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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd
Autoren: Minette Walters
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waren«, sagte ein Polizeisprecher. »Entweder allein erziehende Mütter oder Mütter, die überredet wurden, ihre Partner zu verlassen. Betrüblicherweise sind das meist Menschen, zu denen die Angehörigen den Kontakt verloren haben, so dass ihr Verschwinden nicht gemeldet wird.«
    Die Polizei schöpfte ersten Verdacht, als Wells am 26. Dezember vergangenen Jahres in der kleinen Ortschaft Shenstead in Dorset festgenommen wurde, wo er mit anderen Landfahrern zusammen auf einem brachliegenden Grundstück ein Lager aufgeschlagen hatte. Er wurde beschuldigt, Nancy Smith, 28, Offizier des Heeres, mit einem Hammer angegriffen und Robert Dawson, 72, Gärtner, ermordet zu haben. Nachdem in seinem Fahrzeug Handfeuerwaffen und Diebesgut sichergestellt worden waren, nahm die Polizei die Suche nach Kontakten zur Unterwelt auf.
    Die Ermittlungen weiteten sich aus, als ein Zeuge aussagte, er habe gesehen, wie Wells eine Frau und ein Kind ermordete. Wenige Stunden später wurden in einem geheimen Versteck unter dem Boden des Busses blutige Kleidungsstücke von sieben Kleinkindern und drei Frauen gefunden. Die Polizei fürchtete sogleich, dass es sich um die »Trophäen« eines wahnsinnigen Mörders handelte.
    Zu Beginn dieses Jahres wurde bestätigt, dass zwei von Fox' Opfern, eine Frau und ihr sechsjähriger Sohn, identifiziert werden konnten. Sie wurden nur mit den Namen »Fähe« und »Welpie« bezeichnet, um überlebende Angehörige zu schützen. Es wird vermutet, dass mit Hilfe von DNA-Proben der Familienangehörigen der Frau eine Verbindung zu einem Damenkleid und einem Kinder-T-Shirt nachgewiesen werden konnte. Die Polizei lehnte es ab, sich näher dazu zu äußern, und beschränkte sich auf den Hinweis, dass die Ermittlungen weitergehen und Landfahrer sich nicht scheuen sollten, sich zu melden.
    »Alle Informationen werden streng vertraulich behandelt«, sagte eine Kriminalbeamtin. »Wir haben Verständnis dafür, dass manche Leute vielleicht ihren richtigen Namen nicht nennen möchten, aber wir bitten sie, uns zu vertrauen. Uns geht es einzig darum, die Personen zu identifizieren, die wirklich verschwunden sind.«
    Die grausigen Verbrechen, insbesondere die brutale Ermordung von sieben unschuldigen Kindern, ließen die Menschen nicht unberührt. Immer wieder klagten Zeitungen an, dass es niemanden interessierte, wenn ein Landfahrer verschwindet. »Was geht mich das an?«, lautete eine Schlagzeile. »Aus den Augen, aus dem Sinn«, eine andere. Es war eine erschütternde Mahnung daran, wie verletzlich die Menschen sind, die am Rand der Gesellschaft leben.
    Auch Wells war solch eine Randexistenz. Er stammte aus den Slums im Londoner Südosten und war das einzige Kind einer drogenabhängigen allein erziehenden Mutter. Seine Grundschullehrer beschrieben ihn als ein begabtes und freundliches Kind, und wer ihn kannte, war überzeugt, dass er eine Zukunft vor sich hatte, die ihn aus den heruntergekommenen Verhältnissen seiner Kindheit herausführen würde. Als er in die höhere Schule kam, hatte sich das alles jedoch geändert. Wells war der Polizei als jugendlicher Rowdy bekannt und konnte bereits eine ganze Latte von Verwarnungen wegen Diebstahls, Drogenmissbrauchs und Drogenhandels vorweisen.
    Einer seiner Lehrer sieht einen Schädelbruch, den der Junge mit zwölf Jahren erlitten hatte, als Ursache der Persönlichkeitsveränderung. »Seine Mutter hatte sich damals einer Gruppe von Landfahrern angeschlossen. Sie sagte, der Bus wäre in einen Unfall verwickelt gewesen. Brian wurde danach ein sehr wütender Junge.« Andere schreiben die Veränderung seinem hohen IQ zu, der es ihm ermöglichte, seine Umgebung schamlos auszunutzen.
    Im Lauf der Jahre geriet er immer mehr in den Ruf, ein gefährlicher Mensch zu sein, mit dem man sich besser nicht anlegte. »Alle hatten Angst vor ihm«, sagte eine ehemalige Freundin. »Bei der geringsten Kleinigkeit ist er ausgerastet.« In der Zeit zwischen 18 und 37 verbrachte Wells insgesamt 12 Jahre hinter Gittern. Als er 1994 nach einer fünfjährigen Haftstrafe wegen rechtswidrigen Besitzes einer Schusswaffe aus dem Gefängnis entlassen wurde, teilte er den anderen Insassen mit, dass er nie wieder in den »Knast« gehen würde.
    »Er sagte, ständig auf Achse bleiben wär die einzige Möglichkeit unterzutauchen«, berichtete ein ehemaliger Freund. »Er muss sich dran gehalten haben, denn wir haben ihn nie wieder gesehen. Die Bewährungsbehörden und die Polizei geben sich gegenseitig die
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