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Fuck

Fuck

Titel: Fuck
Autoren: Kooky Rooster
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wegklappen, sobald ich mich erhob.
    „Was hat dir der Arzt verschrieben?“, fragte Leo endlich neugierig.
    Ich pustete los, musste kichern, lachen. Leo musterte mich amüsiert. Hatte er wirklich begriffen, was gerade mit mir passiert war? Er nahm es gut auf.
    „Nichts. Er hat mir nichts verschrieben, aber ich soll heute Abend
'Fuck'
rufen“, rutschte es aus mir heraus.
    Ich möchte hier von meinem Recht Gebrauch machen, den Gesichtsausdruck meines Augensternchens nicht zu beschreiben. Nur soweit: Ich schien ihm Angst zu machen und konnte das vollkommen verstehen. Himmel, er hatte gerade mit ansehen müssen, wie der Kollege mit den rot leuchtenden Augen am helllichten Tag in der Kantine einen Orgasmus durchlebt hatte und nun davon redete, abends auf Rezept unanständig zu fluchen. Ich musste auf ihn wirken wie ein völlig Irrer.
    Was, wenn er bemerkt hatte, wie seltsam ich mich verhielt, um ihm aus dem Weg zu gehen? Das Bild von mir würde abgerundet damit, morgens alten Frauen und jungen Müttern nachzuschleichen, unfähig zu sein, mir anständig die Schuhe zu binden und völlig weggetreten am Straßenrand zu stehen und nach einem Auto zu fahnden, dem ich den Vorrang geben konnte. Abgesehen davon, dass ich mich in Schaufenster eines Bandagisten, eines heruntergekommenen Frisiersalons (so einer, aus dem alte Damen mit lila Dauerwelle in die nächste Konditorei stolpern) und einer hundertjährigen Apotheke (mit siebzehn toten Fliegen) vertiefte.
    „Vergiss, was ich gesagt habe“, bat ich und blickte unglücklich auf meinen Teller. Ich würde keinen Bissen runterkriegen. Die nun einschießenden Hormone machten mich träge und ich hätte mich am liebsten neben Leo gesetzt, meine Arme um ihn geschlungen und an ihn gekuschelt etwas gedöst.
    „Das geht nicht, das kann ich nicht“, wisperte Leo und ich verlor mich in der Mulde zwischen seiner Nase und Oberlippe, die, wollte man Legenden glauben, dadurch entstanden war, dass Engel ihre Finger dahin gelegt hatten, ehe wir als Kinder zur Erde gekommen waren. Man nennt es Philtrum und ich wollte seines berühren. Mit meiner Zunge. Was unanständiger klang als es war.
'Leo, ich möchte mit meiner Zunge über dein Philtrum lecken'
. Dreißigmal in der Stunde? Weit untertrieben! Zählte Leos Philtrum zu seinen Geschlechtsorganen? Für mich schon – irgendwie.
    „Was kannst du nicht?“, fragte ich mit belegter Stimme und räusperte mich.
    „Vergessen, was du gesagt hast“, stellte Leo fest, und ich spürte schon wieder verdächtige Schauer durch meinen Körper rasen.
    „Echt?“ Meine Stimme bebte, ich schluckte und fühlte mich für einen Moment unsterblich.
    „So etwas Abartiges vergesse ich nicht so schnell.“
    Das schmerzte wie das Geräusch einer Nadel, die quer über eine Schallplatte ritzte, oder Fingernägel, die über eine Schultafel kratzten, Schienbeine, die brachen, Katzen, die würgten, Hunde, die Babywindeln fraßen. Ich lachte, als habe er einen guten Witz gemacht und mein Herz fühlte sich an wie ein Vampir, den das Sonnenlicht zu Asche zersetzte.
    Leo aß.
    Ich schaute ihm dabei zu und versuchte, es nicht so offensichtlich zu tun. Seine Unterlippe wurde durch eine feine, natürlich gewachsene Naht in zwei Kissen geteilt, die weich und rot nur darauf warteten, dass man ihre Polsterung mit den Lippen testete oder auch der Zungenspitze. An seinem rechten Auge tanzte eine Wimper aus der Reihe und an seinem Kiefer spielten die Sehnenstränge, wenn er kaute. Oberhalb des Adamsapfels wölbte sich die Kehle, wenn er seine Zunge bewegte. Sie bewegte sich schon einige Momente lang nicht mehr.
    „Stimmt etwas an mir nicht?“, fragte Leo und riss mich aus meinen selbstvergessenen Betrachtungen. Er musterte mich. Warum tat er das nur immer?
    „Nein, überhaupt nicht!“, entfuhr es mir und als ich bemerkte, dass ich das Gegenteil dessen gesagt hatte, das ich hatte ausdrücken wollen, korrigierte ich mich: „Ich meine, alles wunderbar, du bist perfekt.“ Ich war nicht der Typ, der leicht errötete, ich errötete nicht einmal schwer, nun aber spürte ich, wie meine Ohren heiß wurden, und das – so wusste ich – war ein eindeutiges Zeichen, dass sie rot waren.
    „Danke“, grinste Leo schief, sehr schief, ein Mundwinkel zog sich heftig nach oben. Ich kannte das von mir. So sah es aus, wenn man es nicht unter Kontrolle hatte, egal wie sehr man sich bemühte. Seine blasse Haut färbte sich leicht rosa. Er tat cool, aber er war es nicht, und mein Herz
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