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Für immer und eh nicht (German Edition)

Für immer und eh nicht (German Edition)

Titel: Für immer und eh nicht (German Edition)
Autoren: Heike Wanner
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getrennt und …«, begann ich.
    »Also habt ihr doch ein Beziehungsproblem.« Harald entzog mir seine Hände und richtete sich auf.
    »Von mir aus nenne es so, auch wenn es die Wahrheit nicht einmal ansatzweise trifft.«
    »Soll ich es ihm erklären?«, bot sich Raphael an.
    »Auf keinen Fall!«, kreischte ich und sprang auf. Wenn ich selbst schon nicht sicher war, ob ich Raphaels Geschichte glauben sollte, dann durfte er sie auf keinen Fall jemand anderem erzählen, der ihn längst nicht so gut kannte wie ich. In Haralds Fall kam noch erschwerend hinzu, dass er Raphael nicht einmal besonders mochte.
    »Wie du meinst.« Raphael wirkte wie verwandelt, als ob er von einer schweren Last befreit worden sei. »Aber ich bin froh, dass ich jetzt den wahren Grund für unsere Trennung kenne.«
    »Ich verstehe immer noch kein Wort«, sagte Harald, doch ich hatte das Gefühl, dass ihm langsam dämmerte, worum es hier eigentlich ging.
    »Ich werde dir alles später erklären.« Verlegen fuhr ich mir durch die Haare.
    »Später?«, wiederholte er verblüfft. »Wollt ihr denn nicht ausgehen?«
    »Nein. Das hat sich erledigt.«
    »Hm.« In seinem Kopf arbeitete es. »Kannst du mir nicht wenigstens einen Hinweis geben?«
    Ich überlegte kurz. »Es geht im weitesten Sinne um Barbie und Ernie.«
    »Du meinst wohl Barbie und Ken?«
    »Nein, ich meine Barbie und Ernie. Ken spielt nicht mehr mit. Er verabschiedet sich gerade.«
    Wenn Harald überrascht war, so ließ er es sich kaum anmerken. Allerdings huschte ein kurzes Strahlen über sein Gesicht. Doch er zuckte betont gleichmütig mit den Schultern und nickte. »Wenn ich schon mal hier bin, kann ich auch noch ein wenig bleiben.«
    »Ich kümmere mich gleich um dich, okay? Zuerst muss ich Raphael noch etwas sagen.«
    »Hoffentlich kommst du nicht durcheinander mit all den Männergeschichten, die du am Laufen hast.« Grinsend schob Harald die Hände in seine Hosentaschen und inspizierte neugierig mein Schlafzimmer. Nicht gerade der vorteilhafteste Ort, um mich näher kennenzulernen … Aber im Moment war es mir wichtig, dass ich noch ein wenig Zeit für Raphael hatte, auch wenn Harald alles mit anhören konnte. Sollte ich ihn aus dem Zimmer schicken? Nein, entschied ich. Das war albern. Außerdem durfte er ruhig wissen, dass mir der Abschied von Raphael alles andere als leicht fiel.
    Langsam drehte ich mich zu Raphael um und lächelte ihn traurig an. »Es tut mir alles schrecklich leid.«
    »Das ist nicht nötig«, tröstete er mich.
    »Warum komme ich mir dann trotzdem so schlecht vor?«
    »Weißt du nicht, was ich dir immer gesagt habe? Ich will, dass du glücklich bist.«
    »Gerade fühle ich mich aber extrem unglücklich.«
    »Das vergeht. Und dann wird alles so kommen, wie du es dir erträumst.«
    »Lieber nicht!«
    Raphael schmunzelte und blickte an meiner Schulter vorbei zu Harald. »Nicht ganz so perfekt, aber dafür menschlicher und intensiver, nicht wahr?«
    Ich nickte und konnte Haralds fragende Blicke in meinem Rücken deutlich spüren. Aber noch galt meine ganze Aufmerksamkeit Raphael. Vorsichtig machte ich ein paar Schritte in seine Richtung. »Und? Was wird jetzt aus dir? Was wirst du jetzt machen?« Mit einem Mal wurde mir bewusst, dass unser Abschied für immer kurz bevorstand.
    »Ich gehe dahin zurück, wo ich hergekommen bin.«
    »Hm.« Meinte er den Himmel? »Und dann?«
    »Dann werde ich darum bitten, meinen alten Job wieder aufnehmen zu dürfen.«
    »Du meinst … den Personenschutz?«, formulierte ich vorsichtig.
    »Ja.« Er nickte. »Vielleicht werde ich sogar eine Auswechslung beantragen. Ich wüsste nämlich jemanden, den ich liebend gern beschützen würde.«
    »Oh.« Die Vorstellung, ihn als Schutzengel zu haben, war überwältigend schön. Ich vergaß fast, dass ich eigentlich gar nicht an Engel glaubte. Trotz der Tränen, die mir in die Augen stiegen, lächelte ich. »Ich werde dich vermissen.«
    »Keine Sorge, ich werde nicht weit fort sein.« Er wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und küsste mich behutsam auf den Mund.
    Harald ließ uns genau zwei Sekunden. Dann räusperte er sich lautstark, und sofort zog sich Raphael zurück. »Das war ein Abschiedskuss«, sagte er in Haralds Richtung und zwinkerte ihm entschuldigend zu. Beinahe sah es so aus, als ob er sich über die Situation amüsierte.
    Doch ich kannte ihn besser. Ich sah den melancholischen Ausdruck in seinen Augen, und ich hatte vorhin einen kleinen Blick in seine Seele werfen dürfen. Ob
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