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Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Titel: Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen
Autoren: Granger Ann
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gegenseitig zu mehreren Drinks ein. Als sie ging, ein wenig unsicher auf den Beinen, trennten sie sich im besten Einvernehmen.
    Ermutigt von der Erinnerung an diesen Erfolg, nahm sie wieder Alans Karte zur Hand, die ihr jetzt nur noch eine freundschaftliche Geste schien, ähnlich der Umarmung des jungen Streuners. Ja, nett von Alan und sehr aufmerksam, aber wirklich nicht mehr. Einen Moment lang spielte Meredith mit dem Gedanken, daß er es gewesen sein könnte, der den abscheulichen Stechginsterkranz aus Plastik an ihrer Tür befestigt hatte. Aber sie wußte, daß er sich niemals eine so krasse Geschmacksverirrung zuschulden kommen lassen würde. Sie warf einen Blick auf ihren verletzten Daumen. Es klopfte nicht mehr darin, aber er war noch wund, rot und gereizt. Hoffentlich bekam sie von diesem Draht keine Grünspanvergiftung, überraschen würde es sie nicht. Kein sehr erfreulicher Beginn der Weihnachtsfeiertage. Vielleicht war diese Kreatur auf dem Kranz ein Vogel, der Unglück brachte, ein böses Omen.
    Wie von diesem Gedanken heraufbeschworen, war da plötzlich ein neues Geräusch, und Meredith lauschte wie erstarrt. So still war es hier, daß jeder Laut ihr wie ein Donnerschlag in den Ohren klang. Doch das war ein deutliches, unheimliches Knirschen langsamer, schwerer Schritte, die sich zielbewußt der Hintertür näherten. Meredith richtete sich kerzengerade auf, und ein Frösteln lief ihr das Rückgrat hinunter. Sie war so sicher gewesen, daß Pook’s Common ein verlassenes Nest war. Und wenn das zutraf, war sie – gleichgültig, wer sich jetzt ihrer Tür näherte – in ihrer Lage um so gefährdeter. Sie sprang auf, nahm sich ein Beispiel an ihrem jungen Streuner und griff sich aus mehreren Küchengeräten, die an der Wand hingen, einen Metallschlegel.
    Ein tief aus der Brust kommendes Keuchen wurde laut, dem ein Scharren folgte. Dann wurde ein Schlüssel ins Schloß gesteckt. Eine Welle der Erleichterung schlug über Meredith zusammen, und sie legte den Fleischklopfer weg. Zwar wußte sie noch immer nicht, wer der Besucher war, doch er hatte einen Schlüssel und daher wohl einen plausiblen Grund hereinzukommen.
    Die Tür öffnete sich ächzend und gab den Blick auf eine untersetzte weibliche Gestalt frei. Meredith unterdrückte einen Impuls zu kichern, der hauptsächlich ihrer eigenen Torheit gegolten hätte; was für ein Unterschied zwischen der Gestalt auf der Schwelle und der, die sie in ihrer Panik im Geist vor sich gesehen hatte. Die Besucherin kam näher, die üppige Figur in einen beigefarbenen gesteppten Regenmantel gehüllt. Auf festen grauen Löckchen saß eine grüne Bommelmütze, und die Füße steckten in wildledernen Winterstiefeln.
    »Hallo«, sagte sie freundlich. »Dacht mir schon, daß Sie hier sind. Mrs. Russell hat mir geschrieben, Sie kommen diese Woche. Kommt noch vor Weihnachten, hat sie geschrieben, und bestimmt würden Sie wollen, daß ich auch bei Ihnen putze – wie bisher für sie.« Sie nickte nachdrücklich, während sie sprach, in völligem Einvernehmen mit sich selbst, und die Bommel hüpfte dabei auf und ab. »Ich hab den Wagen gesehn, als ich bei Miss Needham rauskam, der Dame, was gegenüber wohnt«, beendete sie ihre Erklärungen.
    »Mrs. Brissett?« fragte Meredith.
»Ganz recht, meine Liebe. Und Sie sind Miss Mitchell. Ich hab ein paar Sachen in den Kühlschrank getan. Haben Sie sie gefunden? O ja, Sie haben, da liegt das Brot. Wenn Sie Ihre Vorräte ergänzen wollen, müssen Sie nach Bamford fahren, weil wir haben hier keinen Laden nicht. Morgen ist Freitag, und da wird’s in Bamford mächtig zugehn, schließlich steht ja Weihnachten vor der Tür und so. Das Geld, das die Leute Weihnachten ausgeben! Aber es ist schön, all die hübschen Sachen zu sehen, das denk ich jedenfalls.«
Ein kleines Rätsel hatte seine Lösung gefunden. »Waren Sie es, die so nett war, einen Weihnachtsschmuck an der Haustür zu befestigen?«
»Oh, dann haben Sie ihn also gesehen?« sagte Mrs. Brissett erleichtert. »Dachte, jemand hätt ihn geklaut. Wie ich gesagt hab, ich mag es, wenn es weihnachtlich aussieht, und da ich weiß, daß Sie aus dem Ausland gekommen sind, dacht ich, Sie würden sich freuen. Ich weiß nicht, ob man so was im Ausland macht. Gefällt mir gar nicht, daß der Doktor und Mrs. Russell da draußen in der Wüste sind und weit und breit kein Weihnachtsbaum, nur Kamele und so. Wo isser?«
»Ist runtergefallen«, schwindelte Meredith. »Ich glaube, das Klebeband war
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