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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht
Autoren: Jennifer Estep
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für mich da war.
    Das Seltsame war, dass ich vor ein paar Tagen tatsächlich ins Kreios-Kolosseum gegangen war und Rans Netz im Moment wirklich über meinem Schreibtischstuhl hing. Ich hatte mich beim Abendessen im Speisesaal mit Alexei und Daphne Cruz, meiner besten Freundin, noch darüber unterhalten, wie nutzlos es zu sein schien. Danach waren wir in mein Zimmer gegangen, um eine Weile abzuhängen, und danach hatte ich beschlossen, mich aufs Bett zu legen und ein paar Minuten auszuruhen, bevor ich unter die Dusche stieg und mich bettfertig machte. Stattdessen war ich eingeschlafen, und die Erinnerung an das Netz hatte irgendwie den wiederkehrenden Albtraum über Logan ausgelöst, der mir sein Schwert in die Brust rammte.
    Genau wie er es vor ein paar Wochen tatsächlich getan hatte.
    »Nun, offensichtlich hast du immer noch ein paar Probleme mit dem Spartaner und dem, was er dir angetan hat«, meinte Vic schließlich. »Und wieso auch nicht? Willst du darüber reden?«
    Das fragte er mich seit dem ersten Albtraum vor ein paar Wochen immer wieder, aber auch jetzt schüttelte ich den Kopf. Ich wollte nicht darüber reden. Ich wollte nicht mal daran denken , obwohl meine Weigerung, mich damit zu beschäftigen, wahrscheinlich meine Albträume nicht besser machte. Nach einem Moment seufzte ich. Plötzlich war ich sehr müde – der Schnitter, des Kämpfens und besonders all der schrecklichen Erinnerungen, die ich niemals vergessen konnte – nicht mal, wenn ich schlafen ging.
    »Gwen?«, fragte Vic wieder.
    »Jetzt geht es mir gut«, sagte ich. »Es war nur ein Traum. Es war nicht real.«
    Dieses Mal.
    Vic schenkte mir einen mitfühlenden Blick, den ich ignorierte. Das Schwert war supernett zu mir, seit Logan verschwunden war. Alle meine Freunde verhielten sich so, was mich nur noch mehr daran erinnerte, dass der Spartaner weg war.
    Meinen Worten zum Trotz hatte der Albtraum mich erschüttert. Wieder fühlte ich den verzweifelten Drang zu entkommen, irgendwo hinzugehen, wo niemand mich beobachtete – einen Ort zu finden, an dem niemand mich ansah oder versuchte, mir wehzutun. Ich warf einen Blick auf die Uhr auf dem Nachttisch. Kurz nach acht. Ich hatte noch Zeit, bevor die Wohnheime um zehn für die Nacht geschlossen wurden.
    Ich drückte Nyx noch einmal, trug sie wieder zu ihrem Korb und half ihr, es sich darin bequem zu machen. Dann schlüpfte ich in meine Jacke und griff nach Handschuhen und Schal. Außerdem nahm ich Vic von der Wand und befestigte seine Scheide an meinem Gürtel. Anders als in meinem Traum war ich im realen Leben nicht so dämlich, meine Waffe nicht mitzunehmen, selbst wenn mein Ziel nicht allzu weit entfernt lag und der Campus angeblich in letzter Zeit sicherer war.
    »Wo gehen wir hin?«, fragte Vic.
    »Das wirst du schon sehen.«
    Ich öffnete die Tür und verließ mein Zimmer.
    Diesmal wirklich.

Ich hatte Alexei erklärt, ich würde den Rest des Abends in meinem Zimmer verbringen, also war er in sein eigenes Wohnheim zurückgekehrt, statt vor meiner Tür Wache zu stehen. Gut. Ich wollte nicht, dass er erfuhr, wo ich hinging. Ich wollte nicht, dass irgendwer es erfuhr. Ehrlich, es war einfach traurig und erbärmlich.
    Ich machte mir nicht die Mühe, wie in meinem Traum aus dem Fenster zu klettern. Stattdessen ging ich die Stufen hinunter und bog vor der Eingangstür des Styx-Wohnheims nach rechts ab.
    Das Wetter entsprach ziemlich genau dem in meinem Traum. Wegen des kalten Schnees und des böigen Windes war der Campus so menschenleer wie in meiner Schlafwelt – bis auf die Mitglieder des Protektorats.
    Überall auf dem Akademiegelände konnte man Männer und Frauen aller Formen, Größen und Ethnien entdecken, die über das Gelände patrouillierten, unter Bäumen Wache standen und in die Schatten spähten, die sich über dem Gelände ausgebreitet hatten. Nach dem Schnitterangriff auf das Konzert war die Security auf dem Campus ernsthaft verstärkt worden. Inzwischen sah man rund um die Uhr überall Protektoratsmitglieder. Ich bezweifelte allerdings, dass diese Maßnahmen wirklich helfen würden. Sosehr das Protektorat sich auch bemühte, es konnte nicht überall gleichzeitig sein. Früher oder später würden die Schnitter wieder auf dem Campus zuschlagen, und ich konnte nur darauf warten, dass es geschah – und versuchen, den Angriff zu überleben.
    Eine Übereinstimmung mit meinem Traum bildete Aiko, die tatsächlich direkt unter meinem Fenster vor dem Wohnheim stand. Ich winkte der
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