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Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot
Autoren: Karen Chance
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warf Geist Nummer zwei einen bösen Blick zu.
    »He, man wird doch wohl noch seine Meinung sagen dürfen.«
    »Das mit dem ›nur‹ gefällt mir nicht sonderlich«, sagte Geist Nummer eins.
    »Wir beide sind die aktivsten Geister auf dem ganzen…«
    »Aktiv?« Eine Hand strich mir über den Arm, sowohl sanft als auch rau. Sie war schwielig davon, Waffen zu halten, Liegestützen zu machen und Leuten das Genick zu brechen. »Kommen Sie nicht auf dumme Gedanken«, warnte ich Pritkin und wandte mich wieder dem Geist zu. »In welcher Weise aktiv?«
    Der ältere Geist hob stolz den Kopf. »Wir sehen alles, was hier passiert. Ich könnte Ihnen da von Dingen erzählen . .«
    »Sie wüssten also von geheimen Gängen, wenn es sie gäbe?«, fragte ich, und Pritkins Finger erreichten mein Handgelenk. Einen Moment später rissen sie mir die Karte aus der Hand. »Ich bleibe trotzdem hier«, sagte ich.
    »Oh, darum geht es Ihnen, wie?«, fragte der jüngere Geist.
    Ich beschloss, nicht mit Pritkin um die Karte zu ringen – es wäre alles andere als würdevoll gewesen. Und es hätte mir auch nichts genützt. »Worum?«
    Der Bursche winkte lässig. Zu einem derartigen Geist wurde man vielleicht, wenn man stoned starb.
    »Könnten Sie sich etwas klarer ausdrücken?«
    Bevor er Gelegenheit bekam, mir eine Antwort zu geben, kam ein sonderbares Geräusch von draußen, ein leises, schrilles Pfeifen. Ich spürte eine Hand an meinem Rücken, die mich zu Boden drückte. Im nächsten Moment war Pritkin auf mir und presste mich mit seinem Gewicht in die Embryonalstellung, während um uns herum Dinge explodierten und es Feuer regnete.
    Rote und violette Flecken tanzten einige lange Sekunden hinter meinen geschlossenen Lidern – ich hatte die Augen zugekniffen. Der Boden unter mir erzitterte ein wenig, wie bei einem schweren Nachbeben, und Restenergie prickelte über meine Haut. Als ich die Augen vorsichtig öffnete, sah ich Sterne durch ein großes Loch in der Decke. Der Staub von pulverisiertem Gestein hing in der Luft.
    Pritkin war wieder auf den Beinen und schoss auf die Magier, die das Feuer erwiderten. Die Schüsse knallten wie Feuerwerkskörper zwischen den dicht an dicht stehenden Grabmalen. Meistens glaubte ich, dass er zu schnell zu der Baller-drauflos-in-der-Hoffnung-dass-es-stirbt-Lösung griff. Bei anderen Gelegenheiten, zum Beispiel wenn jemand versuchte, meinen Kopf in ein Sieb zu verwandeln, hatte ich nichts dagegen.
    »Dort drüben«, sagte der jüngere Geist und zeigte nach rechts. »Kommen Sie.«
    Er schlenderte los, schenkte dem gewundenen Weg in der Nähe keine Beachtung und nahm stattdessen eine Abkürzung über den Friedhof.
    »Einer der Geister weiß, wo sich der geheime Gang befindet!«, informierte ich Pritkin. Er sah mich überrascht an, und ich schnitt eine finstere Miene. Nur weil ich nicht sieben Methoden kannte, mit dem Ellenbogen zu töten, war ich nicht völlig unnütz.
    Er zögerte und schien fragen zu wollen, ob es klug war, irgendwelchen Geistern zu vertrauen, oder vielleicht auch meiner Vernunft. Die Magier erwiesen mir einen Gefallen, indem sie einen Zauber schickten, der sich donnernd bei einer nahen Kastanie entlud. Der brennende Baum stürzte um und nahm die halbe Krypta mit. Zum Glück war es nicht unsere Hälfte.
    »Also los!«, rief Pritkin, nahm meine Hand und zog mich mit, als wäre es von Anfang an seine Idee gewesen.
    »Dort entlang!« Ich deutete in die Richtung, in die der Geist spazierte. Nur einen Augenblick später ging ein weiterer Kugelhagel direkt hinter uns nieder.
    Das Gehen fiel mir schwer. Der durchweichte Boden saugte bei jedem Schritt an meinen Schuhen, und im Regen war es fast unmöglich, das vage Glühen des Geistes im Auge zu behalten. Aber Pritkin, der verdammte Kerl, stapfte so durch den Hindernisparcours aus granitenen Gräbern, als hätte er ihn selbst angelegt. »Wie machen Sie das?«, fragte ich, als ich zum vierten Mal mit dem Knie gegen einen sehr harten Grabstein stieß.
    »Wie mache ich was?«
    »Sie können etwas sehen!«, warf ich ihm vor.
    »Hier.« Eine Hand berührte mich kurz an der Wange, und Pritkin murmelte etwas. Ich blinzelte, und plötzlich sah alles seltsam flach und körnig aus, wie bei einem Fernseher mit schlechtem Empfang. Die Schatten von Blättern huschten über Pritkins Gesicht, als ein Windstoß einen Baum schüttelte und noch mehr Regentropfen auf uns herabfielen, und ich sah sogar eine Andeutung des für ihn typischen mürrischen
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