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fuer Liebende

fuer Liebende

Titel: fuer Liebende
Autoren: Mela Wolff
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rot zu werden! Oh, wie wunderbar, dieses Gefühl, hinter einer Maske zu stecken. Das ängstliche Selbst – sicher verborgen und beschützt. Das freche Selbst frei und mutig.
    Mark Taylor grinste.
    »Mich hat noch keiner erwischt. Aber Dich habe ich hier noch gar nicht gesehen? Bist Du neu?«
    Helena legte den Kopf schief, musterte den gefesselten Kerl und schwieg. Dann stieg sie langsam die restlichen Treppenstufen in den Keller hinunter und schritt auf Taylor zu.
    »Ich wette, sie haben Dich für die Rolle der Juliette eingestellt.«
    Helena ließ die Peitsche selbstvergessen über ihren Handrücken streichen.
    Taylors Augen flackerten kurz zu dem schwarzen Leder, dann grinste er wieder.
    »Du scheinst wie geboren für die Rolle der lasterhaften Prostituierten. Wollen wir ein bisschen proben?«
    Irrte sie sich oder war das Grinsen etwas weniger selbstsicher geworden?
    »Wenn Du mich losmachst, können wir eine Szene zusammen spielen. Da drüben, in der Ecke, liegt meine Jacke. Die Schlüssel für die Handschellen sind in der rechten Außentasche.«
    Nein, sie täuschte sich nicht. Das Grinsen hatte tatsächlich an Überzeugungskraft eingebüßt, und die großen dunklen Augen irrten immer wieder zu der Peitsche in ihrer Hand.
    Helena spürte unbändige Freude in sich aufsteigen. Sie hatte den arroganten Kerl verunsichert! Sie, das »Pudermäuschen«!
    »Der große Mark Taylor will Privatunterricht geben? Ich fühle mich geschmeichelt.«
    Er richtete sich sofort auf, ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. »Du hast mich erkannt? Mach mich los, dann gebe ich Dir ein Autogramm. Wohin Du willst.«
    Helena strich mit dem Peitschenstiel sanft über Taylors Bauch. Er zuckte zurück und prallte mit dem Rücken an die Mauer. Sand und Putz rieselten auf den Boden und es roch plötzlich nach Moder.
    »He, Vorsicht!«, sagte Taylor und runzelte die Stirn. »Mein Hemd!«
    Helena lächelte.
    »Wie hat sich eigentlich der große Mark Taylor in diese missliche Lage gebracht?«
    »Diese dämlichen Handschellen. Ich wollte in Ruhe eine Szene proben, ohne das ganze Fußvolk drum herum. Hab mir die Dinger nur lose übergestreift, um das richtige Feeling zu kriegen. Und dann sind sie zugeschnappt. Von allein! Sind garantiert defekt!«
    »Du übst heimlich? Dachte, Dir fliegt alles ganz von selbst zu.«
    »Talent und Charisma sind natürlich Grundvoraussetzungen. Aber ohne ständiges Proben kann man nichts werden, vor allem nicht besser. Und ich will der Beste sein!«
    Helena trat einen Schritt zurück.
    »Hat man den Marquis de Sade nicht ins Gefängnis gesperrt? Ich denke, ich sollte Dich die Nacht über hier lassen und Dir Gelegenheit geben, das richtige Feeling zu kriegen.«
    Der Griff der Lederpeitsche schien sich wie von selbst in ihrer Hand zu regen. Helena holte aus und ließ die Peitsche kurz vor Mark Taylor durch die Luft zischen.
    Er schnappte nach Luft und wich zurück, doch die Wand in seinem Rücken ließ ihm keinen Spielraum.
    »Ich könnte dem Herrn Marquis natürlich auch eine Behandlung mit seinen eigenen Methoden angedeihen lassen. Ein paar Striemen auf der Brust, und das richtige Feeling kommt wie von allein.«
    Unsicherheit huschte über Mark Taylors arrogante Züge, und er war sprachlos.
    Helena fühlte sich wie beschwipst. Das war nicht nur der Sekt. Das war die Macht, die sie plötzlich hatte. Die Macht zu ängstigen, zu benutzen, zu verletzen. Und dieses Gefühl rauschte schneller und wilder als Alkohol durch ihre Adern.
    »Ich glaube nicht, dass Du dazu in der Lage wärst.«
    Mark Taylor hatte sein arrogantes Grinsen wiedergefunden. Etwas zu schnell für Helenas Geschmack. Sie ließ die Peitsche über seine Hüften gleiten.
    Er hielt stand, obwohl sein Grinsen eine Spur weniger lässig wurde.
    Helenas Blick strich über seine Brustmuskulatur, die breiten Schultern, die schmalen Hüften … Und plötzlich schlug sie zu. Schnell, kurz und scharf. Ein Hieb, der seine linke Hüfte allerdings nur streifte. Das Klatschen der Peitsche auf der Lederhose hallte durch den Keller.
    »Au!«
    Es klang mehr nach Überraschung als nach Schmerz.
    Helena war genauso verdutzt. Sie hatte noch nie einen Menschen geschlagen. Lag es an der Maske oder an dieser absurden Situation? Hatte de Sade recht? War der Mensch wirklich nichts weiter als ein schönes, böses Tier?
    »Du hast mich geschlagen!«, stieß Taylor vorwurfsvoll hervor.
    Ja. Schluss damit. Helena holte tief Luft. Jetzt nur nicht aus der Rolle fallen. »Der Herr Marquis
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