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Frühstück bei Tiffany

Frühstück bei Tiffany

Titel: Frühstück bei Tiffany
Autoren: Truman Capote
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Schluß machen, wenn er nicht 'ne Unterhaltung mit den Jungens von der Sitte haben will - die Kleine war nämlich fünfzehn. Aber Stil hatte sie - die war in Ordnung, die kommt an. Selbst wenn sie soo dicke Gläser trägt - selbst wenn sie den Mund aufmacht und man weiß nicht, stammt sie von den Bergen oder aus Oklahoma oder sonstwoher. Und ich weiß es bis heute nicht.
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    Ich vermute, es wird's nie einer wissen, wo sie her ist. Sie ist eine so gottverdammte Schwindlerin, daß sie es wahrscheinlich selber nicht mehr weiß. Aber wir haben ein Jahr gebraucht, um diesen Dialekt abzuschleifen. Wie wir's schließlich fertigbrachten? - wir gaben ihr französischen Unterricht - nachdem sie Französisch nachsprechen konnte, dauerte es nicht mehr lange, bis sie auch Englisch imitierte. Wir modelten sie zurecht nach dem Typ der Margaret Sullavan, aber die konnte sie noch mit ihren eigenen Kurven schlagen, Leute interessieren sich, von denen oben, und um allem die Krone aufzusetzen: Benny Polan, sehr geachteter Bursche, Benny will sie heiraten. Kann ein Agent mehr verlangen? Da bums! die «Geschichte des Dr. Wessell
»
. Den Film gesehen? Cecil B. DeMille. Gary Cooper. Mein Gott: ich bring mich um, alles ist abgemacht - sie wollen Probeaufnahmen von ihr für die Rolle von Dr. Wassells Krankenschwester machen. Eine von seinen Schwestern, schön - aber immerhin. Dann bums ! klingelt das Telephon.» Er griff in die Luft nach einem Telephon und hielt es sich gegen sein Ohr. «Sie sagt, hier ist Holly, ich sage Süße, du klingst so weit weg, sagt sie, ich bin in New York, sage ich, was zum Teufel machst du in New York, wenn doch Sonntag ist und sie morgen die Probeaufnahmen machen? Sie sagt ich bin in New York, weil ich noch nie in New York gewesen bin. Ich sage jetzt setz aber deinen Hintern in ein Flugzeug und komm zurück, sagt sie, das möcht' ich nicht. Ich sage worauf willst du 'raus, Puppe?
    Sie sagt man muß selber gut sein wollen und ich will's ja gar nicht, ich sage schön, was zum Teufel willst du also und sie sagt, wenn ich das 'rausgefunden habe kriegst du's als erster zu wissen.
    Verstehen Sie nun, was ich meine: Pferdemist auf einer Schüssel.»
    Der rote Kater sprang aus dem Korb und rieb sich an seinem Bein. Er hob die Katze mit der Spitze seines Schuhes und schleuderte sie fort, was ekelhaft von ihm war, nur schien er von der Katze gar nichts zu merken, sondern nur seine eigene Gereiztheit.
    «Das hier sollte sie wollen?» sagte er und warf beide Arme zur Seite. «Eine Menge Leute, die gar nicht erwartet sind? Von zugesteckten Trinkgeldern leben. Mit Taugenichtsen 'rumlaufen. Vielleicht möchte sie nun gar Rusty Trawler heiraten? Soll man ihr etwa dafür eine Medaille anstecken?»
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    Er wartete, funkelnden Auges.
    «Bedaure, den kenne ich nicht.»
    «Sie kennen Rusty Trawler nicht? Können Sie auch nicht viel über die Kleine wissen. Ein übler Handel», sagte er und die Zunge schnalzte in seinem Riesenschädel. «Ich hoffte, Sie hätten möglicherweise etwas Einfluß. Könnten alles gradebiegen bei der Kleinen, eh's zu spät ist.»
    «Aber Ihren Reden zufolge, ist es das doch bereits.»
    Er blies einen Rauchring, ließ ihn verwehen, ehe er lächelte; das Lächeln änderte sein Gesicht, dem etwas Sänftigendes geschah. «Ich könnte nochmal einen Anstoß geben. Wie ich schon sagte», wiederholte er und jetzt klang es echt, «ich mag die Kleine ehrlich gern.»
    «Was für Skandalgeschichten verbreitest du, O. J.?» Holly platschte in den Raum, mehr oder weniger in ein Handtuch gewickelt, und ihre nassen Füße hinterließen triefende Spuren auf dem Boden.
    «Nur das Übliche. Daß du einen Klaps hast.»
    «Fred weiß das bereits.»
    «Aber du nicht.»
    «Bitte 'ne brennende Zigarette, Herzchen», sagte sie, ihre Badekappe herunterreißend, und schüttelte ihr Haar. «Dich meine ich nicht, O. J. Du bist ein solcher Schlabber. Immer hast du Negerlippen.»
    Sie schöpfte den Kater hoch und schwang ihn sich auf die Schulter. Er hockte da in der Schwebe wie ein Vogel, seine Pfoten verwirrten sich in ihrem Haar, als sei es Strickgarn, und dennoch war er, ungeachtet seiner liebenswürdigen Possen, ein mürrisches Tier mit einer Halsabschneidervisage, das eine Auge klebrig-blind, das andere funkelte von finstern Taten.
    « O. J. ist ein alter Schlabber», wiederholte sie zu mir und nahm die Zigarette, die ich ihr angezündet hatte, «aber er kennt eine entsetzliche Menge Telephonnummern. Wie ist David 0. Selzniks
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