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Für immer und eh nicht (German Edition)

Für immer und eh nicht (German Edition)

Titel: Für immer und eh nicht (German Edition)
Autoren: Heike Wanner
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Freundinnen schließlich da?
    »Es geht ihr gut«, berichtete ich. »Der Winter hat in Kapstadt Einzug gehalten, und ihre Töchter sind beide erkältet. Aber davon abgesehen ist alles in Ordnung.«
    »Magst du sie von mir grüßen?«
    Ich warf ihm einen schnellen Seitenblick zu. Raphael grinste. »Ich kenne dich inzwischen sehr gut. Ich habe dein Gesicht gesehen, als du genickt und versprochen hast, die Grüße von Adam und Eva an deine Mutter auszurichten. Du wirst nichts dergleichen tun.«
    »Ist das schlimm?«, flüsterte ich. »Bringt mir das im Himmel Negativpunkte ein?«
    Er beugte sich zu mir. »Wir müssen es ihnen ja nicht verraten.«
    »Alles klar!« Ich atmete auf. »Und selbstverständlich werde ich Hanna von dir grüßen.«
    »Weiß sie –«, begann Raphael.
    »Nein«, unterbrach ich ihn. »Ich habe es keinem erzählt. Nicht einmal Harald. Aber ich glaube, er ahnt etwas.«
    »Und was machst du, wenn er doch noch einmal fragt?«
    »Er wird nicht fragen.« Ich war mir ganz sicher. »Er vertraut auf meine Aussage, dass es besser ist, manche Dinge nicht zu wissen.«
    »Gut.« Raphael schien erleichtert. »Dann kann ich jetzt auch loswerden, was ich noch zu sagen habe.«
    »Und das wäre?«
    »Erinnerst du dich an unseren Abschied? Als du mich gefragt hast, was ich künftig tun werde?«
    Ich nickte.
    »Ich weiß es jetzt.« Er ergriff meine Hände. »Theresa, vor dir sitzt dein neuer Schutzengel.«
    »Nein!« Ich schluckte.
    »Doch«, bestätigte er glücklich. »Mein Job beginnt irgendwann heute im Laufe des Tages.«
    Wie auf Kommando ertönte »Glory, Glory, Halleluja« in seiner Jackentasche.
    »Manche Dinge ändern sich nie«, seufzte ich. »Hast du schon wieder etwas falsch gemacht?«
    »Nein.« Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Aber ich muss gehen.«
    »Darf ich dir noch eine Frage stellen?«
    »Natürlich.«
    »Werde ich mich an dieses Gespräch erinnern, wenn ich aufwache?«
    »Ja.«
    »Das ist gut, denn es gibt noch etwas …«
    »Und das wäre?«
    »Du hast mir ein Zeichen versprochen, wenn du deinen Job als mein Schutzengel beginnst.«
    »Reicht dir dieser Traum nicht aus?«
    »Nein. Ich möchte etwas Reales. So etwas wie ein plötzlicher Wirbelsturm oder ein Leuchten am Himmel.«
    »Das geht leider nicht. Dazu bräuchte ich Petrus’ Hilfe. Und es würde zu viele Leute erschrecken.«
    »Hm.« Ich war enttäuscht. In den wenigen übersinnlichen Geschichten, die ich kannte, war das Wetter nie ein Problem gewesen. »Dann denke dir etwas anderes aus, das weniger auffällt.«
    Raphael überlegte für einen Moment. »Wie wäre es mit dem Wiehern eines Pferdes? Das erinnert mich an einen wunderschönen Nachmittag.«
    »So angenehm war dieser Tag nicht, jedenfalls nicht für mich.« Ich grinste, als ich mich an die schreckliche Reitstunde erinnerte. »Aber es ist irgendwie passend. Ich bin einverstanden. Wenn ich das Wiehern eines Pferdes höre, hat dein Dienst begonnen.«
    In diesem Moment klingelte das Handy erneut.
    »Jetzt muss ich wirklich gehen.« Raphael drückte noch einmal liebevoll meine Hand, flüsterte mir ein »Lebewohl!« ins Ohr und erhob sich.
    Und dann, ganz plötzlich, war er verschwunden.
    Ich erwachte durch laute Schnarchgeräusche. Haralds Gesicht lag an meinem Hals, und jedes Mal, wenn er ausatmete, pustete er mir warme Luft ins Ohr. Ich stieß ihn sanft mit dem Ellenbogen in die Seite, und das Schnarchen verstummte.
    Gähnend drehte ich mich um und schloss die Augen. Doch dann fiel mir der Traum wieder ein, und ich richtete mich auf. Mein Zimmer lag im Dunkeln, die einzige Lichtquelle war der Radiowecker, der mir anzeigte, dass es kurz nach fünf Uhr morgens war.
    Was für ein seltsam realistischer Traum! Ich hatte alle Personen genau vor mir gesehen und hatte selbst Raphaels Rasierwasser riechen können. Sogar die Unterhaltung war mir einigermaßen sinnvoll erschienen. Allerdings nur, wenn ich an Raphaels Geschichte von den Engeln glaubte.
    Aber tat ich das nicht inzwischen sowieso?
    Kurzzeitig erwog ich, aufzustehen und in meiner Handtasche nachzusehen, ob der Ring und das Handy noch da waren. Aber dann verwarf ich diesen Gedanken wieder. Das konnte ich später immer noch tun.
    Für den Moment reichte die Erinnerung an den Traum, um mich wunschlos glücklich zu machen. Ich hatte einen persönlichen Schutzengel, der immer auf mich aufpassen würde. Außerdem lag der Mann, den ich liebte, neben mir. Ich wusste, dass auch er alles daransetzen würde, dass es mir gut ging.
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