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Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Cynthia J. Omololu
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Kat steht über mich gebeugt, genau zwischen mir und der Sonne, die jetzt wieder hell und warm scheint. »Du wolltest doch nur ein Foto machen und plötzlich kippst du einfach um.«
    Ich schüttele den Kopf, um ihn wieder klar zu bekommen, meine Brust verkrampft sich in Panik. Bisher waren meinen Visionen kurz wie ein flüchtiger Blick in eine andere Zeit, aber das hier war etwas anderes. Ich spüre immer noch genau, was in der jungen Frau auf dem Schafott vor sich ging. Ihre Gedanken. Ihren rasenden Herzschlag. Das Gefühl, betrogen worden zu sein. Es war so echt.
    »Steh nicht zu schnell auf«, sagt der Typ, den ich umgerannt habe. Er will seine Hand um meine Taille legen, um mir auf die Beine zu helfen, aber kaum hat er mich berührt, zieht er sie hastig, beinahe erschrocken zurück. »Was tust du hier?«, flüstert er erstaunt, als würde er mich kennen.
    »Wovon redest du?«, frage ich. »Wir sehen uns den Tower an.« Was sollte ich wohl sonst hier machen? Ich schaue ihn mir genauer an. Seine Augen haben ein ganz außergewöhnliches, helles Braun mit einem goldenen Schimmer darin und durch seine eher dunkle Hautfarbe kommen sie besonders gut zur Geltung – ganz bestimmt würde ich mich an ihn erinnern.
    Irgendetwas hat ihn ziemlich aus der Fassung gebracht. »Oh ja, natürlich. Entschuldige, ich habe dich mit jemandem verwechselt.« Er streckt mir seine Hand entgegen. »Komm, ich helfe dir.«
    »Ist schon in Ordnung«, sage ich und rappele mich unbeholfen allein wieder auf. Ich schaue mich um, will sehen, ob sonst noch irgendjemand etwas mitbekommen hat, aber außer ihm und seinem Freund scheint niemand in der Nähe zu sein. Ich spüre, wie mir die Röte ins Gesicht steigt. »Danke, aber mir geht’s gut.«
    »Griffon laufen zwar ständig hübsche Mädchen über den Weg«, sagt der Freund mit einem schottischen Akzent, der Kats Augen leuchten lässt, »aber für gewöhnlich rennt er sie nicht gleich um.«
    »Owen. Lass das«, sagt Griffon ärgerlich.
    Kat wendet sich Owen zu. Griffon ist offensichtlich Amerikaner und damit für sie uninteressant, Owens Akzent dagegen ist so ausgeprägt, dass man kaum ein Wort versteht von dem, was er sagt. »War allein ihre Schuld«, meint sie, »hat mal wieder nicht aufgepasst.«
    Griffon scheint verlegen. Er sagt nichts, sondern blickt zur Seite, so als wäre ihm das Ganze unangenehm. Seine Gesten sind fahrig, er wirkt irgendwie nervös. »Ich weiß nicht«, sagt er unsicher, »vielleicht sollten wir dich doch zum Arzt bringen.«
    Ich klopfe mir den Dreck von der Jeans und versuche, Ruhe in meine Gedanken zu bringen. »Nein, alles in Ordnung, wirklich. Wahrscheinlich der Jetlag. Und zu wenig getrunken. Kein Grund zur Sorge.«
    »Werden Sie von diesen jungen Männern belästigt, Ladies?« Der Guide ist plötzlich hinter Kat aufgetaucht. »Ich beobachte die beiden schon den ganzen Tag und sie scheinen mir nichts Gutes im Sinn zu haben. Wenn Sie möchten, lasse ich sie des Geländes verweisen.« Dabei lächelt er, doch ich kann nicht sagen, ob er einen Scherz macht oder nicht.
    »Nein, nein«, sagt Kat rasch. Sie will, dass Owen bleibt. »Meine Schwester ist ein bisschen ohnmächtig geworden und sie haben nur geholfen.«
    »Oh, das tut mir leid, Miss«, sagt der Wächter und blickt besorgt drein. »Geht es Ihnen wieder besser?«
    »Ja, mir geht es gut, wirklich«, sage ich, während die Bilder der Vision noch in meinem Kopf herumschwirren. Ich muss hier weg, um wieder klar denken zu können. Genug hautnahes Geschichtserleben, ich will nur noch zurück zum Hotel. »Komm Kat, lass uns gehen.«
    »Wenn Sie schon keinen Arzt aufsuchen möchten, dann erlauben Sie dem jungen Mann wenigstens, Sie auf eine Tasse Tee ins Café einzuladen«, sagt der Wächter und holt ein paar Geldscheine hervor. »Das geht auf mich.«
    Bestimmt ist mein Gesicht inzwischen so rot wie eine Tomate. Das alles hier gerät immer mehr außer Kontrolle. »Das kann ich nicht annehmen«, sage ich. Ich mache ein paar wackelige Schritte auf den Rasen zu und fühle mich schon etwas besser. Dann lasse ich mich auf eine Bank fallen. »Ich muss mich nur ein bisschen ausruhen.«
    »Als königlicher Torwächter des Tower of London bestehe ich darauf, dass Sie einen Tee zu sich nehmen«, sagt der Guide und reicht Griffon die Geldscheine, »und als Vater dieses jungen Mannes bestehe ich darauf, dass er Sie begleitet.« Nur aus dem Augenwinkel sehe ich, dass die beiden einen Blick wechseln. Griffon schüttelt fast unmerklich
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