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Fünf Tanten und ein Halleluja

Fünf Tanten und ein Halleluja

Titel: Fünf Tanten und ein Halleluja
Autoren: Alex Steiner
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hätte Toni ihr den Besuch seiner Tanten lieber verschwiegen. Aber jetzt war es nicht mehr zu ändern.
    Kayla war sofort am Apparat.
    Â»Hey, Toni. Wie war dein Casting?«
    Â»Ach, ganz gut, glaub ich.«
    Â»Du hast also den Text vergessen?«
    Â»Nein. Ich sag doch, es war gut.« War Kayla ein Lügendetektor, oder was? Er atmete tief durch. »Hör zu, ich habe ein Problem. Kannst du mal kurz zu Lutz rübergehen und nachsehen, wie er mit dem Putzen vorankommt?«
    Â»Ich war eben drüben. Er hat sich hingelegt.«
    Â»Wie meinst du das, hingelegt?«
    Â»Na, er hat wohl das Klofenster geputzt und wollte sich ein bisschen ausruhen.«
    Ein ungutes Gefühl beschlich ihn.
    Â»Und wie sah der Rest der Wohnung aus?«
    Â»Wie immer, würde ich sagen. Wieso?«
    Toni hatte es geahnt: Er konnte Lutz nicht trauen.
    Â»Meine Tanten sind unterwegs!« Seine Stimme wurde hell und gepresst. »In einer guten Stunde kommen sie zu uns. Zum Kaffeetrinken.«
    Die Straßenbahn hielt am Alexanderplatz. Im letzten Moment drängelte er sich raus, kämpfte sich mithilfe seiner Ellbogen zur S-Bahn hoch und sprang in den wartenden Zug.
    Â»Das ist heute?«, fragte Kayla. »Sieh mal einer an. Da hast du ja ein schönes Geheimnis draus gemacht. Wir sollten das wohl nicht mitkriegen.«
    Â»Kayla. Ich weiß, das ist eine sehr große Bitte, aber könntest du rübergehen und ein bisschen sauber machen?« Bevor sie protestieren konnte, schob er hinterher: »Wenigstens die Küche? Bitte. Es ist so schon alles schlimm genug mit meinen Tanten. Die dürfen auf gar keinen Fall in unseren Saustall. Bitte. Ich stehe tief in deiner Schuld.«
    Kayla hasste Putzen, das wusste er. Aber etwas anderes war ihm ebenso klar: Was Kayla machte, das machte sie richtig. Egal, ob es sich um Autoreparaturen, Parkettverlegen oder eben ums Putzen handelte. Nach ihrer Generalreinigung würde er seine Küche nicht mehr wiedererkennen vor lauter Sauberkeit.
    Â»Also gut.« Ein Lächeln in ihrer Stimme. »Aber nur, wenn du im Gegenzug die nächsten fünf Wochen lang meine Wohnung putzt. Und zwar gründlich. Ich werde dich kontrollieren.«
    Â»Was soll das denn für eine Rechnung sein? Einmal Putzen gegen fünfmal Putzen?«
    Â»Das ist die Entschädigung dafür, dass ich die Gesichter deiner Tanten nicht sehe, wenn die in eurem Dreckloch stehen.«
    Â»Ach, Kayla, komm schon, bitte.«
    Â»Jetzt sind es schon fünfmal Putzen und einmal Bettwäsche bügeln. Du solltest besser zuschlagen, sonst erhöht sich der Einsatz.«
    Sie hatte ihn in der Hand. Ihm blieb keine Wahl.
    Â»Du weißt genau, wann jemand wehrlos vor dir am Boden liegt, Kayla.«
    Am anderen Ende erklang ein dreckiges Lachen. »Also abgemacht. Du weißt ja, ich stehe drauf, wenn Männer meine Bettwäsche bügeln.«
    Toni beendete kurzerhand das Gespräch. Ihr sollte genügend Zeit zum Putzen bleiben. Das wäre also schon mal geschafft. Die Küche würde sauber sein.
    Die S-Bahn fuhr in den Bahnhof Zoo ein. Jetzt musste er nur noch rechtzeitig am Bus sein. Eine verbissene Frau mit überanstrengtem Gesicht schob sich zur Tür, drängte sich plötzlich vor ihn, trat auf seinen Fuß und zog ihren Rucksack durch sein Gesicht.
    Â»Pass doch bitte auf.«
    Â»Fick dich selber, du … Würstchen.«
    Dann war sie verschwunden. Na, wunderbar. Ein Tag wie aus dem Bilderbuch.
    Toni steuerte die Rolltreppen an. Gerade als er sich durch die Menschenmassen zum Ausgang kämpfen wollte, begann sein Handy zu klingeln. Er glaubte, Kayla würde sich noch mal melden, aber dann sah er auf dem Display, dass es Micha war, sein Freund.
    Er zögerte, ließ den Daumen über den Tasten schweben. Er ahnte schon, weshalb Micha sich meldete. Er würde nicht nur nach dem Casting fragen wollen.
    Â»Wann lerne ich denn deine Tanten kennen?«, hatte er neulich nach dem Sex gefragt, und Toni hatte sich sehr bemüht, ein unbeteiligtes Gesicht zu machen.
    Â»Ach, die sind nur ganz kurz da. Kann sein, dass die gar keine Zeit haben. Ich werde sie auch kaum zu sehen bekommen.«
    Aber Micha hatte sofort Lunte gerochen. »Willst du mich deiner Familie etwa nicht vorstellen?«
    Â»Nein, das ist es nicht! Was du denkst! Ich meine nur, vielleicht kommt es ja gar nicht dazu. Dieses Mal. Du weißt schon, sie haben ein ziemliches Touristenprogramm. Und es sind ja
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