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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd
Autoren: Minette Walters
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Sie darauf aufmerksam machen, dass auch Anwälte das Recht haben, ein Mandat niederzulegen. Wenngleich ich für Ihre zahlreichen Frustrationen Verständnis habe, insbesondere in Bezug auf die Scheidung, den Verlust von Freunden und die Unmöglichkeit eines Ortswechsels, muss ich mir dennoch eine Sprache, wie Sie sie heute Morgen gebraucht haben, nicht gefallen lassen. Sollte Derartiges noch einmal vorkommen, werde ich Ihnen empfehlen, sich an einen Kollegen zu wenden.

    Mit freundlichen Grüßen

    Gareth Hockley

32
Anfang November 2002
    Nancy parkte beim Gesindehäuschen und ging durch den Gemüsegarten. Er hatte sich sehr verändert, seit sie vor einem Jahr das letzte Mal hier gewesen war. Sie hatte eigentlich im Sommer wiederkommen wollen, aber es war ihr nicht möglich gewesen, die Army hatte sie in den Kosovo zurückgeschickt.
    Die Beete waren umgegraben, und ein Plastiktunnel schützte die Wintergrüngewächse vor Frost und Wind. Sie öffnete die Pforte zu Ailsas toskanisch anmutendem Innenhof. Die Töpfe waren mit Chrysanthemen, Herbstastern und Stiefmütterchen bepflanzt, jemand hatte das Kopfsteinpflaster gefegt, Fenster und Tür der alten Spülküche waren neu lackiert. An der Mauer lehnten Kinderfahrräder, aus der Küche erschallte Musik.
    Sie öffnete die Tür zur alten Spülküche und schlich auf Zehenspitzen in die Küche, wo Bella belegte Brötchen auf Platten schichtete. Sie hatte sich seit ihrem letzten Zusammentreffen nicht verändert. Immer noch war sie ganz in Lila gekleidet, eine Frau mit mächtigem Körper und hell gebleichtem Stoppelhaar.
    »Hallo, Bella!«, sagte Nancy von der Tür her.
    Bella stieß einen Freudenschrei aus und lief auf Nancy zu, um sie in ihre kräftigen Arme zu nehmen. »Ich hab doch gewusst, dass Sie kommen. Mark meinte, Sie würden in letzter Minute kneifen, aber ich hab gesagt: ›Nie im Leben‹.«
    Nancy lachte. »Ich hätte vielleicht wirklich gekniffen, wenn Sie mich nicht mit SMSen zugeschüttet hätten.« Sie ließ sich in die Küche ziehen. »Wau!«, sagte sie, die frisch gestrichenen Wände betrachtend. »Es sieht toll aus, Bella – und es riecht fantastisch.«
    »Das ist alles mit Liebe gemacht, Schätzchen. Das arme alte Haus – hat nie jemandem was getan, aber es hat weiß Gott eine Menge mitgemacht. Die unteren Zimmer hab ich alle fertig – alles neu – verdammt edel. Der Colonel findet, es ist eine Verbesserung – nur Lila durfte ich nicht nehmen.« Sie umschloss Nancys Gesicht mit den Händen. »Wieso kommen Sie hinten rein? Sie sind der Ehrengast. Ich hab die vordere Tür eigens für Sie geölt, damit sie nicht quietscht.«
    Nancy lächelte. »Ich wollte mich einfach durch den Korridor schleichen und erst mal unauffällig unters Volk mischen.«
    »Unauffällig! Mark hängt seit Stunden rum wie ein Bär mit Kopfschmerzen, und der Colonel schaut seit gestern jede Minute auf die Uhr.« Bella wandte sich ab, um ein Glas Champagner einzuschenken. »Kommen Sie, trinken Sie sich ein bisschen Mut an. Sie sehen klasse aus, Schätzchen. Ich wusste gar nicht, dass Sie Beine haben.«
    Nancy strich verlegen über ihren Rock. »Wie geht es James?«
    »Gut. Ab und zu hat er mal ein kleines Tief, aber spätestens wenn ein Brief von Ihnen kommt, wird er wieder munter. Er macht sich Sorgen um Sie und liest die Zeitungen von oben bis unten, um sicher zu sein, dass es in Ihrer Gegend keine Zwischenfälle gegeben hat. Ständig ruft er Ihre Eltern an und fragt, ob's was Neues gibt. Haben sie Ihnen erzählt, dass sie neulich zu Besuch hier waren?«
    Sie nickte. »Ich habe gehört, dass meine Mutter Zadie und Gray einen Schnellkurs im Baumbeschneiden gegeben hat.«
    »
Und
sie hat den Colonel überredet, sie für einen Tag pro Woche in einer Landwirtschaftsschule nicht weit von hier anzumelden. Die beiden lernen ganz schön schnell, wir haben diesen Sommer schon unser eigenes Gemüse gegessen.« Sie drückte Nancy die Hand. »Hat Ihre Mutter Ihnen erzählt, dass Wolfie hier war? Sie lassen ihn einmal im Monat zu einem Besuch raus. Er macht sich ganz prima – hat eine klasse Familie und ist gut in der Schule. Er ist ungefähr fünfzehn Zentimeter gewachsen. Immer fragt er nach Ihnen und sagt, wenn er groß ist, geht er auch zum Militär.«
    Nancy trank einen Schluck Champagner. »Ist er heute auch hier?«
    »Na klar… zusammen mit seinen Pflegeeltern.«
    »Spricht er über das, was war?«
    »Manchmal. Fox' Tod hat ihn ziemlich kalt gelassen. Er sagte zu mir, es wäre doch
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