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Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Cynthia J. Omololu
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zuschulden kommen lassen, als das Missfallen des Königs oder der Königin zu erregen.« Er wartet einen Moment, dann fordert er uns mit einer Armbewegung zum Weitergehen auf: »Hier entlang, bitte.«
    Wir folgen ihm über das Kopfsteinpflaster, das von all den Füßen, die im Laufe der letzten Jahrhunderte darübergegangen sind, ganz glatt geworden ist, bis zu ein paar Stufen, die zu einem großen Eisentor führen. »Hinter mir sehen Sie Traitors’ Gate, das Verrätertor. Durch dieses Tor wurden viele unselige Männer und Frauen als Gefangene in den Tower gebracht, um ihn niemals wieder zu verlassen. Anne Boleyn und Thomas Cromwell stiegen diese Stufen hier in Erwartung ihres Todes hinauf.«
    Während er spricht und auf die Stufen zeigt, überkommt mich plötzlich das Gefühl, alles aus weiter Ferne zu sehen. Immer leiser und undeutlicher werden seine Worte. Ich blinzele heftig und versuche, meine Umgebung wieder näher heranzuholen, aber ein anderes Bild wird immer stärker, und schließlich sind der Wächter und die Menschen um mich herum verschwunden.
    Schreie hallen von den Steinen wider, und Wasser klatscht gegen das Holz, als das schmale Boot den Torbogen passiert. Hände werden uns entgegengestreckt, damit wir auf den feuchten Stufen nicht ausgleiten. In der Dunkelheit sind sie noch gefährlicher und nur ein paar Fackeln an den Wänden spenden ein wenig Licht. Ich spüre Angst und Panik rings um mich her, als man uns eilig die Treppen hinauf und hinein in die hohen Mauern des Towers drängt.
    »Das Wasser«, kommt es mir ungewollt über die Lippen.
    Kat wirft mir einen verdutzten Blick zu, und auch der Wächter sieht mich an: »Verzeihung, was sagten Sie, Miss?«
    Mein Herz rast und meine Handflächen sind feucht. Ich blicke in die neugierigen Gesichter der anderen Touristen. Ich wollte das nicht laut sagen, ganz bestimmt nicht. »Öh, ich sagte nur, dass hier einmal Wasser war und die Menschen in Booten durch dieses Tor gebracht wurden.«
    »Die junge Dame erhält zehn Punkte für ihre Geschichtskenntnisse!«, sagt der Wächter und zeigt auf mich. »Gerade wollte ich Ihnen nämlich verraten, dass dieses Tor früher einmal Water Gate, das Wassertor, hieß, weil den Tower damals ein Wassergraben umgab und dies die Stelle war, an der die Boote hineinfuhren. In der Tat wurden die meisten Gefangenen in Booten hierhergebracht.«
    »Scheint, dein Buch ist doch zu was nütze«, flüstert Kat mir zu, während wir dem Wächter zum nächsten Gebäude folgen, »immerhin kann man damit den Guide beeindrucken.«
    Ich nicke kurz und starre auf den Reiseführer. Ich habe den Abschnitt über den Tower von London oft genug gelesen, um zu wissen, dass das Wassertor darin mit keinem Wort erwähnt wird.
    »Alles in Ordnung?«, fragt Kat und schaut mich forschend an. »Du siehst irgendwie blass aus.«
    Ich lege die Hand auf meine Stirn und schließe kurz die Augen. »Ja, alles klar. Mir geht’s gut«, beeile ich mich zu sagen. In Wahrheit bin ich ziemlich aufgewühlt und mir ist ein bisschen übel. Aber ich will nicht zurück zum Hotel. Ich muss mir selbst beweisen, dass alles normal ist. Die Tatsache, dass das, was ich in meiner Vision gesehen habe, tatsächlich stimmt, muss nicht bedeuten, dass ich Geister sehe – obwohl mir im Moment auch keine logischere Erklärung einfällt.
    »Komm, die anderen sind schon weitergegangen.«
    Wir stehen eine Weile vor dem White Tower herum und der Wächter erzählt von den Königinnen und Königen, die einst hier gelebt haben. Wenn man ihm zuhört, sieht man die Menschen vergangener Jahrhunderte beinahe über den Hof gehen oder aus den Fenstern schauen, aber plötzlich finde ich den Gedanken gar nicht mehr so reizvoll wie noch vor wenigen Minuten. Für den Rest der Tour will ich lieber ältere, mit schweren Kameras behangene Männer in Sandalen und schwarzen Socken sehen als Gestalten mit Samthüten und wallenden Gewändern.
    Der Guide kommt jetzt richtig in Fahrt, zeigt auf die verschiedenen Gebäude und erläutert ihre Bewandtnis. Ich gebe mir Mühe, mich auf das zu konzentrieren, was er sagt. »Nachdem ich Ihnen gezeigt habe, wo einige der englischen Königinnen und Könige lebten, werde ich Sie nun dorthin führen, wo manche von ihnen starben.«
    Wir folgen ihm zu einer kleinen Rasenfläche, die von einem niedrigen Eisenzaun eingefasst ist. Er stellt sich auf einen kleinen Sockel daneben und wartet, bis alle schweigen. »Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit nun bitte auf diese
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