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Für immer und eh nicht (German Edition)

Für immer und eh nicht (German Edition)

Titel: Für immer und eh nicht (German Edition)
Autoren: Heike Wanner
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Afrika!«, sagte sie lächelnd. »An diesen Anblick wirst du dich gewöhnen müssen.«
    »Hast du dich daran gewöhnt?«
    »Mir bleibt nichts anderes übrig.«
    »Ich hätte mich nach hinten setzen sollen.«
    »Soll ich anhalten, damit du dich zu Raphael setzen kannst?«
    »Nein!« Ihr erstaunter Blick traf mich, und so fügte ich hastig hinzu: »Mir wird hinten immer schlecht, weißt du das nicht mehr?«
    Auf keinen Fall wollte ich näher als nötig zu ihm, jedenfalls heute nicht. Es reichte schon, dass ich seine Blicke in meinem Rücken spürte.
    Verlegen schaute ich wieder zum Fenster hinaus und versuchte, mich auf die Landschaft zu konzentrieren. Die Siedlungen zu beiden Seiten der Autobahn waren verschwunden. Jetzt waren nur noch Felder und Wiesen zu sehen. Wir fuhren auf eine lange Bergkette zu, die von der Sonne bestrahlt wurde. Über den Gipfeln hingen kleine Wolken, die im Sonnenlicht wie Wattebällchen aussahen.
    »Dort hinten liegt Somerset West«, sagte Hanna und deutete auf einen Ort am Fuße der Berge. »Es ist herrlich hier draußen. Du wirst dich wohlfühlen!« Sie strahlte mich an, und sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen. Vermutlich freute sie sich riesig auf die gemeinsame Zeit mit mir, während ich momentan fast jeden meiner Gedanken an den Mann auf ihrem Rücksitz verschwendete.
    »Ganz bestimmt«, antwortete ich deshalb betont herzlich und betrachtete weiter die Aussicht vor uns.
    Hanna blickte in den Rückspiegel. »Wie sind eigentlich deine Pläne für die Zeit hier, Raphael?«
    Er beugte sich vor, und ich spürte deutlich seine Nähe. »Ich möchte eine Woche bleiben …«
    Mein Herz machte einen Hüpfer. Genauso lange wie ich!
    »… und auf den Weingütern einige Seminare besuchen. Die Winzer in Südafrika gehören zu den besten der Welt, da kann ich einiges lernen. Ich habe nämlich gerade ein Schloss gekauft, das –«
    Er hatte was? Verwundert drehte ich mich um und wäre fast mit seinem Kopf zusammengestoßen. Hastig rückte ich ein paar Zentimeter ab.
    »Du hast ein Schloss gekauft?« Hannas Stimme klang ähnlich überrascht.
    »Eigentlich ist es eine ganze Schlossanlage«, korrigierte sich Raphael. »Es gehören noch ein Hotel, ein Weingut und ein Pferdestall dazu.«
    Ich kurbelte das Fenster auf meiner Seite herunter und schnappte nach frischer Luft. Das konnte doch nicht sein Ernst sein!
    Auch Hanna war misstrauisch. »Ein Schloss«, wiederholte sie ungläubig. »Ein Hotel, ein Weingut und ein Reitstall. Wow!«
    »Ja, wow!« Im Seitenspiegel hatte ich einen guten Blick auf Raphael und musterte ihn skeptisch. Sagte er die Wahrheit?
    Raphael hatte mein zweifelndes Gesicht im Spiegel entdeckt und lächelte mir beruhigend zu. Er sah absolut offen und aufrichtig aus. Verwirrt kurbelte ich das Fenster wieder hoch und starrte geradeaus auf die Straße.
    »Das klingt unglaublich, oder?«, bemerkte er, als ob er meine Gedanken lesen konnte. »Aber ein Schloss und ein paar Pferde waren schon immer mein Traum. Und dann, als ich plötzlich zu Geld kam –«
    »Ein Lotteriegewinn?«, unterbrach ihn Hanna.
    »Nein … eher so etwas Ähnliches wie … wie eine Familienangelegenheit.«
    »O je, eine Erbschaft? Mein Beileid!«
    »Danke. Aber es ist niemand gestorben. Es war eine Schenkung … Eine Schenkung von Gabriel … meinem Großvater … Opa Gabriel.« Raphael formulierte die letzten Sätze sehr vorsichtig. Ich hatte sofort den Eindruck, dass es ein Geheimnis um seinen Großvater Gabriel gab, das er uns nicht mitteilen wollte.
    Auch Hanna hatte sein Zögern bemerkt und offenbar beschlossen, nicht weiter nachzubohren. »Also hast du die Gelegenheit ergriffen und dir einen Traum erfüllt.«
    »Ja, genau.«
    »Wo liegt das Schloss?«
    »Im Rheingau. Es heißt Schloss Silberstein.«
    »Schloss Silberstein? Das ist doch ganz in der Nähe von Wiesbaden!«, rief Hanna. Sie drehte sich kurz zu Raphael um. »Theresa wohnt in Wiesbaden.«
    »Was für ein Zufall«, sagte Raphael und tippte mich sanft an der Schulter. »Du kannst dir das Schloss gern mal anschauen.«
    »Mal sehen«, murmelte ich, noch immer benommen von den Ereignissen der letzten halben Stunde. Aber vielleicht war ich auch einfach nur müde und brauchte dringend ein paar Stunden Ruhe.
    »Schloss Silberstein hatte immer schon einen ausgezeichneten Ruf als Weingut«, sagte Hanna zu Raphael. »Langweilig wird es dir dort bestimmt nicht werden.«
    »Nein, und ich freue mich riesig auf die Aufgabe. Das ist etwas ganz Neues für
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