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Fucking Berlin

Fucking Berlin

Titel: Fucking Berlin
Autoren: Sonia Rossi
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ich meine kokette Art wieder und flirtete mit ihm, damit er sich wohl fühlte. Als ich seinen Schwanz in der Hand hatte, holte ich ihm mit meinen geübten Händen so gut einen runter, dass er nach wenigen Minuten kam. Anschaffen gehen ist wie Fahrrad fahren, dachte ich mir: Einmal gelernt, vergisst du es nie wieder.
    »Wie war es?«, fragte ich am Ende, als er nach dem Höhepunkt japsend auf der Matratze lag.
    »Sehr schön«, antwortete er sanft. Ich war beruhigt, wieder die alte Stella zu sein.
    Während der Schwangerschaft hatte ich bei Shiva einen großen Kundenkreis gehabt. Nun war der Bauch weg und damit blieben auch die Gäste aus, die speziell deswegen gekommen waren. Ich war wieder schlank und niemand hätte gedacht, dass ich gerade ein Kind geboren hatte. Als normales Mädchen verdiente ich in dem Laden nicht mehr ganz so gut. Oft klingelte es während einer dreistündigen Schicht gerade vier- oder fünfmal und nicht mit allen Freiern wurde man handelseinig, so dass manche wieder unverrichteter Dinge gingen. Auch die anderen Frauen waren frustriert und diskutierten über die möglichen Ursachen. Es erinnerte mich vieles an die Endphase der »Oase«.
    Mein Leben war immer kompliziert gewesen und nun war ich auch noch Mutter. In den vergangenen Jahren hatte ich schon immer mühselig versucht, meine diversen Rollen als Studentin, Hure, Ehefrau und Freundin unter einen Hut zu kriegen. Von Jule abgesehen, erfuhr kein Kommilitone jemals etwas davon, dass ich mich zur Finanzierung meines Studiums außerhalb der üblichen Arbeitswelt bewegte. Jule war zwar tolerant und fragte ab und zu besorgt nach, ob bei mir alles o.k. wäre, aber im Grunde war ihr mein Leben fremd, schließlich konnte sie von BAföG leben. Die anderen Kumpels aus der Uni, mit denen ich mich nach wie vor ab und an zu einem Kaffee traf, nahmen an, dass ich gerade in Erziehungsurlaub war und daher sowieso nicht jobben musste.
    »Meine Familie unterstützt mich zum Glück«, log ich, als ich mit Paul und einem Freund von ihm in der Cafeteria der Bibliothek saß. Die Jungs glaubten es, auch weil sie keine Ahnung hatten, dass meine Familie finanziell eher schlecht ausgestattet war.
    »Kommst du nächste Woche Montag zu mir? Wir macheneinen DVD -Abend und schauen uns die ›Star-Wars‹-Reihe an«, fragte mich Paul irgendwann.
    »Ich muss sehen, ob Ladja dann zu Hause ist. Ich kann meinen Sohn ja schlecht mitnehmen«, wehrte ich ab, wohl wissend, dass ich an besagtem Abend bis einundzwanzig Uhr im Massagesalon sitzen würde.
    Hinterher musste ich mir wieder mal klarmachen, dass Paul und der andere bestimmt nicht so nett zu mir gewesen wären, wenn sie gewusst hätten, wie ich meine Kohle verdiente.
    Wenn Jule mir erzählte, wie sie mit ihren Freunden die ganze Nacht im »Watergate« gefeiert hatte, wurde ich wehmütig. An den Wochenenden war ich früher selten vor Mittag aufgestanden, jetzt aber weckte mich der kleine Fynn jeden Morgen um sieben Uhr, so dass ich abends keine Lust mehr hatte, wegzugehen. Jedes Lächeln meines Babys kompensierte zwar die verpassten Disko-Touren, trotzdem vermisste ich manchmal die frühere Freiheit. Ladja passte zwar unter der Woche auf das Kind auf, aber am Wochenende war es für ihn selbstverständlich, mit seinen Kumpels um die Häuser zu ziehen.
    »Weißt du, ich würde auch gerne mal wieder weggehen«, sagte ich, als er mich eines Freitagabends erneut alleine in der Wohnung zurückließ.
    »Du bist doch jeden Tag fort«, erwiderte er und war schon dabei, seine Jacke anzuziehen.
    »Ich sitze in einer Vorlesung oder hocke im Massagestudio«, konterte ich.
    »Ich weiß gar nicht, was du willst«, sagte er gelangweilt. »Du bist nie hier und beschwerst dich trotzdem. Ich finde es ja auch nicht richtig, dass du dir so viel vornimmst. Ein Baby sollte möglichst viel bei seiner Mutter bleiben.«
    So viel zum Thema Emanzipation, dachte ich – im Endeffektbleiben meistens die Frauen mit den Kindern zu Hause, nur dass sie heute auch noch das Geld verdienen müssen. Zum Glück war Ladja ein Weichei, und da ich ihn regelmäßig triezte, passte er immerhin während der Woche auf den Kleinen auf.
    An einem Sonntag arbeitete ich gerade an einem Bericht für die Uni, als mein Handy klingelte. Nach ein paar Sekunden hörte ich eine bekannte und angenehme Stimme, die ich lange vermisst hatte. Zum Glück konnte ich auf den Balkon flüchten, bevor Ladja etwas mitbekam.
    »Kannst du kommen? Es ist wichtig, ich muss dich unbedingt
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