Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot
Autoren: Karen Chance
Vom Netzwerk:
Natürlich. »Spiritismus, ha! Der Bursche ist nie wiederauferstanden, aber trotzdem gibt es immer wieder jemanden, der für ihn betet, singt oder Blumen bringt.«
    »Er hat an die Reinkarnation geglaubt, Mann. Vielleicht ist er wiedergeboren.«
    Ich befreite mich aus einer großen Spinnwebe und schaffte es, nicht auf den nassen Fliesen auszurutschen. »Seid endlich still!«, sagte ich scharf.
    Der ältere Geist schniefte erneut. »Die Spiritisten sind wenigstens nicht unhöflich.«
    Ich starrte auf die Schnörkel, die eine Karte sein sollten, und versuchte, den Geistern einfach keine Beachtung zu schenken. Es wäre mir vielleicht leichter gefallen, wenn ich nicht so nass und schmutzig gewesen wäre und weniger starke Kopfschmerzen gehabt hätte. Ich wollte von hier weg, und zwar ernsthaft. Doch diesen Wunsch konnte ich mir nicht erfüllen, was ich einem gewissen verschlagenen Meistervampir verdankte.
    Mitten in der Nacht schlich ich auf einem Friedhof umher, wich Wachhunden, Blitzen und verrückten Kriegsmagiern aus… und das alles wegen eines Zaubers namens Geis. Besagter Vampir, Mircea, hatte den Zauber Vorjahren auf mich legen lassen, ohne mich um Erlaubnis zu fragen oder es auch nur für nötig zu halten, mir davon zu erzählen. Meistervampire waren so, aber in diesem Fall steckte hinter der Vergesslichkeit vielleicht mehr als nur die übliche Arroganz.
    Einerseits hatte mir der Zauber Schutz gewährt, als ich groß geworden war. Er kennzeichnete mich als Eigentum von Mircea, was bedeutete, dass mich kein Vampir, dem etwas an seiner untoten Existenz lag, anzurühren wagte.
    Andererseits diente er dazu, Loyalität einer einzelnen Person gegenüber zu gewährleisten – exklusive, vollständige und absolute Loyalität. Jetzt, da wir beide erwachsen waren, wollte der Zauber Mircea und mich für immer miteinander verbinden, und meine Widerspenstigkeit wusste er gar nicht zu schätzen.
    Daraus ergab sich ein Problem, denn es war schon vorgekommen, dass Menschen wegen so etwas den Verstand verloren oder Selbstmord begangen hatten, um nicht mit dem ständigen, nagenden Schmerz leben zu müssen, der zu den Tricks des Zaubers gehörte, wenn man ihm nicht seinen Willen ließ.
    Aber es kam auch nicht in Betracht, sich zurückzulehnen und die Fahrt zu genießen.
    Wenn sich jemals eine vollständige Verbindung bilden sollte, würde der dominante Partner unser Leben bestimmen, und ich zweifelte kaum daran, dass das Mircea sein würde. Was für mich eine Existenz als seine willige Sklavin bedeutete. Und da er ein angesehenes Mitglied des Vampirsenats war, des Dachverbands aller nordamerikanischen Vampire, stand mir vermutlich bevor, Aufträge auch für den Senat zu erledigen. Bei dem Gedanken, woraus manche dieser Aufträge bestehen mochten, brach mir der kalte Schweiß aus. Es war genau das, was der Silberne Kreis befürchtete: die Pythia unter der Kontrolle der Vampire. Zwar gefielen mir die Methoden nicht, mit denen er es verhindern wollte, aber ich räumte widerstrebend ein, dass so etwas eine Katastrophe gewesen wäre.
    Ich war nicht nur zur Pythia geworden, sondern damit auch zu einem Angriffsziel für jene in der übernatürlichen Welt, die nach Macht strebten, und das waren praktisch alle. Aber bezüglich des Geis hatte ich dadurch etwas Zeit gewonnen. Wie viel, das wusste ich nicht. Und das bedeutete, dass ich dringend einen Gegenzauber brauchte. Gerüchten zufolge befand sich der einzige Codex mit der Zauberformel irgendwo hier auf diesem Friedhof.
    Natürlich hätte es geholfen, wenn ich imstande gewesen wäre, diese verdammte Karte zu lesen. Ich blickte darauf hinab, aber das einzige Licht war ein wenig Mondschein, der durch die Reste eines einst wunderschönen Buntglasfensters fiel. Die Hälfte einer sitzenden Madonna sah zum dunklen Himmel hinauf, über den gelegentlich Blitze zuckten. Ich hatte eine Taschenlampe, aber wenn ich sie einschaltete, wussten die Verfolger sofort, wo ich…
    Etwas sprang mir aus der Dunkelheit entgegen. »Nicht schießen!«, flüsterte ein Mann.
    Er roch nach Schweiß, Metall und Erde, und hinzukam ein Knistern von nervöser Energie, die praktisch sein Markenzeichen war. Ich entschloss mich doch dazu, die Taschenlampe einzuschalten, und ihr Licht zeigte mir, was ich erwartet hatte: einen dichten Schopf aus wirrem hellen Haar, das der Schwerkraft zu trotzen schien, eine recht große Nase und blitzende grüne Augen. Der berühmteste Renegat des Silbernen Kreises und mein widerwilliger
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher