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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe
Autoren: Helen Bryan
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sich, heiraten, kümmern sich um den Ehemann und die Familie und haben in vielen Fällen ihre liebe Not, mit dem Geld über die Runden zu kommen. Oder die Umstände lassen ihnen keine andere Wahl und sie gehen als alte Jungfern durchs Leben. Trotz der schweren zusätzlichen Last, die die Frauenarbeit im Krieg mit sich brachte, und trotz der Gefahr einer Invasion fochten viele Frauen in jenen schlimmen Zeiten einen persönlichen Kampf um so etwas wie Normalität aus. Dabei legten sie einen Mut an den Tag, der in den Geschichtsbüchern nie erwähnt wird. Elsie, Frances, Alice, Tanni und Evangeline entstanden bald wie von selbst aus den Informationen, die ich zusammentrug. Sie harrten im Hintergrund aus und warteten darauf, dass ich ihre Geschichte aufschreiben würde.
    Wenn ich jedoch einen einzigen Ausgangspunkt für dieses Buch benennen sollte, würde ich mich wohl für die Figur des Manfred entscheiden, der nicht nur real, sondern auch gefährlich und für den Tod vieler Menschen verantwortlich war. Alle anderen Figuren in diesem Buch sind frei erfunden und soweit ich herausfinden konnte, gibt es keine alteingesessene Familie de Balfort in Sussex. Sollten irgendwo de Balforts leben, entschuldige ich mich dafür, dass ich sie mit Manfred in Verbindung bringe, und sei es nur fiktiv. Romanfiguren brauchen eben einen Namen. Aber Manfred hat wirklich existiert, auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass seine wahre Identität jemals aufgedeckt wird. Ich erfuhr etwas über ihn, als ich nach meiner Heirat nach England umzog, und zwar durch einen älteren Freund der Familie, der während des Krieges für den britischen Geheimdienst gearbeitet hatte. John erzählte nicht gern von seinen Kriegserlebnissen. Er war ein zutiefst kultivierter,freundlicher und intelligenter Mann mit einem wundervollen Sinn für Humor, der seine Familie liebte und nicht zu den Menschen gehörte, die jahrzehntelang einen Groll gegen jemanden hegen. Trotzdem sprach er oft voller Bitterkeit über einen deutschen Kollaborateur im Südosten von England, der, das wusste der Geheimdienst, den Deutschen an der französischen Küste ungeheuer wichtige Berichte sandte und ihnen meldete, wenn über England klares Wetter vorhergesagt war. Zu wissen, dass eine klare Nacht mit idealem Flugwetter bevorstand, machte es den Deutschen vor der Entwicklung von Radarsystemen möglich, über Großbritannien zu navigieren, um es mit Bombenangriffen in die Knie zu zwingen. Der Verräter, Spion oder Kollaborateur, der durch seine Aktionen mitverantwortlich war für so viel Tod und Zerstörung, wurde nie gefangen und vor Gericht gestellt, und das wurmte John offenbar so sehr, dass ich mir Gedanken über die tiefen Wunden des Krieges, über offene Rechnungen und ihre langfristige Wirkung machte.
    Auch wenn der wirkliche Manfred ganz sicher längst tot ist, bin ich in diesem Buch so mit ihm umgegangen, wie ich es für angemessen hielt. Es tut mir leid, dass John – möge er in Frieden ruhen – es nie lesen wird. Ich stelle mir gern vor, mit welcher Befriedigung er die Tatsache zur Kenntnis genommen hätte, dass Manfred zwar nicht ordnungsgemäß verurteilt, aber endlich doch entlarvt und bestraft wurde – wenngleich nur in gedruckter Form.

Prolog
    Frühjahr 1995
    An einem frühen Abend im Mai stand Alice Osbourne Lightfood in der Abflughalle des Flughafens von Atlanta. Sie war die Organisatorin der Reise nach London und so lächelte sie jeden ihrer Mitreisenden an und sagte: »Hey! Wie geht es Ihnen heute Abend?« Dann hakte sie seinen Namen auf ihrer Liste ab. Eine Zeile aus der Einleitung der
Canterbury Tales
ging ihr nicht mehr aus dem Sinn. Sie hatte sie in ihrer Schulzeit auswendig gelernt. Im Frühjahr, so hieß es dort, »ist auf Wallfahrt jedermann bedacht.« Daran hat sich nichts geändert, selbst wenn wir heutzutage andere Gründe für unsere Wallfahrten haben, überlegte Alice.
    Sie war die Letzte, die das Flugzeug bestieg. Sorgfältig verstaute sie ein schweres altmodisches Kosmetikköfferchen im Gepäckfach über den Sitzreihen und nahm dann ihren Platz im vorderen Teil der Economyclass ein. Bei den älteren Damen um sie herum handelte es sich um die Ehefrauen der verbliebenen Mitglieder von Joe Lightfoots Einheit der Eighth Air Force. Die Männer waren Collegefreunde aus Georgia, Tennessee und Alabama, die sich 1941 gemeinsam gemeldet und in Europa gedient hatten. Diejenigen, die dazu noch in der Lage waren, reisten nun nach England, weil sie an der Feier
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