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Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot
Autoren: Karen Chance
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Pobacken weg. Ich zuckte zusammen und stieß mit dem Fuß gegen etwas, das in eine nahe Pfütze platschte. Rasch sank ich auf die Knie, tastete mit den Händen umher und versuchte, lautlos zu fluchen.
    »Ein bisschen weiter links.«
    Ich wirbelte herum, hob die Pistole und spürte, wie mir das Herz bis zum Hals schlug. Aber der dunkelhaarige Mann, der an einem moosbewachsenen Brunnen lehnte, wirkte nicht besorgt. Was vielleicht daran lag, dass er keinen Körper mehr hatte, um den er sich Sorgen machen musste.
    Ich entspannte mich ein wenig. Mit Geistern kam ich zurecht; ich hatte sie sogar erwartet. Pere Lachaise war nicht der älteste Friedhof von Paris, aber er war riesig. Ich hatte meine Schilde verstärken müssen, um auch noch etwas anderes zu sehen als nur das grüne Glühen Tausender von Geisterspuren, die wie die Fäden eines gewaltigen Spinnennetzes kreuz und quer über die Landschaft reichten. Das war der Hauptgrund, warum ich meinen Helfer, ebenfalls ein Geist, zurückgelassen hatte. Billy Joe konnte ein echter Nerver sein, aber ich wollte nicht, dass er für eine Bande hungriger Gespenster zu einem mitternächtlichen Snack wurde.
    »Danke.«
    »Sie sind Amerikanerin.«
    »Äh, ja.« Eine Kugel prallte von der Eisenstange eines nahen Geländers ab, und ich zog den Kopf ein. »Woher wissen Sie das?«
    »Ich bitte Sie.« Er sah ostentativ auf meine verdreckte Jeans, die einst weißen Tennisschuhe und das regennasse T-Shirt, ein Spontankauf, mit dem ich meinen anspruchsvollen Ausbilder darauf hinweisen wollte, dass ich in diesem Geschäft noch ein Neuling war. Die Aufschrift »Ich habe keine Lizenz zum Töten und darf nur ein wenig probieren« kam mir jetzt ziemlich ironisch vor.
    Lara Croft hätte etwas getragen, das nicht annähernd so schmutzig gewesen wäre, und ihr Haar hätte sexy ausgesehen, ohne dass es ihr dauernd ins Gesicht fiel. Was mein eigenes Wuschelhaar betraf…Es hatte das Stadium erreicht, in dem es so lang war, dass es immer wieder in den Weg geriet, aber nicht lang genug, um zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden zu werden. Das Ergebnis: Blonde Strähnen fielen mir in die Augen, klebten an den Wangen und leisteten ihren Beitrag zu meiner allgemeinen Uncoolness.
    »Wenn gute Amerikaner den Tod nahe fühlen, kommen sie nach Paris«, sagte der Geist und nahm einen Zug von seiner kleinen Zigarette. »Sie sind nicht tot.
    Ich nehme an, die Frage muss lauten: Sind Sie eine von den Guten?«
    Endlich fand ich das Magazin und rammte es in die Pistole. Aus dem Augenwinkel musterte ich den Burschen und überlegte, mit welcher Antwort ich seine Hilfe bekommen würde. Mein Blick strich heimlich über seine lange Samtjacke, die seidene Krawatte und das lässige Lächeln. »Kommt darauf an, wer fragt.«
    »Ausflüchte, wie herrlich! Mit Sündern bin ich immer besser zurechtgekommen.«
    »Dann können Sie mir vielleicht sagen, wie viele Leute dort draußen sind?«
    Ein zweiter Geist schwebte heran. Er trug nur eine Hüftjeans und wirkte seltsam vertraut mit dem schulterlangen braunen Haar, den klassischen Zügen und der Andeutung eines trotzigen Schmollens. »Etwa ein Dutzend. Sie haben gerade meinen potthässlichen Grabstein zerschossen«, antwortete er auf meine Frage.
    Der ältere Geist schniefte. »Zweifellos werden Ihre vielen Fans innerhalb einer Woche einen neuen errichtet haben . .«
    »Ist es meine Schuld, dass ich so beliebt bin?«
    »…um anschließend sowohl den Grabstein als auch alles andere in der Nähe zu demolieren.«
    »He, bleib cool, Mann.«
    »Kommen Sie mir nicht mit cool, Sie lächerlicher Angeber«, erwiderte der ältere Geist erbost. »Ich war cool! Ich war der Inbegriff’ von Coolness! Ich habe das Coolsein praktisch erfunden.
    »Könntet ihr vielleicht etwas leiser sein?«, fragte ich mit leicht schriller Stimme.
    Schweiß rann mir über die Stirn, tropfte ins Auge und brannte. Ich blinzelte ihn weg und beobachtete, wie einige Schatten näher schlichen. Sie existierten nur am Rand meines Blickfelds und schienen sofort zu verschwinden, wenn ich den Blick direkt auf sie richtete. Plötzlich explodierte weiter oben ein Zauber, und sein heller Schein gab nicht nur mir klare Sicht, sondern leider auch den Verfolgern. Praktisch sofort schlugen Kugeln in den gotischen Bogen über mir, und Steinsplitter regneten herab, als ich mich in die Krypta duckte.
    »Das ist absurd! Ihr seid noch schlimmer als die Irren, die Allan Kardec hierherlockt.« Die Geister waren mir gefolgt.
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