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Für immer und eh nicht (German Edition)

Für immer und eh nicht (German Edition)

Titel: Für immer und eh nicht (German Edition)
Autoren: Heike Wanner
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Hand schreiben.« Sie schlug die Speisekarte auf und begann, umständlich zu rechnen.
    Am liebsten hätte ich sie unterbrochen und ihr meine Rechnung präsentiert, aber irgendetwas in Raphaels Blick hielt mich zurück.
    »Das macht 75,90 Rand«, verkündete die Frau nach einigen Minuten.
    »Das kann nicht sein«, widersprach ich. »Es müssen 71,90 Rand sein. Zweimal 22 Rand, und dazu noch 27,90 Rand für das Sandwich.«
    Etwas hilflos wollte die junge Frau wieder zur Speisekarte greifen, aber Raphael kam ihr zuvor. »Es ist schon okay so«, sagte er und legte 100 Rand auf den Tisch. »Das geht auf mich«, fügte er hinzu, als er sah, dass ich protestieren wollte.
    Die Kellnerin nahm das Geld, bedankte sich und ging zu den nächsten Gästen.
    »Das war ganz schön viel Trinkgeld«, kritisierte ich.
    »Wirklich?« Er zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, ich muss mich erst einmal an das Geld gewöhnen.«
    »Es sieht lustig aus, nicht wahr?« Ich dachte an das Nashorn und den Elefanten auf den Banknoten. »Da kann man schon mal durcheinanderkommen.«
    »Ja, genau. Geld kann sehr verwirrend sein.« Umständlich stopfte er die restlichen Scheine wieder in die Hosentaschen.
    In diesem Moment kam Hanna zu uns an den Tisch geeilt. »Ich finde ihn nirgends!«, rief sie mir zu. Erst dann entdeckte sie Raphael und sah mich fragend an.
    »Das ist Raphael von Hohenberg, dein Gast«, stellte ich vor, während er aufstand, sich leicht verbeugte und ihre Hand schüttelte.
    Erleichtert atmete Hanna auf. »Gott sei Dank! Ich dachte schon, Sie wären ins falsche Flugzeug gestiegen.«
    »Da kann ich Sie beruhigen. Ich verfliege mich grundsätzlich nicht. Ich habe einen eingebauten Radar!« Er tippte sich an die Stirn und grinste verstohlen. Erneut hatte ich den Verdacht, dass er irgendetwas furchtbar komisch fand.
    Hanna schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Jedenfalls freut es mich, dass Sie bei uns wohnen werden.« Offensichtlich war er ihr auf Anhieb sympathisch.
    »Ganz meinerseits. Ich hatte nicht damit gerechnet, gleich zwei so charmante Damen kennenzulernen.«
    Hanna wurde rot und kicherte dümmlich. Sie würde doch jetzt nicht mit ihm flirten? Oder er mit ihr? Das gefiel mir ganz und gar nicht. Raphael war meine Entdeckung!
    »Er hat deinen Tee getrunken.« Etwas verstimmt deutete ich auf die leere Tasse.
    »Macht nichts. Ich koche uns zu Hause einen Kaffee.« Sie lächelte freundlich. »Übrigens tut es mir leid, dass du hier warten musstest.«
    »Naja, ich war ja nicht allein«, murmelte ich.
    »Ich habe ihr Gesellschaft geleistet«, mischte sich jetzt Raphael ein. »Inzwischen kennen wir uns schon ein wenig.« Er stupste mich behutsam an und lächelte. Seine kurze Berührung an meinem Arm war weich und angenehm. Schlagartig war ich wieder gut gelaunt.
    Hanna schien nichts von meinen Stimmungsschwankungen zu bemerken, sondern mahnte zum Aufbruch. »Wir müssen los. Habt ihr schon bezahlt?«
    »Ja.« Ich erhob mich. »Herr von Hohenberg hat das übernommen.«
    »Sagen Sie bitte Raphael zu mir. Wir werden uns vermutlich in der nächsten Zeit oft sehen. Da können wir auch gleich zum Du übergehen.«
    Ich spürte, wie meine Knie weich wurden, und fragte mich, ob das an der Aussicht auf die gemeinsame Zeit lag oder an dem vertraulichen Du, das er angeboten hatte. Was war nur mit mir los? »Äh … gern.«
    »Natürlich! Das macht alles gleich viel leichter.« Hanna griff nach dem Gepäckwagen. »Ihr werdet sehen, wir werden eine tolle Zeit miteinander haben!«
    Raphael warf mir einen bedeutsamen Blick zu. In diesem Moment wurde mir klar, dass die kommende Zeit nicht so erholsam und entspannend werden würde, wie ich es mir eigentlich vorgenommen hatte.
    Hanna lenkte das Auto aus dem Chaos am Flughafen hinaus und fuhr auf eine Autobahn. Ich saß neben ihr und blickte interessiert aus dem Fenster.
    Links und rechts der Autobahn waren einfache Wohnviertel zu sehen. Immer wieder drückten sich Kinder, Kühe oder Hunde durch die Lücken der Zäune auf den Straßenrand. Dieser bestand nur aus einem schmalen Grünstreifen. Erwachsene, die einen Stapel Holz auf dem Kopf balancierten, rannten wagemutig quer über die Autobahn. Ich schloss entsetzt die Augen, als ein weißer Minibus auf einen kleinen Hund zuraste, der sich zu weit auf die Straße gewagt hatte. Als ich vorsichtig blinzelte, stand das Tier unversehrt am Straßenrand und bellte die Autos an. Ich atmete auf.
    Hanna war meinen Blicken gefolgt. »Willkommen in
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