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Für immer und eh nicht (German Edition)

Für immer und eh nicht (German Edition)

Titel: Für immer und eh nicht (German Edition)
Autoren: Heike Wanner
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Langstrecken-Flug hinter sich gebracht hatte, wirkte er erstaunlich munter.
    »Sind Sie auch vorhin erst gelandet?«, platzte ich heraus und ärgerte mich im nächsten Moment über mich selbst. Auf diese Weise würde ich ihn bestimmt nicht loswerden!
    »Sozusagen, ja.« Er schmunzelte, als ob ich einen Witz gemacht hätte.
    »Vielleicht saßen wir ja im selben Flieger.«
    »Das glaube ich kaum.«
    »Warum nicht?«
    »Ich fliege meistens allein.«
    »Im Privatflugzeug?«
    »So ähnlich.« Irgendetwas an dieser Unterhaltung erheiterte ihn außerordentlich. Wieder vertieften sich seine Grübchen auf eine unglaublich anziehende Art.
    Ich seufzte. Es musste an der Müdigkeit liegen, dass ich zwar seine Witze nicht verstand, ihn aber trotzdem attraktiv fand …
    Mein Tischnachbar stellte unterdessen vorsichtig die Tasse ab und beugte sich ein Stück in meine Richtung. »Und wann sind Sie gelandet?«
    Der intensive Blick aus seinen blauen Augen brachte mich völlig durcheinander. »Äh … vor ungefähr einer Stunde. Aus … aus Frankfurt. Es war … äh … ein ziemlich turbulenter Flug.« Während ich ihm ausführlicher als nötig von den Turbulenzen über dem Äquator berichtete, schaute er mich unverwandt an.
    »Sie Arme!«, bedauerte er mich, als ich mein überflüssiges und für ihn sicherlich auch langweiliges Gestammel beendet hatte.
    »Na ja, Gott sei Dank habe ich es jetzt überstanden.«
    »Ja.« Er lachte. »Gott sei Dank! Und Petrus sei Dank! Wie wahr!«
    Auch ich musste schmunzeln. Diesen Witz verstand ich endlich.
    »Ich habe mich Ihnen noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Raphael von Hohenberg.«
    Hatte ich seinen Namen heute nicht schon einmal gehört? »Natürlich! Raphael von Hohenberg – Sie müssen der Gast von Hanna sein!«
    »Das ist gut möglich.« Er holte einen Zettel aus seiner Hosentasche und überflog die Notizen. »Ich wohne im ›Hanna’s Heavenly Bed & Breakfast‹ in Somerset West«, las er laut vor und nickte dann. »Ja, da hat man für mich reserviert.«
    »Dann werden wir Nachbarn sein. Ich wohne auch bei Hanna. Sie ist meine beste Freundin.«
    »Was für ein Zufall!« Er strahlte mich an.
    Ich konnte nicht anders, ich musste zurücklächeln. Diese Augen! Diese Grübchen! »Ich … ich … heiße übrigens Theresa Neumann.«
    »Theresa. Ein sehr schöner Name.«
    »Danke.« Jetzt wurde ich auch noch rot! Schnell wechselte ich das Thema. »Übrigens trinken Sie gerade Hannas Tee.«
    »Oh.« Schuldbewusst schob er die Tasse in die Mitte des Tisches. »Das tut mir leid.«
    »Macht nichts, Hanna wird Ihnen bestimmt verzeihen«, tröstete ich ihn. Wenn sie nicht plötzlich blind und taub geworden war, würde sie seinem Charme ebenso wenig widerstehen können wie ich.
    »Wo ist sie eigentlich?«
    »Ich glaube, sie sucht nach Ihnen.«
    »Dann sollten wir zahlen und zu ihr gehen.« Er bat um die Rechnung.
    Eine gute Gelegenheit für mich, zu sachlichen Angelegenheiten zurückzukehren. Von Mathematik verstand ich etwas, und Kopfrechnen hatte normalerweise eine beruhigende Wirkung auf mich.
    »Das macht zusammen 71,90 Rand«, bemerkte ich beiläufig, noch ehe die Kellnerin den Kassenzettel gebracht hatte.
    »Wie bitte?«
    »71,90 Rand. Sie hatten einen Tee für 22 Rand. Ich zahle die restlichen 49,90 Rand für einen Tee und ein Sandwich. Dazu kommen noch 10 Prozent Trinkgeld. Das sind dann genau 7,19 Rand. Wenn wir aufrunden auf 80 Rand, dann macht das 8,10 Rand Trinkgeld. Davon zahlen Sie 2,48 Rand, und ich übernehme die restlichen 5,62 Rand.«
    Ich lehnte mich zurück und atmete tief durch. Der kleine Ausflug in die trockene Zahlenwelt hatte meine Selbstsicherheit zurückgebracht.
    Verwundert starrte Raphael von Hohenberg mich an. »Haben Sie die Karte schon auswendig gelernt?«
    »Nein, ich habe lediglich ein perfektes Zahlengedächtnis.« Ich hielt ihm das Menü hin. »Sie können nachrechnen, wenn Sie wollen.«
    »Ich vertraue Ihnen.« Er schüttelte den Kopf. »Und ich hasse Rechnen.«
    »Ich liebe alles, was mit Mathematik zu tun hat.«
    »Das habe ich gerade gemerkt«, murmelte er. »Leider habe ich überhaupt nichts von dem verstanden, was Sie gesagt haben. Wie viel muss ich nochmal zahlen?« Er kramte in seinen Hosentaschen herum.
    »24,48 Rand«, entgegnete ich. »22 Rand für den Tee, und 2,48 Rand Trinkgeld.«
    »Sorry«, mischte sich die Kellnerin ein, die an unseren Tisch getreten war. »Unsere Kasse ist defekt. Ich muss Ihnen einen Kassenzettel mit der
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