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Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Cynthia J. Omololu
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berühren, die eine fremde Hand dort vor Jahrhunderten hinterlassen hat: Bis in alle Ewigkeit. 1538.
    Kat schaut mir über die Schulter, und hastig ziehe ich meine Hand zurück, fühle mich aus einem unerklärlichen Grund ertappt. »Was steht da?«, fragt sie und geht ein Stückchen näher heran. » Ad vitam aeternam? Ist das Latein? Immerhin kann ich das Datum lesen – 1538. Aber da steht nicht mal, wer das geschrieben hat.«
    »Hm, weiß auch nicht«, sage ich und meine Stimme zittert ein wenig. Ad vitam aeternam – bis in alle Ewigkeit. Latein ist mir bisher nur flüchtig in einigen Partituren begegnet, trotzdem weiß ich tief in meinem Herzen, was die Worte bedeuten, so sicher, als stünden sie in meiner eigenen Sprache dort. Bis in alle Ewigkeit. Ich spüre es mit jeder Faser meines Körpers.
    »Wow, hier gibt’s wirklich jede Menge von diesen Botschaften«, sagt Kat und schaut noch einmal in den Plan. »Hier steht, dass der Ehemann von Lady Jane Grey etwas in die Wand geritzt hat, bevor die beiden geköpft wurden. Wie romantisch! Komm, lass es uns suchen.«
    Während Kat sich auf die Suche nach ihrem romantischen Graffito macht, werfe ich noch einen letzten Blick auf das kleine, in den Stein geritzte Rechteck. Es ist eines der schlichtesten Zeichen – ohne Namen, ohne Bilder, nur ein paar rätselhafte Worte und ein Datum.
    Dennoch ist es für mich das bedeutsamste in diesem Raum.

2
    Die Schlange vor dem Gebäude mit den Kronjuwelen ist wesentlich kürzer geworden. »Dann los«, sagt Kat. Ich blicke noch einmal zurück auf das schmale Fenster, hinter dem der niedrige, modrige Raum liegt, und habe das seltsame Gefühl, dass ich etwas Wichtiges dort zurücklasse. Bis in alle Ewigkeit . Obwohl es inzwischen wärmer geworden ist, kriecht eine Gänsehaut über meine Arme.
    Richtig angenehm ist die Sonne, als wir zum Eingang der Kronjuwelen-Ausstellung hinübergehen, und das erste Mal an diesem Tag öffne ich den Reißverschluss meiner Jacke. Endlich zeigt sich der Frühling – kurz bevor wir wieder nach Hause fahren. Der Weg ist breiter hier und weniger Leute spazieren herum – offensichtlich war der Hunger bei den meisten doch stärker als die Anziehungskraft der königlichen Diamanten.
    Ich sehe die kleine Schlange vor der Eingangstür und daneben ein schmales Holzhäuschen, vor dem ein rot berockter Leibwächter in Habachtstellung steht. Auf dem Kopf trägt er die gleiche riesige Fellmütze wie die Soldaten vor dem Buckingham Palace. Auch Kat hat ihn gesehen, und ich weiß genau, was jetzt kommt.
    »Oh bitte, mach ein Foto von ihm und mir!«, zirpt sie und streift den Trageriemen der Kamera von ihrem Handgelenk. Die meisten Fotos, die darauf gespeichert sind, zeigen Kat neben einem Soldaten oder einer Wache vor einer der Sehenswürdigkeiten der Stadt.
    Ich nehme die Kamera, entferne mich ein paar Meter und lasse noch ein paar Leute vorübergehen. Kat steht schon an der Absperrung vor dem Soldaten in Position. »Kriegst du von dort auch alles drauf?«, ruft sie und hält ihre Hand zum Schutz gegen die Sonne über die Augen. »Besser, du gehst noch ein Stück zurück, sonst ist nachher irgendwas abgeschnitten.«
    Rückwärts bewege ich mich immer weiter auf den White Tower zu, bis ich plötzlich sehr unsanft mit jemandem zusammenstoße. Als er nach meinem Arm greift, um mich aufzufangen, wird mir mit einem Mal schwindlig, und es ist, als schössen tausend Funken durch meinen Körper. In meinen Ohren rauscht es, dann verschwindet der warme, helle Sonnenschein, und an seine Stelle tritt der kalte, graue Nebel eines Wintermorgens.
    Gebannte Stille herrscht ringsumher, wie in Erwartung eines drohenden Unheils. In der einen Hand halte ich ein kleines Buch, in der anderen ein weißes Tuch mit Spitzen und das seidene Beutelchen mit ein paar Münzen darin und dem silbernen Anhänger – Connors letztes Geschenk an mich. Mein Herz hämmert so heftig, als wollte es meine Brust sprengen, und am liebsten würde ich laut schreiend davonstürmen, aber ich weiß, dass ich mich standesgemäß wie eine Lady zu benehmen habe. Das schwere, schwarze Gewand kratzt an meinem Hals, und während dort oben auf der Plattform alles vorbereitet wird, betasten meine Finger nervös das grobe Material. Obwohl nur wenige Menschen versammelt sind, höre ich überall Getuschel. Die Luft ist erfüllt von der feuchten Schwere bevorstehenden Regens und vom Geruch des Strohs, das man auf dem hölzernen Boden ausgestreut hat. Der Soldat an meiner
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