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Fünf Tanten und ein Halleluja

Fünf Tanten und ein Halleluja

Titel: Fünf Tanten und ein Halleluja
Autoren: Alex Steiner
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nicht rein. Ebba, tu doch was. Ich mach mir gleich in die Hose.«
    Ebba wandte sich an Toni. »Junge! Gibt es denn nur die Toilette bei McDonald’s?«
    Â»Ã„hm, ich weiß nicht … Ich glaub, da ist noch eine Toilette im Bahnhofsgebäude.«
    Tante Kamilla erstarrte. »Du meinst ein Bahnhofsklo?«
    Â»Die sind doch heutzutage gar nicht mehr so. Komm schon, Kamilla. Für so einen Unsinn haben wir jetzt keine Zeit.«
    Kamillas Stimme klang gepresst vor lauter Panik. »Lieber sterbe ich.«
    Tante Ebba wurde ungeduldig. »Toni!«
    Â»Ich weiß doch auch nichts anderes!«
    Missmutig ließ Tante Ebba den Blick umherschweifen, dann fasste sie einen Entschluss.
    Â»Komm, Kamilla. Wir gehen da vorne in die Büsche. Ich halte Wache.«
    Bevor sie protestieren konnte, packte Tante Ebba ihre jüngere Schwester am Arm und zog sie einfach mit sich. Toni überlegte kurz, ob er den beiden sagen sollte, dass dort im Gebüsch ein Treffpunkt für Junkies war, die sich in Ruhe einen Schuss setzen wollten. Aber besser nicht. Er hoffte nur, dass Tante Kamilla nicht in eine Spritze trat.
    Tante Claire lächelte ihn an.
    Â»Du siehst, Kamilla hat sich nicht geändert.«
    Â»Ja, das stimmt.«
    Toni fühlte sich befangen. Er wünschte sich, etwas lockerer zu sein. War es denn schon so lange her, dass sie gemeinsam mit seiner Barbiepuppe gespielt hatten?
    Â»Du bist ein sehr gut aussehender junger Mann geworden, Toni. Bestimmt liegen dir die Frauen zu Füßen.«
    Â»Ich weiß nicht, Tante Claire. Aber danke fürs Kompliment.«
    Â»Ich würde mir so gerne das Stück ansehen, in dem du mitspielst. Aber Ebba hat gesagt, diese Woche gibt es gar keine Vorstellungen? Stimmt das denn?«
    Das war eine kleine Notlüge gewesen. »Ja, diese Woche ist Pause, leider.«
    Â»Wie schade. Jetzt kann ich dich gar nicht als Schauspieler bewundern?«
    Â»Leider nein, Tante Claire.«
    Er wusste nicht, was er noch sagen sollte.
    Â»Ebba! O Gott, hier liegt einer!«
    Am Bus war plötzlich Bewegung.
    Â»Antonius! Mein Antonius!«
    Tante Immi stolperte heraus und eilte mit breitem Lachen auf ihn zu.
    Nach der Beerdigung seiner Mutter kam Toni zu Tante Immi. So lange, bis eine Lösung gefunden wäre, hatte es geheißen. Tante Immis Herz war aus Gold und mindestens so groß wie ihr wuchtiger Körper. Ein besseres Zuhause gab es für ein verstörtes, tieftrauriges Kind wohl nicht.
    Aber gleich am ersten Morgen kam die Kehrseite der Medaille zum Vorschein. Da saß Tante Immi in aller Herrgottsfrühe an seinem Bett und weckte ihn sanft, in ihrem Gesicht ein liebevolles Lächeln.
    Â» Aufstehen, Antonius. Es ist Zeit.«
    Dabei war es draußen noch nicht einmal hell gewesen.
    Â»Ich bin so müde. Kann ich nicht noch ein bisschen liegen bleiben?«
    Tante Immi sah ihn verständnislos an. »Aber die Kühe müssen gemolken werden. Du kannst dabei helfen, sie in den Melkstall zu treiben.«
    Und damit war alles gesagt. Egal, was Toni auch versuchte, um die viele Arbeit kam er nicht herum.
    Â»Ich mag aber auf dem Hof nicht mithelfen, das macht mir keinen Spaß. Verstehst du das denn nicht, Tante Immi?«
    Doch Tante Immi drückte ihn einfach an ihren großen Busen, strich ihm liebevoll durchs Gesicht und sagte: »Ich mach dir erst einmal eine große Tasse heißen Kakao. Dann ist das Arbeiten auch gar nicht mehr so schlimm, oder?«
    Es dauerte, doch irgendwann gewöhnte sich Toni an das Leben auf dem Bauernhof. Manchmal machte ihm die Arbeit sogar Spaß. Und als es sich endlich anfühlte, als hätte er nie ein anderes Zuhause gehabt, da hieß es: »Jetzt ist es so weit, Toni. Dein Vater wird dich wieder zu sich nehmen.«
    Und Tante Immi hatte dagestanden, mit einem liebevollen Lächeln, und gesagt: » Dort gehörst du hin, Antonius. Das ist dein Zuhause. « Und weil er stumm zu Boden geblickt und sich nicht bewegt hatte, war er im nächsten Moment wieder in ihren Armen gewesen: »Na, komm schon, mein Engel, ich mach dir erst mal einen schönen heißen Kakao. Dann fällt das Abschiednehmen gar nicht mehr so schwer.«
    Tante Immi raste wie eine Dampflok auf ihn zu.
    Â»Antonius, mein Junge!«, rief sie und schloss ihn stürmisch in ihre Arme. Toni bekam keine Luft mehr. »Ich freu mich so, dich zu sehen. Wer hätte das gedacht, jetzt komm ich auf meine alten
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