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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht
Autoren: Jennifer Estep
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kein Mädchen-Mädchen, und von so viel Rosa umgeben zu sein sorgte dafür, dass mir ein wenig schwindlig zumute wurde. Wahrscheinlich würde Logan im nächsten Traum, in dem er mich umbrachte, eine rosa Lederjacke tragen. Ich schnaubte bei dem Gedanken.
    Plötzlich schnippten Finger direkt vor meinem Gesicht, gefolgt von ein paar prinzessinnenrosa Funken. Ich wich vor der Magieexplosion zurück und sah auf, nur um Daphne Cruz zu entdecken, die mit in die Hüften gestemmten Händen vor mir stand, während ihr Fuß einen schnellen Rhythmus auf den Boden trommelte.
    »Gwen? Hörst du mir überhaupt zu?«
    »Sicher«, erklärte ich fröhlich. »Ich habe nur darauf gewartet, dass du das nächste Kleid anziehst.«
    Daphne kniff die schwarzen Augen zusammen, und noch mehr Funken schossen aus ihren Fingerspitzen. Wie alle Walküren stieß Daphne immer mehr Magie aus, wenn sie wütend, aufgeregt – oder, wie in diesem Fall, genervt war … von mir und meinem totalen Mangel an Modeverstand.
    Sie hatte mich gebeten, ihr dabei zu helfen, die richtige Kleidung für ein großes Date auszusuchen, das sie für nächstes Wochenende mit ihrem Freund, dem Musikfreak Carson Callahan, geplant hatte. Ich saß jetzt bereits eine Stunde auf Daphnes Bett und sah ihr dabei zu, wie sie Kleider, Pullover und ab und zu ein Paar pinke Designerjeans anprobierte, jeweils kombiniert mit den passenden Handtaschen, Schmuckstücken und anderen Accessoires.
    »Und?«, verlangte sie zu wissen. »Wie findest du das hier?«
    Sie drehte sich, sodass ihr das blonde Haar um die Schultern wehte und der kurze Rock ihres rosafarbenen Kleides um ihre Beine wogte. Der satte Ton des Stoffes sorgte dafür, dass in mir Gelüste nach Grandma Frosts selbstgemachtem Erdbeereis aufstiegen.
    »Ähm … es ist sehr … rosa?«
    Daphne verdrehte die Augen. »Natürlich ist es rosa. Gibt es überhaupt eine andere Farbe? Aber gefällt dir dieses rosa Kleid besser als das himbeerfarbene, das ich vor einer Minute anhatte? Oder was ist mit dem zuckerwattefarbenen, das ich dir davor gezeigt habe? Ich glaube, ich habe irgendwo auch noch einen kaugummifarbenen Pullover …«
    Daphne stiefelte zu ihrem Schrank, zog noch mehr Kleidung aus seinen Tiefen und warf sie zur Seite, bis sie gefunden hatte, wonach sie suchte. Dank ihrer Walkürenstärke flogen die Kleidungsstücke durch den ganzen Raum und landeten auf dem Regal, dem Fernseher und sogar auf den Computerbildschirmen, Servern und Festplatten auf ihrem Schreibtisch, an denen sie so gerne herumdokterte.
    Ich duckte mich gerade noch rechtzeitig, um nicht von einem pinkfarbenen Rollkragenpulli getroffen zu werden. Verzweifelt und hilfesuchend sah ich zu Vic, den ich beim Hereinkommen ans Kopfende des Bettes gelehnt hatte. Doch der Mund des Schwertes hing offen, und es schnarchte leise. Vic interessierte sich keinen Deut mehr für Mode als ich. Ich hatte auch Nyx mitgebracht, aber die kleine Wölfin kauerte auf dem Boden am anderen Ende des Raumes und machte sich bereit, ein Hello-Kitty-Stofftier anzuspringen, das ganz unten in einem der Regale stand. Selbst das Stofftier trug ein rosa Kleidchen.
    »Da ist er!« Daphne trat mit einem hellen Pullover in den Händen vom Schrank zurück. »Was hältst du von dem?«
    Sie hielt den Pullover über das Kleid, und die Farbe ließ ihre bernsteinfarbene Haut noch makelloser erscheinen als gewöhnlich.
    »Der gefällt mir«, meinte ich. »Er ist sehr … pink.«
    Ich verzog das Gesicht, doch Daphne strahlte mich an.
    »Das ist einer meiner Lieblingspullis.« Sie drückte den Stoff wieder an ihre Brust und bewunderte ihre Reflexion im Spiegel über der Kommode. »Keine Ahnung, warum ich nicht schon früher daran gedacht habe. Danke, Gwen.«
    »Gern geschehen. Kein Problem.«
    »Ich bin mir sicher, er ist perfekt für das Restaurant, in das Carson mich ausführen will.«
    »Ja. Perfekt.«
    Daphne musste meinen nicht gerade enthusiastischen Tonfall bemerkt haben, denn sie drehte sich abrupt wieder zu mir um. »Es tut mir leid. Ich sollte nicht über Carson reden und über irgendein dämliches Date, zu dem er mich ausführt. Nicht wenn Logan …«
    Ihre Stimme verklang, und dieses Mal zuckte sie tatsächlich zusammen.
    »Nicht wenn Logan weg ist«, beendete ich ihren Satz.
    »Es tut mir leid, Gwen. Das war eine dämliche Idee, oder? Ich wollte dich einfach nur ein wenig aufmuntern …«
    Ich hob eine Hand, um sie zu unterbrechen. »Nein, es ist okay. Dass Logan nicht hier ist, heißt
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