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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd
Autoren: Minette Walters
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gut, dass er gestorben sei, wenn das bedeutet, dass keiner von uns vor Gericht muss. Ich denke, es geht uns allen mehr oder weniger ähnlich.«
    »Ja«, bestätigte Nancy.
    Bella beschäftigte sich wieder mit den belegten Brötchen. »Hat Mark Ihnen erzählt, dass Julian Bartlett vor zwei Wochen verknackt worden ist?«
    Nancy nickte. »Er sagte, er hätte aus heiterem Himmel seine Nichtschuldigerklärung zurückgenommen und mildernde Umstände wegen persönlicher Probleme geltend gemacht.«
    »Ja, ist ja auch echt problematisch, eine Ehefrau und eine Geliebte gleichzeitig zufrieden zu stellen.« Bella kicherte. »Er hat das anscheinend seit Jahren praktiziert – als dann die Bullen in London ein paar alten Flammen und irgendeiner Betrugsgeschichte bei seiner alten Firma auf die Spur kamen, hat er kalte Füße bekommen.«
    Nancy war erheitert. »Wusste Eleanor Bescheid?«
    »Wahrscheinlich nicht. Sie hat zwar über sein früheres Gehalt nicht die Wahrheit gesagt, aber Martin meint, sie wollte nur ein bisschen angeben. Ihr Großvater hat kein Mitleid mit ihr. Er meint, je mehr sie in Bezug auf Julians Einkommen gelogen hätte, desto begehrenswerter machte sie ihn für andere Frauen.«
    Nancy lachte. »Jetzt bereut sie es wahrscheinlich.«
    »Bestimmt. Sie hockt mutterseelenallein in dem Riesenhaus und traut sich kaum raus – ist ja auch alles viel zu peinlich. Tja, wer anderen eine Grube gräbt, kann ich da nur sagen. Geschieht ihr recht.«
    »Und was ist mit den Weldons? Sind die noch zusammen?«
    »Mehr der Not gehorchend, denke ich mal. Aber Dick ist ein netter Kerl. Er kam her, um sich zu entschuldigen, nachdem Sie weg waren. Er sagte, er würde nicht erwarten, dass der Colonel seiner Frau verzeiht, aber er hoffe, er könne glauben, dass sie von den Vorgängen keine Ahnung hatte. Sie war echt geplättet, als alles rauskam. Jetzt wagt sie kaum noch den Mund aufzumachen vor lauter Angst, sie könnte was Falsches sagen.«
    Nancy schüttelte den Kopf. »Ich verstehe immer noch nicht, wie Bartlett glauben konnte, er käme damit durch.«
    »Martin sagt, er wollte die Sache abblasen, als er erfuhr, dass Mark hier war. Er hat Vera angerufen, der Anruf war auf seinem Handy nachprüfbar, aber entweder hat Vera seine Nachricht nicht weitergegeben, oder Fox hat auf eigene Faust gehandelt.«
    »Warum hat er nicht Fox selbst angerufen?«
    »Das hat er offenbar nie getan. Ich denke, er wollte auf keinen Fall, dass Fox' Nummer in seinem Handy gespeichert wird.« Sie öffnete das Backrohr und nahm ein Blech mit warmen Brätbrötchen heraus. »Er ist ein totaler Idiot. Er hat an dem gestohlenen Schmuck von Ailsa und den Sachen, die Vera aus den Zimmern klaute, die der Colonel nie betrat, gut verdient – aber er konnte den Hals nicht voll genug kriegen. Wissen Sie, was Martin glaubt? Schuld daran ist, dass Julian für den Betrug in seiner Firma nicht bestraft wurde, sondern dass die Firma ihm noch Geld bezahlt hat, um die ganze Sache zu vertuschen. Das war die falsche Lektion. Danach glaubte er, Stehlen sei ein Kinderspiel, schwang sich hier runter, lernte Leute wie Bob Dawson und Dick Weldon kennen und war überzeugt, dass die Leute in Dorset alle nichts als Stroh in den Köpfen haben. Er bleibt sauber, bis sein Geld knapp wird – dann läuft ihm eines Tages im Wald Fox über den Weg, und er denkt: Bingo! Diesen Schurken kenn ich doch.«
    »Er muss doch zumindest geahnt haben, dass Fox etwas mit Ailsas Tod zu tun hatte?«
    Bella seufzte. »Martin meint, das wäre ihm egal gewesen, nachdem das Untersuchungsgericht auf natürlichen Tod befunden hatte. Außerdem hatte er damit ein Druckmittel in der Hand. Vera labert ohne Ende davon, wie Mr. Bartlett ihrem Jungen mit der Polizei gedroht hat, wenn er nicht für ihn stehlen würde. Der arme Colonel. Er war für diese Leute das gefundene Fressen – ganz allein in seinem Haus – kein Kontakt zu seinen Kindern – keine Nachbarn – eine senile Putzfrau und ein raubeiniger Gärtner – der Anwalt in London. Ein Kinderspiel, dem hinter seinem Rücken das Haus auszuräumen. Die Polizei ist der Ansicht, dass das der einzige Grund für das Landfahrerlager war. Fox wollte die Bude ausräumen, dann abhauen und uns den Kopf hinhalten lassen.«
    Nancy nickte. Sie hatte das meiste schon von Mark gehört. »Wer von den beiden hat sich das wohl alles ausgedacht.«
    »Wer weiß? Eines steht fest: Sie haben nicht damit gerechnet, dass Sie und Mark hier sein würden. Sie wollten den Colonel allein
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