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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht
Autoren: Jennifer Estep
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trotz der schlechten Erinnerungen, die inzwischen damit verbunden waren – von seinem Angriff auf mich.
    Für einen Moment schmerzte meine Brust. Ich ließ die Kette los und massierte mir die Stelle über meinem Herzen. Dort zogen sich zwei Narben über meine Haut. Eine stammte von Logans Angriff. Die andere war von Preston Ashton verursacht worden, einem Schnitter, der mit einem Dolch auf mich eingestochen hatte, der gleichzeitig ein Artefakt war. Daphne und Professor Metis hatten beide ihre Heilmagie eingesetzt, um die Narben verschwinden zu lassen, aber es hatte nicht funktioniert. Metis hatte erklärt, dass mächtige Artefakte manchmal Male zurückließen, die niemals verschwanden – genau wie meine Erinnerungen an diese Kämpfe niemals verblassen würden.
    Außerdem zogen sich zwei Narben über meine Handfläche – eine von dem Kampf mit Logan, die andere stammte aus der Nacht, in der Vivian mich mit dem Helheim-Dolch geschnitten hatte, um mein Blut für die Befreiung von Loki einzusetzen. Das Seltsame war, dass die Narben auf meiner Hand genau die über meinem Herz spiegelten – bis hin zu Größe, Form und der seltsamen, nicht ganz perfekten X -Form, die sie bildeten. Ich fragte mich, wie viele weitere Narben ich wohl davontragen würde, bevor Loki – oder ich – den Tod gefunden hatte.
    Die Gedanken an Vivian, Preston und die anderen Schnitter sorgten dafür, dass Wut in meiner Brust hochkochte und meine Melancholie vertrieb. Doch um ehrlich zu sein, war ich nicht nur wütend auf die Schnitter – ich war auch wütend auf Logan.
    Mir war klar, dass er das Gefühl gehabt hatte, er müsste Mythos verlassen, weil er befürchtete, er könnte mich wieder verletzen; dass er Zeit brauchte, um mit allem umzugehen, was passiert war. Logisch betrachtet wusste ich das. Trotzdem fühlte es sich an, als hätte er mich verraten – als hätte er mich zurückgelassen, um allein gegen die Schnitter zu kämpfen und mich meinen Albträumen zu stellen.
    Ich lachte bitter auf. Vielleicht war ich nicht so sehr wütend, sondern vielmehr eifersüchtig. Denn wenn ich nie wieder in meinem Leben einen Schnitter sah, wäre das immer noch nicht früh genug. Doch es gab nichts, was ich dagegen tun konnte.
    Überhaupt nichts.
    Also schob ich das Bild von Logan und mir zurück in den Rahmen, dann drückte ich ihn mir an die Brust, als könnte das meine Wut dämpfen. Als würde es den hohlen Schmerz in meiner Brust lindern, als könnte dieses Stück Metall mein Herz davon abhalten, noch weiter zu brechen.
    Natürlich konnte es das nicht. Aber zumindest hatte ich das Gefühl, wieder atmen zu können, und auch die Wände kamen nicht länger auf mich zu. Also blieb ich noch eine Weile dort auf Logans Bett sitzen und umklammerte das Bild von uns beiden.

Ich schaffte es vor der Ausgangssperre um zehn zurück in mein Zimmer, schlief aber in dieser Nacht nicht viel. Jedes Mal, wenn ich eindöste, wachte ich mit einem Ruck wieder auf, weil ich Angst hatte, in einen weiteren Albtraum über Logan und die Schnitter zu rutschen. Schließlich gab ich auf, wickelte mich in die Bettdecke, setzte mich zusammengerollt auf meine gepolsterte Fensterbank und starrte in die Dunkelheit der Nacht. Falls Vivian und der Rest der Schnitter angriffen, sah ich sie auf diese Art wenigstens kommen.
    Doch es tauchten keine Schnitter auf, die Sonne stieg über den Horizont, wie sie es immer tat, und ich musste mich einem neuen Tag stellen.
    Waffentraining mit meinen Freunden Oliver und Kenzie in der Sporthalle. Vormittagsunterricht. Mittagessen mit Oliver und Alexei. Nachmittagsunterricht. Ein kurzer Ausflug vom Campus, um Grandma Frost zu besuchen. Immer dasselbe Lied, bis es so weit war, meine Schicht in der Bibliothek der Altertümer anzutreten.
    Normalerweise hätte ich um diese Zeit quer auf dem Bett gelegen, meine neuesten Comics gelesen und irgendwelche süßen Köstlichkeiten in mich hineingestopft, die Grandma Frost für mich gebacken hatte. Doch im Moment saß ich in einem anderen Wohnheimzimmer, in dem Wände, Decke und Vorhänge pink waren. Ich rutschte auf dem Bett hin und her und verknitterte dabei die Bettdecke, die ebenfalls, man konnte es sich denken, pink war. Sonnenlicht fiel durch die Spitzenvorhänge, die vor dem Regal in der Ecke hingen, und beleuchtete die Bücher darin. Selbst ihr Mythengeschichtsbuch hatte einen rosafarbenen Umschlag. Wie hatte sie das geschafft?
    Ich hielt mich selbst nicht gerade für unweiblich, aber ich war sicherlich
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