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fuer Liebende

fuer Liebende

Titel: fuer Liebende
Autoren: Mela Wolff
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glänzte eine blutrote Lache.
    »She went with the man in the long black coat« (Sie ging mit dem Mann in dem langen schwarzen Mantel), sang Bob Dylan aus den Lautsprechern über uns. Und da passierte es. Ich fing an zu heulen. Heulte, und konnte mich nicht wieder beruhigen. Wenigstens musste ich mir keine Sorgen mehr um mein Make-up machen.
    Jean zog sich sofort aus mir zurück. Aber besonders schockiert sah er nicht aus. Vielleicht heulen die Sklavinnen öfters bei ihm.
    »Komm her«, sagte er und nahm mich in den Arm.
    Schon besser. Ich beruhigte mich wieder.
    »Wir machen aber noch ein bisschen weiter, hm?«
    Ja.
    »Komm hierher.«
    Das schwarze Himmelbett mit den Latexlaken, endlich. Da wollte ich die ganze Zeit schon rauf. Nun krabbelte ich auf die Matratze, legte mich auf den Rücken und machte die Beine breit, so weit ich konnte.
    Jean ließ sich nicht lange bitten. Und ich genoss es. Endlich ein warmer Körper auf mir, in mir, endlich von Angesicht zu Angesicht. Jean schien es auch zu gefallen und ich umarmte ihn, zog ihn tiefer in mich hinein, vergaß alles. Männer mit Masken, Männer mit langen schwarzen Mänteln …
    Jean kam und verkündete diese Tatsache laut grunzend.
    Danach saßen wir noch einen Moment am Bettrand, ich zog meine Strümpfe wieder an.
    »Beim nächsten Mal will ich Dich in Rock und Bluse sehen. Damit ich Dich ausziehen kann. Und vielleicht befehle ich Dir, Dich zu berühren. Es Dir selbst zu machen. Oben, an der Theke. Vor allen Leuten.«
    Das verschlug mir die Sprache. Ich schüttelte heftig den Kopf, doch das interessierte Jean gar nicht.
    »Eine Leine und ein Hundehalsband, das wäre auch gut. Dann kann ich allen mein kleines Hündchen vorführen.«
    Das wiederum erregte mich. Sehr. An einem schwarzen Lederhalsband herumgeführt zu werden, auf allen vieren kriechend …
    »Macht«, sagte Jean. »Es geht um Macht. Und darum, Träume wahr werden zu lassen …« Nachdenklich betrachtete er die Streckbank.
    »We are the stuff that dreams are made of / and our little lives are rounded with a sleep«, sagte ich leise.
    (Wir sind der Stoff, aus dem die Träume sind, und unser kleines Leben ist umringt von einem großen Schlaf.)
    Jean sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. In diesem Keller hatte bestimmt noch niemand Shakespeare zitiert.
    Wir stiegen die Treppe wieder hoch. Der Mann mit der Maske war fort. Die Nacht war vorbei. Ich fuhr nach Hause.
    Hannah
    PS: Ich vermisse Othello!
    Betrifft: Nachtschicht
    Von: Gruber Bestattungen
    Datum: 19 . 12 . 2012 03:12
    Hannah,
    betreibe Deine Grenzüberschreitungen mit Freude oder lass es bleiben. Ich würde es jedenfalls als kein gutes Zeichen sehen, wenn eine Frau anfängt zu heulen, während ich mit ihr schlafe.
    Das ist das zweite Mal, wenn ich mich recht erinnere. Die Romantikerin weint im Folterkeller. Warum wohl? Denk mal nach, verdammt. An Bob Dylan kann es ja wohl kaum gelegen haben, oder? Ich meine, der Typ hat eine echt gewöhnungsbedürftige Stimme, aber ansonsten ist er gar nicht so übel.
    Am besten, Du hörst auf, rumzuficken und fängst endlich mit dem Schreiben an.
    Ich saß heute Nacht im Büro, alles war dunkel und still, keine neuen Leichen. Und plötzlich ging der »Zombiealarm« los. In den Kältekammern gibt es Reißleinen. Falls mal einer aufwacht und raus will. Zum Pinkeln oder so. Ich ging also hin, nachgucken. Alle mausetot. Lief wieder hoch ins Büro.
    War kurz drauf gerade bei Facebook. Chattete mit ’ner süßen Maus. Erneuter Zombiealarm. Langsam nervte es gewaltig. Ich stiefelte wieder runter in den Keller.
    Am Ende war es nur ein Kurzschluss.
    »Der Tod lächelt uns alle an, das Einzige was man machen kann, ist zurücklächeln.«
    (Marcus Aurelius)
    Zitiert von
    Mike
    PS: Ich wollte es zwar nicht sagen, aber da Du es erwähntest … Vielleicht besorgst Du Dir wirklich einen neuen Kater?
    Betrifft: Maskerade (Roman, Teil drei)
    Von: H. Zimmermann
    Datum: 19 . 12 . 2012 13:27
    Mike,
    da war er schon wieder, der erhobene Zeigefinger! Und das auch noch, während Du »mit einer süßen Maus« chattest. Was ist aus Deiner Angebeteten geworden? Schnee von gestern?
    Zombiealarm? Nette Idee. Ehrlich gesagt, es beruhigt mich ein wenig. Stell Dir nur vor, da wird tatsächlich mal einer für tot erklärt, der es gar nicht ist! Und dann wacht er in einer kalten dunklen Schublade auf und dreht durch. Ich würde jedenfalls durchdrehen. Und ich hätte auch gerne ein Handy im Sarg. Oder besser gleich eine Einäscherung. Dann
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