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Frostblüte (German Edition)

Frostblüte (German Edition)

Titel: Frostblüte (German Edition)
Autoren: Zoë Marriott
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nie irgendwelche Versprechungen gemacht und –«
    »Hältst du endlich den Mund?«, sagte ich und mein Tonfall ähnelte so sehr Arians, dass sich ein Kloß in meinem Hals bildete. »Arian hat mich zweimal geküsst. Ich habe es zweimal zugelassen. Mehr war nicht. Alles andere schlag dir aus dem Kopf. Es ist unfair – nicht nur mir gegenüber, sondern auch ihm. Er wusste, dass ich dich liebe, und er hat es akzeptiert.«
    Luca zögerte. Als er sprach, waren seine Worte so unerwartet, dass ich einen Moment brauchte, bis ich sie begriff. »Hast du … mich noch …? Kannst du nach dem, was ich getan habe, noch etwas für mich empfinden? Ich habe versucht dich umzubringen …« Seine Stimme versagte. »Ich habe jedes Versprechen gebrochen, das ich dir je gegeben habe. Selbst wenn du mit diesem Gesicht leben könntest, bin ich wohl kaum mehr ein gutes Geschäft.«
    Ich holte langsam und tief Luft. Hatten wir das nicht auf dem Innenhof des Tempels geklärt? Doch auch wenn es Luca jetzt besser ging, durfte ich nicht vergessen, dass er ein veränderter Mann war. Ein gebrochener Mann, der sich selbst wieder zusammengesetzt hatte. Er würde nie wieder dieser unbekümmerte, waghalsige Mensch sein, der er früher gewesen war. Man hatte ihm die Vorsicht eingebrannt.
    Vielleicht würde er die Liebe eines anderen nie wieder als selbstverständlich annehmen können. Und vielleicht war das ja nichts Schlechtes?
    »Als ich dich das erste Mal gesehen habe, Luca, hast du erraten, dass ich lange Zeit allein gewesen bin«, sagte ich langsam, denn ich spürte, dass der geringste Fehler, ein einziges falsches Wort, etwas unwiederbringlich zerbrechen konnte. »Und so war es. Ich hatte fast mein ganzes Leben in der Dunkelheit gelebt und du hast als Erster Licht in mein Dasein gebracht. Und vielleicht habe ich deshalb … Gefühle für dich entwickelt. Du erschienst mir wie ein Traum. Vollkommen und golden und gut und in allem so sicher. Du machtest es so einfach zu glauben, dass du immer stark sein, immer eine Antwort auf alles haben würdest. Vermutlich hast du das selbst geglaubt. Aber das – das war nur Schwärmerei. Heldenanbetung. Es ist nicht wirklich. Ich habe in den letzten Monaten eine Menge über die Liebe gelernt. Und etwas, das ich gelernt habe, ist, dass man jemand für das wollen muss, was er ist, nicht für das, was man in ihm sehen will. Man muss den tatsächlich existierenden Menschen lieben; nicht irgendeinen Traum, der einem durch den Kopf schwirrt. Keiner von uns beiden hätte so leben können.«
    »Was bedeutet das für uns?«, fragte er ruhig. Er drehte sich zu mir und versuchte mein Gesicht zu erkennen. »Was willst du damit sagen, Frost?«
    Ich wandte mich zu ihm und ließ das Sternenlicht in meine Augen scheinen. »Ich will dich nicht, weil ich erwarte, dass du herbeigeeilt kommst und mich rettest und alles gut machst. Ich will dich nicht, weil du auf alles eine Antwort hast. Ich will dich nicht mal, weil du schön bist. Nichts davon hat irgendeine Bedeutung. Du kannst nie ein schlechtes Geschäft für mich sein, weil du … Luca bist. Und ich dich liebe.«
    Ich hörte, wie er Luft holte. Dann schlangen sich seine Arme um mich, sein Herz pochte gegen meine Brust, als wäre er gerade über die Ziellinie eines Rennens gelaufen, bei dem es um Leben und Tod ging. Ich spürte warme Tränen über meine kalten Wangen laufen und konnte nicht sagen, von wem sie stammten, aber es interessierte mich auch nicht. Ich klammerte mich mit allem, was ich war, an ihn. Ich würde ihn nie wieder loslassen.
    Schließlich rückte Luca ein wenig ab und drückte mich in ängstlicher Zärtlichkeit an sich. Seine Augen waren große, dunkle Tümpel, so warm und voller Glück, wie früher. Ich berührte die Narbe auf seiner Wange und er zuckte nicht zurück.
    Er sagte: »Ich wusste nicht, ob du mir verzeihen könntest, was ich dir alles zugemutet habe und dass ich an Arians Tod schuld bin. Ich wusste nicht einmal, ob ich dich darum bitten durfte.«
    »Du bist nicht an Arians Tod schuld«, widersprach ich und schlug ihm leicht auf den Arm. Ich hatte das Gefühl, dass ich diese Worte oft würde wiederholen müssen, bis sie ihm ins Bewusstsein drangen. Luca war zu sehr daran gewöhnt, die Verantwortung für andere zu übernehmen, um Schuldgefühle einfach aufzugeben. »Ion hat den Pfeil abgeschossen und Arian hat beschlossen uns zu retten. Er hätte dir nie die Schuld daran gegeben, ebenso wenig wie ich ihm die Schuld gegeben hätte, wenn du an
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