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Frostblüte (German Edition)

Frostblüte (German Edition)

Titel: Frostblüte (German Edition)
Autoren: Zoë Marriott
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haben.«
    »Was? Wovon redest du?« Luca wich seitlich aus, er hielt das Schwert hoch, als wollte er sich so vor meinen Worten schützen.
    »Hast du es noch nicht durchschaut? Er hat dich gefangen genommen. Er hat dich gefoltert. Und dann … hat er dich laufenlassen.«
    »Ich bin geflohen. «
    »Bist du dir da so sicher? Ich würde denken, dass du in deinem Zustand noch nicht mal aus deinem Bett gekommen wärst. Er hat mit dir gespielt. Er ließ dich laufen, weil er sehen wollte, was aus dir würde. Er wollte sehen, ob er diesen tapferen, liebenswürdigen Bruder – diesen goldenen Jungen, den er so sehr geliebt und gehasst haben muss – in ein Spiegelbild seiner selbst verwandeln konnte.«
    »Ich bin nicht wie er!«
    »Schau dich doch an, Luca«, sagte ich scharf. »Schau dir an, was du tust. Du versuchst gerade eine deiner Soldatinnen umzubringen, und wenn du damit fertig bist, wirst du Kinder foltern. König Abheron der Wahnsinnige würde dich mit Kusshand nehmen.«
    »Halt den Mund!«
    Luca stürzte sich auf mich.
    In dem Augenblick, als unsere Klingen gegeneinanderklirrten, wusste ich, dass ich mich nicht getäuscht hatte. Luca hatte sich bislang zurückgehalten. Nun zwang mich seine Kraft zum Rückzug, meine Füße rutschten auf dem Schnee weg.
    »Du weißt, dass es stimmt«, sagte ich und wich dem nächsten Hieb auf mein Gesicht aus. Luca gab keine Antwort. Seine Augen waren fiebrig und verzweifelt, als hätte ich ihn an den Rand des Wahnsinns getrieben. Mit gefletschten Zähnen wirbelte er herum und trat wild um sich.
    Ich wich zurück und versuchte nur noch mich irgendwie auf den Füßen zu halten. Lucas Schwert prallte von der eisernen Schaftfeder der Axt ab und streifte mein Kinn. Mir lief Blut den Hals hinunter, da verpasste Luca mir einen Tritt, der mir fast die Rippen gebrochen hätte. Ich taumelte, meine Knie wurden schwach. Luca hob das Schwert.
    Der Wolf regte sich von neuem.
    Tochter
, flüsterte er. Seine Stimme klang anders dieses Mal, nicht mehr wie die von Garin Aeskaar, sondern heftiger, sie ähnelte mehr der knurrenden, grausamen Stimme, die ich in meiner Vision gehört hatte.
Tochter, wenn du jetzt nicht um dein Leben kämpfst, stirbst du.
    Dann hilf mir, Vater. Kämpf mit mir.
    Das Wilde in mir brach hervor. Als seine kraftvollen Gliedmaßen den meinen Kraft einflößten, lief ein Schauder durch meinen Körper. Muskeln spannten sich an, zuckten. Eiskristalle begannen sich auf meiner Haut auszubreiten. Meine Sicht wurde schärfer, silbernes Licht blitzte auf.
    Ich spürte, wie der Wolfsbiss auf meiner Wange zum Leben erwachte.
    Meine Axt schnellte hoch und traf Lucas Klinge. Luca zog sich zurück, drehte sich und ging in die Knie, dann schnellte sein Bein in meine Richtung. Ich sprang hoch und zog dabei beide Knie an, bereit für einen Doppeltritt. Meine Füße trafen seine Brust mit einem dumpfen Schlag. Kälte pulste durch die Muskeln in meinen Beinen und wanderte zu meinen Stiefeln hinunter.
    Lucas Brustharnisch verbog sich. Er flog mit einem heiseren Schmerzensschrei nach hinten, während ich mit beiden Füßen aufkam.
    Er landete ein paar Meter weiter im Schnee und überschlug sich, bevor er sich taumelnd wieder aufrichtete. Er zauderte einen Augenblick, dann nahm er sein Schwert in beide Hände. Ich konnte hören, wie er mühsam nach Luft rang. Sein Gesicht um die Verbände war weißer als zuvor.
    »Du weißt es, oder?«, fragte ich gnadenlos, während ich auf ihn zuging. »Wir haben diese Festung gestürmt, unsere Feinde geschlagen und die Tempelfestung zurückerobert – und trotzdem, trotz all dem, hat er irgendwie gewonnen. Er hat dich gewonnen.«
    »Du hast keine Ahnung, was er mir angetan hat«, sagte Luca. Tränen schimmerten in seinen Augen. »Du hast keine Vorstellung … Er hat mir alles genommen. Alles. Und ich kann es nicht zurückholen!«
    Ich schwang meine Axt in einem großen Bogen über den Kopf, was Lucas Schwert in eine Abwehrhaltung zwang. Er zog es ächzend zurück. Seinen nächsten Hieb blockte ich problemlos ab, denn ich erkannte die Abläufe, die wir so viele Male zusammen geübt hatten. In Panik und unter Schmerzen verfiel Luca jetzt zurück in die Grundbewegungen.
    Zu dumm, dass er sie mir alle eigenhändig beigebracht hatte.
    Ich wich seitlich aus, um einem Tritt zu entgehen, senkte die Axt, um das Schwert abzuschmettern, das auf meinen Bauch zielte, dann machte ich eine Drehung, holte mit der Axt zu einem Nackenschlag aus, von dem ich wusste, dass Luca ihn
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