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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd
Autoren: Minette Walters
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Mann sie doppelt betrogen hatte. Einmal in Schwung gebracht, startete sie durch. Sie hatte den Stand ihrer gemeinsamen Finanzen zum Zeitpunkt des Umzugs genau im Gedächtnis – den etwaigen Wert von Julians Wertpapierdepot, den Betrag seiner Vorruhestandsabfindung sowie die Höhe der minimalen Pensionszahlungen, die er bis zur Vollendung seines fünfundsechzigsten Lebensjahrs monatlich bezog. Mit Feuereifer stellte sie eine Liste ihrer eigenen Ausgaben seit dem Umzug nach Dorset auf, die sämtliche Kosten für Renovierung und Verschönerung des Hauses einschloss. Die Liste der ihr bekannten Ausgaben ihres Mannes umfasste zwei volle Seiten, wobei die in den E-Mails an GS erwähnten Geschenke am Ende der Aufstellung einzeln aufgeführt waren.
    Selbst Eleanor war fähig zu erkennen, dass die Ausgaben die Einnahmen weit überstiegen, folglich von irgendwoher Geld geflossen sein musste, wenn Julian nicht sämtliche Aktien verkauft hatte, die sie besaßen. Dass die Wertpapiere nicht verkauft worden waren, bewies sie Monroe anhand der Akte mit der Maklerkorrespondenz, die sie in Julians Arbeitszimmer in einem der Aktenschränke aufstöberte. Sie leistete der Polizei weitere Unterstützung, indem sie alle anderen Ordner ihres Mannes durchsah und alles, was ihr nicht bekannt war, auf die Seite legte. Je höher sich die Beweise gegen ihren Mann häuften – Bank- und Anlagekonten, die er nie erwähnt hatte, Quittungen für den Verkauf von Gegenständen, die nie ihr Eigentum gewesen waren, selbst Korrespondenz mit einer früheren Geliebten –, desto selbstgerechter wurde sie; sie war offensichtlich auf dem besten Weg, sich als das arme Opfer zu sehen.
    Monroe hatte sie ausdrücklich gebeten, nach einer Akte mit Briefen von Colonel Lockyer-Fox an Captain Nancy Smith zu suchen, und als sie den Hefter schließlich in den Tiefen eines Müllsacks fand, den sie Julian am Morgen hatte hinaustragen sehen, überreichte sie ihn mit triumphierender Geste. Und gekrönt wurde ihr Triumph noch durch die Entdeckung eines Darth-Vader-Stimmenverzerrers, den einer der Beamten unter Kaffeesatz und Rosenkohlresten ausgrub. »Ich habe Ihnen ja gesagt, dass ich nichts damit zu tun hatte«, erklärte sie schrill.
    Monroe, der auf Grund der Zahl der Darth-Vader-Anrufe mit einem zweiten Stimmenverzerrer gerechnet hatte, hielt einen Plastikbeutel auf, um das Gerät darin zu verwahren. »Vielleicht hatte er es deshalb so eilig, aus dem Haus zu kommen«, bemerkte der andere Beamte, als er das Gerät in den Beutel versenkte. »Er hoffte, er könnte das Zeug irgendwo ins Gebüsch werfen.«
    Monroe schloss den Beutel und sah Eleanor an. »Er wird natürlich behaupten, nichts davon zu wissen«, sagte er nüchtern, »es sei denn, seine Frau kann beweisen, dass ihr diese Sachen noch nie zu Gesicht gekommen sind. Es leben zwei Personen hier im Haus, und im Augenblick gibt es keinen Hinweis darauf, wer von beiden der Schuldige ist.«
    Eleanor Bartlett kollerte wie eine aufgeregte Pute, als alle ihre Ängste wieder hoch schwappten. Monroe fand die Reaktion sehr befriedigend. Seiner Ansicht nach war die Frau so schuldig wie ihr Mann. Er war vielleicht der Drahtzieher gewesen, aber Monroe drehte sich noch jetzt der Magen um bei dem Gedanken an ihre gemeinen Anrufe und die sadistische Freude, mit der sie einen alten Mann gequält hatte.
BBC Nachrichten Online – 17. September 2002, 10 Uhr 10
Der Fuchs ist tot
    Wie gestern gemeldet wurde, ist »Fox Evil«, der Mann, der als Verdächtiger im Mittelpunkt einer der größten Morduntersuchungen der letzten zehn Jahre stand, in einem Londoner Krankenhaus an einem inoperablen Gehirntumor gestorben. Er war vor zehn Tagen aus der Krankenstation des Belmarsh Gefängnisses, wo er auf seinen Prozess wartete, dorthin verlegt worden.
    Brian Wells, 45, alias Liam Sullivan, alias »Fox Evil« ist bis zu seinem Ende ein Rätsel geblieben. Seine Weigerung, bei den Ermittlungen mit der Polizei zusammenzuarbeiten, führte zu einer landesweiten Großfahndung nach vermisst gemeldeten Personen. Wells gilt sowohl als charmanter Verführer als auch als ein Mann, der bei seinen nächtlichen Einbrüchen vor nichts zurückschreckte. Seine Festnahme sorgte im vergangenen Jahr für große Aufregung in der Öffentlichkeit, als die Polizei bekannt gab, dass er verdächtigt werde, drei Frauen und sieben Kinder, deren Leichen bis heute nicht gefunden wurden, brutal erschlagen zu haben.
    »Wir vermuten, dass seine Opfer Hausbesetzer oder Landfahrer
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