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Fucking Berlin

Fucking Berlin

Titel: Fucking Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Rossi
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stieß einen spitzen Schrei aus. Sperma spritzte auf mein Bein. Panisch griff ich nach einem Taschentuch – das Letzte, was ich wollte, war die Körperflüssigkeit eines fremden Mannes auf meiner Kleidung.
    Dann war alles vorbei. Er wischte sich ab, zog sich sorgfältig an und bedankte sich höflich. Er müsse leider zurück in die Arbeit, erklärte er mit ruhiger Stimme, aber es habe ihm Spaß gemacht und er werde sicherlich wiederkommen.
    Das sollte sich in dieser Form oft wiederholen: Die Männer kamen als versaute Typen, und sobald sie abgespritzt hatten, wurden sie wieder zu Herrn Müller oder Dr. Meier und sprachen über das Wetter, als sei nichts Sonderliches vorgefallen, bevor sie sich höflich verabschiedeten. Gerade am Anfang war ich davon irritiert.
    An meinem ersten Tag hatte ich fünf weitere Kunden. Wenn es an der Tür klingelte, stellten sich die anwesenden Frauen bei dem neuen Gast vor und der Mann suchte sich eine aus. Ich wurde fast immer ausgewählt, da ich neu warund die Gäste mich ausprobieren wollten. Dabei blieb es bei den Massagen, obwohl ein paar versuchten, mich davon zu überzeugen, für Extrageld doch noch zu blasen oder zu ficken. Beim letzten Kunden, einem attraktiven jungen Mann, fühlte ich mich schon viel sicherer als zu Beginn und schaute auch nicht mehr weg, während ich seinen Schwanz anfasste, sondern lächelte ihn an.
    Am Ende der achtstündigen Schicht wurde abgerechnet: die Hälfte für die Frau, die andere Hälfte für den Laden. Ich bekam hundertsiebzig Euro bar auf die Hand. Die dicke Nora traute ihren Augen nicht, denn selten verdiente eine neue Frau so viel Geld gleich am ersten Tag. Ich hatte nur selten so viele Scheine auf einmal gesehen und brach fast in Freudentränen aus.
    Als ich gegen neun Uhr abends das »Ekstase« verließ, war mir noch nicht danach, nach Hause zu fahren. Auf dem Weg zur S-Bahn entdeckte ich ein kleines indisches Restaurant, das noch offen hatte. Ich dachte mir: Du bist so lange nicht mehr in einem Restaurant essen gewesen, jetzt gönnst du dir was.
    Ich trat ein, bestellte einen Teller mit Fleisch, Gemüse und Curry, ein Glas Prosecco und rauchte entspannt eine Zigarette, während ich auf meine Mahlzeit wartete. Außer mir war nur noch ein Gast anwesend: Eine Frau in einem gestreiften Anzug saß alleine an ihrem Tisch und spielte mit der Gabel. Ich stellte mir vor, sie sei eine Managerin, die schließlich mit dem Taxi ins Hotel fahren und am nächsten Tag auf einer Konferenz erwartet werden würde. Man sollte ein Buch über die Leute schreiben, die um zehn Uhr abends im Winter allein im Restaurant essen, fiel mir ein.
    Die wichtigen Gedanken ließ ich nur zaghaft zu. Hatte ich Ladja betrogen? Sollte ich ihm davon erzählen? Ich dachte, dass er nie Verständnis haben würde für das, was ich heute getan hatte, und dass ich von diesem Tag an einDoppelleben führen würde: auf einer Seite Sonia, die Studentin, Partnerin und liebe Freundin, auf der anderen Seite Nancy, die für Geld zu haben war. An meinem Körper klebte der Schweiß fremder Männer. Doch das Knistern der Scheine in meinem Portemonnaie und der Duft des herannahenden Essens schalteten mein Gewissen erst mal aus. In zwei Tagen würde ich wieder im »Ekstase« arbeiten und sicher gut verdienen – und das war ein schönes Gefühl.
    Ich gewöhnte mich schnell daran, Männer gegen Geld überall zu massieren. Viele Kunden versuchten auch mehr mit mir zu machen und ein paar Mal ließ ich es geschehen, weil sie echt gut bezahlten. Sex kostete fünfzig Euro extra, die ich für mich behalten durfte. Der erste Freier, mit dem ich es trieb, war ein junger sportlicher Typ Anfang dreißig. Ich lag regungslos auf der Matratze und ließ mich von ihm ficken, ohne irgendetwas zu empfinden, und hoffte, dass er schnell kommen würde.
    Ladja erzählte ich, dass ich als Empfangsdame in einem Massagesalon arbeitete. Er fragte zum Glück nicht weiter nach, doch manchmal, besonders wenn wir Sex hatten, schämte ich mich angesichts der Tatsache, dass er nicht der einzige, sondern bereits der dritte oder vierte Mann war, der mich an diesem Tag nackt sah.
    Auch in der Uni konnte ich meinen Nebenjob nicht gänzlich ausblenden. So meinte ich während einer Algebra-Vorlesung in dem jungen Assistenten, der vorne am Pult seinen Unterricht abhielt, einen meiner Kunden aus dem Massagesalon zu erkennen. Zum Glück war der Hörsaal immer vollbesetzt und ich saß absichtlich stets in der hintersten Reihe, um nicht

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