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Frost

Frost

Titel: Frost
Autoren: John Rector
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nachladen, um uns beide zu erschießen.»
    Butch schwieg.
    «Einer von uns wird sich den Revolver schnappen, bevor Sie nachgeladen haben.»
    Butchs Gesichtsausdruck veränderte sich, wurde düster. Dann lächelte er. Es war kein nettes Lächeln.
    Ich wiederholte, dass er uns nicht erschießen müsse, dass wir uns etwas ausdenken könnten, als ich Lilith keuchen hörte und bemerkte, dass Butchs Augen an mir vorbeisahen.
    «He, verdammt nochmal.» Er trat zur Seite und zielte mit dem Gewehr. «Lass das. Leg das wieder hin, jetzt!»
    Ich drehte mich um und sah, dass Sara neben Lilith hockte. Als sie sich wieder aufrichtete, hielt sie den Revolver in der Hand.
    Butchs Finger schlossen sich um den Abzug.
    «Nein!» Ich schob mich blitzschnell vor ihn, um den Schuss abzuwehren. «Sie ist schwanger.»
    Butch sah mich an, und einen kurzen Moment lang schien sich etwas in seinem Blick zu verändern, dann war es wiedervorbei. Schon war ich bei ihm, hoffte, ihm das Gewehr aus den Händen schlagen zu können, bevor er abdrückte. Da hörte ich das bekannte, metallische Flüstern hinter mir. Dann noch einmal.
    Dann nichts mehr.
    Butch stand einfach so da und starrte an mir vorbei. Dann senkte er langsam das Gewehr.
    Ich drehte mich um.
    Sara stand über Lilith. Sie hielt die Waffe auf sie gerichtet, und ein frischer Schwall Blut sickerte in den Schnee um ihren Kopf herum.
    Die sanften Würgegeräusche waren verstummt.
    Niemand bewegte sich.
    «Sara?»
    Sie schaute mich an, aber in ihrem Blick war nichts, kein Gefühl.
    Ich wollte noch etwas sagen, aber sie ging an mir vorbei auf Butch zu. Er wich aus.
    Sara hielt ihm den Revolver hin.
    «Nehmen Sie ihn.»
    Butch zögerte, dann streckte er die Hand aus und nahm die Waffe.
    «Jetzt haben Sie niemanden getötet.»
    Butch schaute auf den Revolver, dann zu Lilith. Ich dachte, er würde etwas sagen, aber da gingen plötzlich mit einem elektrischen Summen die Lichter an den Wegen an. Das Neonschild über dem Eingang zur Rezeption flackerte auf: eine große Palme mit den Worten «Zur Oase» und «Zimmer frei» darunter.
    Butch schaute sich um. Sein Blick blieb an mir hängen.
    «Es gibt wieder Strom.»
    Er sagte das ganz beiläufig, und ich konnte nur nicken. «Was sollen wir tun?», fragte ich.
    Er ließ sich Zeit mit der Antwort. Dann steckte er Liliths Waffe ein und sagte: «Ich will, dass ihr verdammt nochmal verschwindet. Ich muss ein paar Anrufe erledigen, bevor der Sheriff auf die Idee kommt, hier vorbeizuschauen.»
    Ich wollte gerade noch etwas sagen, aber Sara packte mich beim Arm und zog mich weg. Als wir an dem Koffer vorbeikamen, bückte ich mich und wollte ihn aufheben.
    Aber Butch hinderte mich daran.
    «Lass ihn liegen», sagte er. Seine Stimme war eiskalt.
    Ich zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde, aber das reichte aus zu erkennen, dass Butch das Gewehr hob, kaum sichtbar.
    Sara zog heftig an meinem Arm. «Komm jetzt, Nate.»
    Ich warf dem Koffer einen letzten Blick zu, wandte mich dann um und folgte Sara in unser Zimmer.
    Die Taschen standen hinter der Tür.
    Zack hatte sie auf der Suche nach dem Geld durchwühlt, aber es dauerte nicht lang, bis wir sie wieder gepackt hatten und sie ins Auto laden konnten.
    Wir beeilten uns, so gut wir konnten, und schon fünf Minuten später waren wir auf dem Highway.
    Wir schwiegen lange.

teil drei

38
    Wir schafften es noch vor Sonnenuntergang bis Omaha. Ich entdeckte einen billigen Supermarkt an der Interstate, fuhr auf den Parkplatz und hielt unter einer Straßenlaterne. Es schneite immer noch, und der Parkplatz war fast leer.
    «Ist der Supermarkt offen?», fragte Sara.
    Ich zeigte auf das «24   Stunden geöffnet»-Schild über der Tür und zählte ein paar Dinge auf, die Sara mitbringen sollte. Dann lehnte ich mich zurück und schloss für einige Minuten die Augen.
    Es war keine richtige Pause, aber es half.
    Als sie wiederkam, trug sie eine Plastiktüte mit steriler Gaze, Desinfektionsmittel und antibiotischer Salbe.
    «Meinst du, das reicht?»
    Ich nickte.
    Wir fuhren wieder auf die Interstate und durch die Stadt.
    Ich suchte einen Schlafplatz außerhalb der Stadt, wo ich mich in Ordnung bringen und etwas zu essen bekommen könnte.
    Im Osten zog sich ein dünner rosa Streifen über den Horizont, und als wir die Stadt verließen, war daraus ein flammender Wirbel aus Orange und Rot geworden.
    «Wie wär’s damit?» Sara deutete auf ein großes rotes Neonschild. «Sapp Brothers. Ist das eine Raststätte?»
    Das Schild war
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