Pferde vor eine Kutsche zu spannen.
    »Übrigens vermietet Katy Warlock auch Fremdenzimmer«, rief er Lassiter zu. »Ich meine, falls Sie nicht wissen, wo Sie in der Stadt unterkriechen sollen.«
    »Danke für den Tipp.«
    Lassiter stand auf, warf sich den Reisesack auf den Rücken und stapfte missmutig die Straße entlang. Wie in vielen Boomstädten im Westen verfügte San Carlos über eine breite Durchgangsstraße, von der einige schmale Gässchen abgingen. In einer gewahrte Lassiter das Vergnügungsviertel mit seinen Freudenhäusern, Saloons und Spielhöllen. Es war früher Nachmittag, und in der Gasse zeigte sich keine Menschenseele.
    Gähnende Leere herrschte auch in der Straße, an dessen Ende der Mietstall lag, in dem Martha angestellt gewesen war. Das Haus, in dem Marthas Freundin Katy wohnte, befand sich gleich neben der weitläufigen Pferdekoppel, die bis zur Böschung eines ausgetrockneten Flüsschens reichte.
    Als Lassiter ankam, stand er vor verschlossenen Türen.
    Niemand war zu Hause. Ihm fiel die Schneiderstube ein, die Dick Brown erwähnt hatte. Um diese Zeit war Katy bestimmt dort anzutreffen.
    Er sichtete die Werkstatt in einer winzigen Hütte hinter dem Haupthaus. Die Vordertür stand weit offen, und von drinnen hörte er Füße scharren.
    »Hallo, Miss Warlock?« Er klopfte an den Rahmen.
    Eine groß gewachsene, dunkelhaarige Frau in rot geblümter Schürze trat an die Tür. In der Rechten hielt sie eine Schere, über der Schulter baumelte ein zugeschnittenes Stück
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