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Frostkuss

Frostkuss

Titel: Frostkuss
Autoren: Jennifer Estep
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Formen, Größen und Ethnien, mit Büchern und Taschen in der einen und Handys in der anderen Hand, die gleichzeitig SMS schrieben, sich unterhielten und sich ihren Weg durch die Gänge bahnten. Und alle trugen die teuerste Kleidung, die ihre Eltern sich leisten konnten, inklusive Prada, Gucci und natürlich Jimmy Choos.
    Aber wenn man die Designerklamotten und die teure Elektronik einmal ausblendete, fielen einem andere Dinge auf. Seltsame Dinge. Wie die Tatsache, dass viele der Schüler Waffen trugen. Überwiegend Schwerter, Bögen und Kampfstäbe, alle in Hüllen verstaut, die an überkandidelte Tennistaschen erinnerten. Natürlich farblich an die Kleidung des Tages angepasst.
    Die Waffen waren auf Mythos einfach nur Accessoires. Statussymbole, die verkündeten, was man war, was man konnte und wie viel Geld die jeweiligen Eltern hatten. Genauso wie die farbigen Funken und Magieentladungen, die wie statische Elektrizität in der Luft hingen. Selbst der letzte Trottel hier wusste, wie man jemandem mit einem Schwert den Kopf abschlug, oder konnte einem mit einem gemurmelten Zauberspruch die Innereien zu Brei verwandeln.
    Es war, als ginge man in einer Folge von Xena – Die Kriegerprinzessin zur Schule.
    Denn das waren alle Schüler auf der Mythos Academy: Krieger. Echte, lebende mythologische Krieger. Oder zumindest die Urururenkel mythologischer Krieger. Die Mädchen waren überwiegend Amazonen oder Walküren, während es sich bei den Jungs meistens um Römer oder Wikinger handelte. Aber es gab auch noch andere Arten von Kriegern: Spartaner, Perser, Trojaner, Kelten, Samurai, Ninjas und alles dazwischen. Sie stammten aus jeder alten Kultur, jedem alten Mythos oder Märchen, das man je gehört hatte – und aus vielen, die so gut wie niemand kannte. Alle besaßen eigene, spezielle Fähigkeiten und eigene Magie – und die dazu passenden Egos.
    Und alle waren sie reich, gut aussehend und gefährlich.
    Alle außer mir.
    Niemand beachtete mich, und niemand sprach mit mir, als ich zu meiner sechsten Stunde schlurfte – Mythengeschichte. Ich war einfach nur dieses Gypsymädchen und dementsprechend nicht reich, mächtig, beliebt, hübsch oder wichtig genug, um für irgendwen interessant zu sein. Es war Ende Oktober, das Herbstsemester lief bereits seit fast zwei Monaten, und ich hatte immer noch keine Freundin. Es gab noch nicht mal jemanden, mit dem ich beim Mittagessen im Speisesaal zusammensitzen konnte. Aber es machte mir nichts aus, keine Freunde zu haben.
    Seit dem Tod meiner Mom vor sechs Monaten machte mir nur sehr wenig etwas aus.
    Kurz bevor die Glocke bimmelte und damit allen verkündete, dass jetzt jeder in seinem Klassenzimmer sein sollte, schob ich mich auf meinen Platz in Professor Metis’ Mythengeschichtsstunde.
    Carson Callahan drehte sich auf seinem Stuhl um, der direkt vor meinem stand. »Hast du es schon gefunden?«, flüsterte er.
    Carson war ein großer Junge, gut einen Meter achtzig, und schlaksig. Er schien nur aus spitzen Kanten zu bestehen, von den Knöcheln über die Knie bis hin zu den Ellbogen, und erinnerte mich deswegen immer an ein Dreieck. Selbst seine Nase war gerade und spitz. Er hatte hellbraune Haut und ebensolche Haare, und das eckige Gestell seiner Brille ließ seine Augen wirken wie braune Schokokugeln.
    Ich verstand allerdings, warum Daphne ihn mochte. Carson war lieb und freundlich, auf diese scheue, ruhige Art, die Freaks so oft an sich haben. Aber Carson war nicht einfach irgendeine Art von Freak – er war ein Hardcore-Musikfreak und der Tambourmajor in der Marschkapelle der Mythos Academy. Und das, obwohl er erst siebzehn und wie ich im zweiten Jahrgang war. Carson war ein Kelte und hatte angeblich ein magisches Talent für Musik. Er war ein Kriegsbarde oder etwas in der Art. Überwiegend bemühte ich mich, nicht darüber nachzudenken. Ich ignorierte eine Menge Dinge auf Mythos – besonders die Tatsache, wie wenig ich hierher gehörte.
    Ich übergab Carson das Armband in seiner Tüte und achtete sorgfältig darauf, ihn nicht zu berühren, damit der Musikfreak keine Vision in mir aufblitzen ließ. Denn zusätzlich zu Daphnes Gefühlen hatte ich gestern, als ich den Rosenanhänger hinter dem Schreibtisch hervorgefischt hatte, auch einen Einblick in Carsons Gefühle erhalten. Ich sah nicht nur die Person, die einen Gegenstand zuletzt berührt hatte – ich konnte jeden blitzen, der das Ding je in der Hand gehabt hatte. Jemals.
    Was bedeutete, dass ich wusste, wem Carson das
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